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Das Haus auf den Klippen

Das Haus auf den Klippen

Titel: Das Haus auf den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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ist dieser Zug, den ich gehört habe; ich kann mich nicht erinnern, daß ich Hannah in die Wiege getan hätte; ich bin mir nicht
völlig sicher, ob ich nicht doch auf dem Witwensteg war, als
Amy meinte, mich gesehen zu haben. Aber ich drehe durch, falls
Adam darauf besteht, daß ich die ganze Zeit über jemanden hier
haben soll. Sie konnte es kaum ertragen, an den ersten Monat
nach Hannahs Geburt zurückzudenken, diese Zeit, als sie die
häufigen Angstanfälle hatte und eine Säuglingsschwester Tag
und Nacht da war. Sie konnte noch genau die wohlmeinend besänftigende, aber entsetzlich irritierende Stimme hören, die sie
ständig vom Baby wegdrängte: »Aber, Mrs. Nichols, warum
legen Sie sich denn nicht richtig schön hin? Ich kümmer mich
schon um Hannah.«
    Sie würde nicht zulassen, daß das noch einmal passierte. Sie
ging zum Waschbecken und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Ich muß diese Flashbacks und Ausfälle überwinden, sagte
sie sich.
    Menley setzte sich an den langen Eßtisch und widmete sich
wieder Phoebe Spragues Unterlagen. Die eine mit dem Titel Schiffsunglücke war besonders interessant. Schaluppen und
Postschiffe und Schoner und Walfangschiffe während des siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts sanken so viele von ihnen
in verheerenden Stürmen hier in der Gegend, ja sogar direkt
unterhalb dieses Hauses. Die Sandbank hier, den Monomoy
Strip, nannten die Leute damals den Weißen Friedhof des Atlantiks.
    Da war ein Verweis auf die Godspeed, die in einem erbitterten
Kampf das »Pack von rohen gesellen auf einem piraten schiff«
überwunden hatte und deren Kapitän Andrew Freeman höchstpersönlich die »blutige fahne« herunterholte, die die Piraten am
Masttopp gehißt hatten.
    Die harte Seite des Kapitäns, dachte Menley. Er muß ein beachtlicher Kerl gewesen sein. Ein Bild seiner Erscheinung begann sich in ihrer Vorstellung herauszukristallisieren. Hageres
Gesicht. Eine von Sonne und Wind gezeichnete und gegerbte
Haut. Ein kurzgetrimmter Bart. Markante, unregelmäßige Gesichtszüge, dominiert von durchdringenden Augen. Sie griff
nach ihrem Skizzenblock und brachte mit raschen, sicheren Strichen ihre Vorstellung zu Papier.
    Es war Viertel nach drei, als sie wieder aufblickte. Adam
mußte bald dasein, und Hannah konnte jederzeit aufwachen. Sie
hatte gerade noch Zeit, sich einen weiteren Ordner anzusehen.
Sie wählte den, auf dem Versammlungsräume stand. Früher auf
dem Cape waren die Kirchen der Ort, wo man sich versammelte.
Phoebe Sprague hatte alte Aufzeichnungen kopiert, die ihr offenbar interessant erschienen. Darunter waren Geschichten über
feurige Prediger, die auf der Kanzel standen und von der »Begierde auf Gott« und der »prompten Verwirrung des Satans«
kündeten; oder von schüchternen jungen Geistlichen, die dankbar das Gehalt von fünfzig Pfund per annum und »ein Haus und
Land und guten Vorrat an Feuerholz, fertig zerkleinert und an
die Tür gebracht«, annahmen. Es war offenbar allgemein üblich,
Gemeindemitglieder wegen kleiner Zuwiderhandlungen gegen
die Sonntagsruhe mit Geldstrafen zu belegen. Da war eine lange
Liste unbedeutender Vergehen aufgeführt, wie etwa zu pfeifen
oder ein Schwein am Tag des Herrn frei herumlaufen zu lassen.
    Dann, als sie den Aktendeckel gerade zuklappen wollte, stieß
Menley auf den Namen Mehitabel Freeman.
Bei der Versammlung am 10. Dezember 1704 erhoben sich
mehrere ehrbare Bürgerinnen, um zu bezeugen, sie hätten im
Monat zuvor, als Kapitän Andrew Freeman auf See war, beobachtet, wie Tobias Knight »zu unziemlichen stunden« Mehitabel Freeman besucht habe.
Dem Bericht zufolge war Mehitabel, zu dem Zeitpunkt im
dritten Monat schwanger, aufgesprungen und hatte den Vorwurf
heftig bestritten, Tobias Knight jedoch »gestand thatsächlich
demütig und bußfertig seinen ehbruch und hieß die gelegenheit
willkommen, seine seele von der sünde zu reinigen«.
Das Urteil der Diakone lautete dahingehend, Tobias Knight
wegen des frommen Eingeständnisses seiner Sünde zu belobigen und »es abzulehnen, ihn der öffentlichen straf auszusetzen,
ihn dagegen für besagtes vergehen zu einer zahlung von fünf
pfund zugunsten der armen der gemeinde zu verurteilen«. Mehitabel gab man Gelegenheit, sich reumütig zu ihrer Unzucht
zu bekennen. Ihre wütende Weigerung und scharfe Brandmarkung von Tobias Knight und ihren Anklägerinnen besiegelte
ihr Schicksal.
Man ordnete an, daß an dem ersten Gemeindetreffen sechs

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