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Das Haus auf den Klippen

Das Haus auf den Klippen

Titel: Das Haus auf den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Sie hat sich
doch den Finger gebrochen, als sie klein war, und der Knöchel
war dicker als normal. Aber der Ring saß gut, sobald er an Ort
und Stelle war, deshalb ergibt Scotts Geschichte, sie hätte ihn an
die andere Hand gesteckt, keinen Sinn.«
Ihre Augen glänzten vor Tränen, als sie sagte: »Ich kann mich
noch an die Geschichten erinnern, die mir meine Großmutter
über Smaragde erzählt hat. Nach der einen hieß es, daß es großes Unglück bringt, einen Smaragd zu verlieren. Nach der anderen sollen Smaragde dafür bekannt sein, daß sie ihren Weg wieder heimfinden.«

J
    an Paley hatte einen ruhigen Sonntag verbracht. Für sie war
es der schwierigste Tag der Woche. Es gab zu viele Erinnerungen an wohltuende Sonntage, wenn sie und ihr Mann Tom
Zeitung lasen, gemeinsam ein Kreuzworträtsel lösten oder am
Strand spazierengingen.
    Sie wohnte an der Lower Road in Brewster, in demselben
Haus, das sie dreißig Jahre zuvor gekauft hatten. Ihre Absicht
war es gewesen, nach Vollendung der Renovierungsarbeiten das
alte Haus zu verkaufen. Nun aber war sie zutiefst dankbar dafür,
daß sie noch nicht umgezogen waren, als sie Tom verlor.
    Jan war jedesmal erleichtert, wenn der Montag da war und ihre Werktagsaktivitäten wieder in Gang kamen. Neuerdings hatte
sie begonnen, ehrenamtlich jeden Montagnachmittag in der
Brewster Ladies Library zu arbeiten. Es war eine angenehme
und nützliche Tätigkeit, und sie hatte Freude an der Gesellschaft
der anderen Frauen.
    Als sie heute zu der Bücherei fuhr, dachte sie über Menley Nichols nach. Sie hatte die junge Frau sofort ins Herz geschlossen,
was sie befriedigte, da sie auch ihre Bücher außerordentlich bewunderte. Sie war auch froh darüber, daß der nächste Band mit
David, dem Haupthelden, Cape Cod als Schauplatz haben würde.
Als sie sich am Samstag abend mit Menley über das Remember
House unterhalten hatte, sprach Menley davon, sie werde vielleicht
Kapitän Andrew Freeman zum Modell für eine Geschichte darüber
nehmen, wie ein kleiner Junge heranwächst und zur See geht.
    Jan fragte sich, ob Menley wohl ihren Vorschlag aufgegriffen
hatte, Henry Sprague nach Phoebes Forschungsunterlagen zu
fragen, doch während sie die von Bäumen gesäumte
Schnellstraße entlangfuhr, fiel ihr etwas anderes ein. Zu Anfang
des achtzehnten Jahrhunderts war es allgemein üblich, daß ein
Kapitän seine Frau und sogar seine Kinder auf eine lange Fahrt
mitnahm. Einige dieser Ehefrauen hatten Tagebücher verfaßt,
die jetzt zu der Sammlung der Brewster Ladies Library gehörten. Sie hatte selbst noch keine Gelegenheit gehabt, sie zu lesen,
doch es müßte Spaß machen, jetzt darin zu schmökern und herauszufinden, ob nicht vielleicht Kapitän Freemans Frau ebenfalls eine der Autorinnen war.
    Es war ein herrlicher Tag, und wie nicht anders zu erwarten,
gehörte das einzige Auto auf dem Parkplatz Alana Martin, der
anderen ehrenamtlichen Mitarbeiterin, die immer montags kam.
Heute nachmittag habe ich bestimmt reichlich Zeit zum Lesen,
dachte Jan.
    »Diese Frauen sind damals ganz schön rumgekommen«,
murmelte sie zu Alana eine Stunde später, als sie an einem der
langen Tische saß, mit einem Dutzend handgeschriebener Tagebücher ringsum verteilt. »Eine hier hat geschrieben, daß sie
›zwei Jahre an Bord‹ war. Sie ist nach China und Indien gekommen, bekam ein Kind während eines Sturms auf dem Atlantik und fühlte sich ›erfrischt und ruhigen Gemüts trotz manch
harter Zeiten unterwegs‹. Jetzt haben wir das Jet-Zeitalter, aber
ich war noch nie in China.«
    Die Tagebücher waren eine faszinierende Lektüre, aber sie
konnte keinen Hinweis auf Kapitän Freemans Frau finden.
Schließlich gab sie es auf. »Wahrscheinlich hat Kapitän Freemans Frau nicht zur Feder gegriffen, oder falls doch, haben wir
ihre Memoiren nicht hier.«
    Alana überprüfte die Regale nach fehlenden Büchern. Sie
hielt inne und nahm die Brille ab, eine Angewohnheit, die dafür
sprach, daß sie gerade versuchte, sich an etwas zu erinnern.
»Kapitän Freeman«, sann sie laut nach. »Ich weiß noch, daß ich
vor Jahren einiges Zeug über ihn für Phoebe Sprague aufgetrieben habe. Ich meine doch, daß wir sogar eine Skizze von ihm
irgendwo haben. Er ist in Brewster aufgewachsen.«
    »Das wußte ich nicht«, sagte Jan. »Ich dachte, er stammte aus
Chatham.«
Alana setzte sich wieder die Brille auf. »Lassen Sie mich mal
nachschauen.«
Ein paar Minuten später war Jan in die historischen

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