Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus auf der Brücke

Das Haus auf der Brücke

Titel: Das Haus auf der Brücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Othmar Franz Lang
Vom Netzwerk:
Fensterscheibe geraten.
    »Ist es schlimm?« fragte Vater.
    »Nur eine Schnittwunde«, sagte Mutter, »keine Sehne verletzt.«
    »Wo ist Bero?« fragte Vater.
    »Ich habe ihn mit Großmutter weggeschickt.«
    »Fein, dann stören uns wenigstens die beiden nicht.« Eine Weile, bis ich nach Hause kam, ging es gut. Der Anhänger des Möbelwagens war ziemlich vollgepackt. Jetzt warteten die Arbeiter auf den Zugwagen, der zwischendurch woanders benötigt worden war. Meine Mutter füllte die Pause mit Bier und heißen Würstchen und Senf und Semmeln. Als weitere Bereicherung der Tafel gab es einen Anruf. Ein Röntgenfacharzt erklärte Vater, daß er Großmutter und Bero ab holen könne.
    »Um Gottes willen, ist dem Kind etwas passiert?«
    »Nein, das Kind ist gesund. Nur Ihre Frau Schwiegermutter ist gefallen und hat sich den Arm gebrochen.«
    »Wie kommt denn das?« fragte Vater.
    »Das erzählt sie Ihnen am besten selbst. Außerdem ist heute Föhn, und da geht alles verkehrt.«
    Die Sache klärte sich dann so auf: Bero war in der Nähe einer Baustelle auf einen Kieshaufen geklettert.
    Oma hatte Angst, daß sich Bero etwas zuziehen könnte, und kletterte nach, dabei fiel sie hin und stützte sich im Fallen so unglücklich auf die Hand, daß sie sich einen Bruch des Unterarms zuzog. Wie das Ganze genau zugegangen war, wußte sie selber nicht mehr. Sie war zu schnell hingefallen.
    »Kann ich irgend etwas helfen?« fragte Großmutter. »Um Gottes willen, nein!« rief Mutter entsetzt. Dann beschloß sie mit Vater, daß sie Gartentisch und Sessel in den Wagen packen sollten, dazu einiges Spielzeug für Bero, und dann sollte Vater beide in das Haus auf der Brücke bringen, oben in ein Zimmer setzen, wo sie in aller Ruhe abwarten konnten, bis wir mit den Möbeln nachkamen.
    Ich hatte ein flaues Gefühl im Magen, so etwa wie eine Vorahnung. Solange Vater unterwegs war, konnte man nichts mit mir anfangen. Auch Mutti hatte Angst bekommen. »Ich bitte dich, gib acht auf dich«, sagte sie zu mir. »Wir können heute keine weiteren Ausfälle mehr brauchen.«
    Sie hätte es auch Spinne sagen sollen, die unbedingt noch in der alten Wohnung die Würstchenteller und Biergläser spülen wollte. Mutti hatte noch gesagt, daß wir das Zeug schmutzig mitnehmen könnten. Aber Spinne war von der Arbeitswut gebissen worden. Möglich auch, daß sie vor den Arbeitern zeigen wollte, wie tüchtig sie war. Jedenfalls gab’s plötzlich in der Küche einen Schrei. Ein Glas war im heißen Spülwasser zersprungen, und Mutti mußte wieder einen Verband an- legen. Sie weinte dabei, was uns leid tat.
    Da kam Vater zurück. Er sah etwas bleich aus. Ich lief sofort zum Fenster und atmete auf. Mit dem Wagen war nichts geschehen. Vielleicht war Vater von den vielen Aufregungen in letzter Zeit nur abgespannt.
    Daß er in eine Radarfalle gegangen war, erfuhren wir erst später. Zwölf Kilometer war er zu schnell gefahren. Eine Kleinigkeit für einen Übersiedlungstag. Zahlen mußte er trotzdem.

    Endlich kam nun auch wieder der Zugwagen der Spedition, und die Möbelträger, die schon Schränke, Tische und Betten vor dem Haus aufgestellt hatten, konnten nun weiter beladen.
    Es regte uns furchtbar auf, daß nichts mehr geschah. Auch das Haus stand noch auf der Brücke, als wir endlich vor dem Möbelwagen dort ankamen. Großmutter war bis auf die gebrochene Hand heil geblieben, ebenso Bero. Nur der Strom war ausgefallen. Ein Kurzschluß. Sie konnte nicht sagen, wie es geschehen war. Bero wollte ein Stückchen Draht haben, und da von der Decke sowieso ein ziemlich langes Stück herunterhing, habe sie es mit einer alten Schere abgeschnitten und dabei einen elektrischen Schlag bekommen.
    Vater war nahe am Explodieren. Er hatte sich den Draht extra so lang gewünscht, für eine ganz bestimmte Lampe. Er raste aus dem Zimmer, und Mutti sagte zu ihrer Mutter: »Noch gestern hat er zu dir gesagt, daß niemand den Draht anfassen darf.«
    »Ja, wie konnte ich denn wissen, daß es genau dieser war?«
    »Du machst immer Sachen, die ihn ärgern.«
    »Aber Bero wollte doch...«
    »Der hat überhaupt nichts zu wollen.«
    Bero schien das zu stören: »Will zur Brücke«, sagte er. »Außerdem kann man ja die Drähte wieder zusammenflicken.«
    »Flicken«, sagte ich, »in einem neuen Haus.«
    »Ach, es wird noch mehr geflickt werden müssen«, meinte Oma schnippisch.
    »Aber doch nicht gleich von Anfang an.«
    »In einer anderen Wohnung wäre der Draht auch nicht so lang

Weitere Kostenlose Bücher