Das Haus auf den Klippen
Adam.
Covey sah verblüfft aus. »Was soll das denn heißen?«
Tina räumte einen Tisch in der Nähe ab. Adam nickte in ihre
Richtung. »Es heißt, daß die Polizei weiß, daß Sie sich mit dieser adretten jungen Dame im Cheshire Pub getroffen haben,
bevor Ihre Frau starb, und daß sie vielleicht auch bei Ihnen zu
Hause war.«
»Henry Sprague.« Coveys Miene spiegelte Abscheu.
»Henry Sprague wußte, daß Sie sie nicht bloß zufällig im Pub
getroffen haben. Doch wenn Sie ihm nicht ein Ammenmärchen
verzapft hätten, sie gehöre zur Truppe von dem Stück im Cape
Playhouse, dann hätte er nichts zu dem Kriminalbeamten gesagt.
Und woher kennt Mrs. Sprague Tina?«
»Sie kennt sie gar nicht.«
»Phoebe wußte genug, um sie beim Namen zu nennen. Wie
oft war Tina bei Ihnen zu Hause?«
»Einmal. Sie kam vorbei, als Viv vermißt gemeldet war. Diese Sprague weiß doch nicht, was sie tut. Es ist ganz schön gespenstisch, wenn man sie zum Fenster hereinstarren oder plötzlich die Tür aufmachen und hereinkommen sieht. Seit sie so
schlecht dran ist, bringt sie die ganzen Häuser durcheinander.
Sie muß gerade herumgelungert sein, als Tina das eine Mal kam.
Vergessen Sie nicht, Adam, in den Wochen damals sind eine
Menge Leute bei mir aufgetaucht.«
»Was für eine Beziehung hatten Sie zu Tina, bevor Ihre Frau
starb?«
»Absolut gar keine von der Minute an, als ich Viv kennenlernte. Davor schon. Als ich letztes Jahr im Büro am Playhouse
gearbeitet hab, bin ich mit ihr ausgegangen.«
Adam hob eine Augenbraue. »Ausgegangen?«
»Ich hatte ein Verhältnis mit ihr.« Scott Covey sah gequält
aus. »Adam, ich war ein Single. Sie ebenfalls. Schaun Sie sie
doch an. Tina ist ein Partymädchen. Wir wußten beide, daß aus
der Sache nichts weiter wird, daß ich am Ende der Saison wieder weggehen würde. Sie hat früher beim Daniel Webster Inn in
Sandwich gearbeitet. Es ist einfach Pech, daß sie sich hier einen
Job besorgt hat und Viv und ich auf sie gestoßen sind. Sie hat
mich das eine Mal angerufen und gefragt, ob ich sie auf einen
Drink treffe. Sie kam zu mir nach Hause, um mir zu sagen, wie
leid es ihr täte wegen Viv. Das ist alles.«
Tina kam mit der Kaffeekanne auf sie zu. »Noch eine Tasse,
Sir?« fragte sie Scott.
»Tina, das ist mein Anwalt, Adam Nichols«, erklärte Scott.
»Er wird mich vertreten. Du kennst ja die Gerüchte.«
Sie machte ein unsicheres Gesicht und schwieg.
»Ist schon gut, Tina«, sagte Scott zu ihr. »Mr. Nichols weiß,
daß wir uns schon länger kennen, daß wir früher mal miteinander ausgegangen sind und daß du bei mir vorbeigeschaut hast,
um dein Beileid auszudrücken.«
»Weshalb wollten Sie Scott im Cheshire Pub treffen, damals
an dem Tag, als auch Henry Sprague da war?« fragte Adam.
Sie schaute ihm offen ins Gesicht. »Als Scott letztes Jahr am
Ende der Saison vom Cape weg ist, hab ich nie mehr was von
ihm gehört. Als er dann mit seiner Frau hier reinkam, war ich
total wütend. Ich dachte, daß er was mit ihr hatte, während wir
miteinander gingen. Aber das hat nicht gestimmt. Er hat sie erst
am Ende des Sommers getroffen. Ich mußte das einfach nur
rauskriegen.«
»Ich würde raten, daß Sie der Polizei diese Geschichte sagen«,
erwiderte Adam, »weil die Polizei Sie nämlich verhören wird. Ich
nehme noch etwas Kaffee, und dann bitte die Rechnung.«
Als sie sich entfernte, beugte sich Adam näher zu Scott. »Hören Sie jetzt so genau hin, wie Sie noch nie hingehört haben. Ich
habe mich bereit erklärt, Sie zu vertreten, aber ich muß Ihnen
sagen, daß sich da eine Menge negativer Faktoren häufen. Auf
Ihre Kosten werde ich einen Detektiv auf den Fall ansetzen.«
»Einen Detektiv! Wieso?«
»Sein Job wird es sein, genau dieselben Ermittlungen durchzuführen, mit denen auch die Polizei von Chatham beschäftigt
ist. Wenn es zu einer Anhörung vor dem großen Geschworenengericht kommt, können wir uns keine Überraschungen leisten.
Wir müssen die Obduktionsbilder sehen, die Tauchausrüstung,
die Ihre Frau trug, müssen über die Strömung damals Bescheid
wissen, andere Leute als Zeugen finden, die an dem Tag im
Boot unterwegs waren und fast gekentert sind, weil der Sturm so
schnell hereinbrach.«
Er schwieg, während Tina die Rechnung hinlegte und wieder
verschwand; dann nahm er den Faden wieder auf. »Wir brauchen mehr Zeugen wie Elaine, die bezeugen können, wie hervorragend Ihre Ehe war. Und schließlich wird mein Ermittlungsspezialist auch Sie unter die
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