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Das Haus auf den Klippen

Das Haus auf den Klippen

Titel: Das Haus auf den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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doch, vielleicht schaffe ich es ja, ihn herumzukriegen,
’ne Menge Mädchen haben sich schon Kerle gekapert, die geschworen haben, daß sie bestimmt nie heiraten.«
»Das stimmt wahrscheinlich. Was Sie also Scott angekreidet
haben, war, daß er vermutlich zur selben Zeit Vivian genau dasselbe verzapft hat.«
»Das hat er aber nicht. Sie hat ihn in der letzten Woche, die er
hier war, kennengelernt. Sie hat ihm geschrieben. Sie hat ihn
besucht, als er einen Job beim Theater in Boca Raton gekriegt
hat. Sie war hinter ihm her. Wenigstens ging’s mir daraufhin ein
bißchen besser.«
»Das hat Ihnen Scott erzählt?«
»Klar.«
»Und dann haben Sie ihm einen Beileidsbesuch abgestattet,
nachdem seine Frau verschwunden war. Vielleicht hatten Sie die
Hoffnung, daß er sich Ihnen in seiner Not zuwendet?«
»So war’s aber nicht.« Tina schob ihren Stuhl zurück. »Und
es hätte ihm auch nicht das geringste genützt. Ich bin wieder mit
Fred zusammen, also, wie Sie sehen, haben Sie keinen Grund,
mich zu belästigen. Es war nett, Sie kennenzulernen, Mr. Coogan. Meine Kaffeepause ist vorbei.«
Auf seinem Weg hinaus ging Nat noch ins Geschäftsbüro des Wayside Inn und ließ sich die Papiere zeigen, die Tina eingereicht hatte, als sie sich um den Servierjob bewarb. Aus den Unterlagen ging hervor, daß sie aus New Bedford stammte, seit
fünf Jahren auf dem Cape war und zuletzt im Daniel Webster
Inn in Sandwich gearbeitet hatte.
Bei den Empfehlungsschreiben, die sie beigefügt hatte, fand
er den Namen, nach dem er gesucht hatte. Fred Hendin, ein
Tischler in Barnstable. Barnstable war der nächste Ort von
Sandwich aus. Er hätte alles darauf gesetzt, daß Fred Hendin der
spendable Mann war, dem Tina im Jahr zuvor den Laufpaß gegeben und den sie dann wieder in Gnaden aufgenommen hatte.
Nat hatte es vermieden, Tina zuviel über ihn auszuhorchen. Er
wollte verhindern, daß sie Fred vor einer möglichen Befragung
warnte.
Es würde sicher interessant sein, mit Tinas geduldigem Verehrer und ihren ehemaligen Kollegen im Daniel Webster Inn zu
reden.
Eine forsche junge Dame, dachte Nat, als er Tinas Bewerbungsunterlagen zurückgab. Und ganz schön überheblich. Sie
glaubt, daß sie mich ganz geschickt abgefertigt hat. Nun, mal
sehen.

A
    nne und Graham Carpenter hatten über das Wochenende
Gäste im Haus; ihre Töchter Emily und Barbara waren mit
ihren Familien gekommen. Sie gingen alle segeln, danach spielten die Erwachsenen Golf, während die drei halbwüchsigen Enkelkinder mit Freunden am Strand waren. Samstag abend aßen
sie im Klub. Daß Mißstimmung und Kontroversen ausblieben,
die stets mit Vivian bei solchen Familientreffen eingekehrt waren, diente auf paradoxe Weise dazu, ihre Abwesenheit für Anne
um so spürbarer zu machen.
    Keiner von uns hat sie so geliebt, wie sie es gebraucht hätte,
sagte sie sich. Dieser Gedanke und die Frage mit dem Smaragdring ließen sie nie ganz zur Ruhe kommen. Der Ring war das
einzige Objekt, das Vivian wahrhaft ans Herz gewachsen war.
Hatte ihn ihr der einzige Mensch, der ihr das Gefühl gab, geliebt
zu werden, vom Finger gerissen? Diese Vorstellung plagte Anne
Carpenter das ganze Wochenende über.
    Am Montag morgen beim Frühstück brachte sie das Thema
des Rings zur Sprache. »Graham, ich glaube, Emily hatte einen
guten Einfall zu dem Ring.«
    »Was denn, meine Liebe?«
»Sie hat darauf hingewiesen, daß er doch noch mit unsern andern Sachen mitversichert ist. Sie findet, wir sollten melden, daß
er fehlt. Wären wir denn in so einer Situation nicht zu Leistungen berechtigt?«
»Vielleicht schon. Aber wir würden dann das Geld Scott als
Vivians Erbe geben.«
»Ich weiß. Aber dem Ring wurde ein Wert von zweihundertfünfzigtausend Dollar zugeschrieben. Glaubst du nicht, wenn
wir der Versicherungsgesellschaft gegenüber andeuten, daß wir
Scotts Version, wie der Ring verlorenging, anzweifeln, daß sie
dann die Sache untersuchen?«
»Detective Coogan untersucht schon die Angelegenheit. Das
weißt du doch, Anne.«
»Würde es denn schaden, wenn die Versicherungsleute auch
aktiv werden?«
»Ich denke nicht.«
Anne nickte, als die Haushälterin mit der Kaffeekanne zum
Tisch kam. »Ich nehme gern noch ein bißchen, Mrs. Dillon,
danke.«
Sie nippte schweigend ein paar Minuten lang an ihrer Tasse
und sagte dann: »Emily hat mich daran erinnert, daß Vivy sich
beklagt hatte, daß der Ring schwer vom Finger ging, wenn sie
ihn abmachte, um ihn zu reinigen. Weißt du noch?

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