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Das Haus auf der Brücke

Das Haus auf der Brücke

Titel: Das Haus auf der Brücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Othmar Franz Lang
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gewesen.«
    »Aber das ist doch unser Haus«, rief Mutti erregt. »Dann freut euch doch darüber!« meinte Großmutter in ihrer Arglosigkeit. »Aber ihr seid alle nur bös und aufgeregt.«
    »Ich will endlich zur Brücke gehen«, quengelte Bero. Ich sah ein, daß wir das am wenigsten brauchen konnten, und schnappte mir den Kerl. Wir gingen in ein anderes Zimmer, dort stellte ich ihn vor mich hin und sagte: »Paß auf, wir übersiedeln heute, und da gibt es Arbeit. Da kann man nicht haben, was man will. Morgen geh’ ich mir dir, wohin du willst, aber heute bleibst du da und bist ruhig, verstanden?«
    »Nüch verstanden«, sagte Bero.
    »Also dann muß ich dich verdreschen, hast du verstanden?«
    »Nein.«
    Ich legte Bero übers Knie und holte zum Schlag aus. »Hast du verstanden?« fragte ich.
    »Ja«, sagte Bero.
    »Und jetzt spielst du, und kein Wort mehr!«
    Bero nickte. Eine halbe Stunde später meinte Mutter, Bero müsse krank sein, weil er so still sei. Oma steckte ihm gleich das Fieberthermometer in den After, worüber Bero wütend wurde und wie am Spieß brüllte. Aber Bero hatte kein Fieber.
    Er gehorchte mir nur.
    Endlich kam der Möbelwagen samt Anhänger. Eine Reifenpanne hatte die braven Leute aufgehalten. Es dämmerte, als sie die ersten Kartons und Kisten ins Haus trugen, und sie ließen ein Schlachtfeld zurück, als sie vor Mitternacht gingen. Nur Beros Zimmer war einigermaßen in Ordnung. Wir waren zu müde, um noch die Betten aufzuschlagen, und schliefen auf den Matratzen.
    Aber so gut konnten wir gar nicht schlafen. Irgend etwas weckte mich in der Nacht. Schwankte unser Haus? Hatte es vielleicht ein Hochwasser gegeben und die Brücke fortgerissen und wir trieben nun auf den unendlichen Wassern dem Meer zu?
    Nein, das war es nicht. Aber draußen knirschte es. Ich wußte nicht, wo. Das Geräusch wurde immer lauter, dann krachte und polterte es, die Erde zitterte ein wenig.
    Vater fuhr hoch und schrie: »Was ist los? Bero, was machst du?«
    Oma kreischte: »Unsere Brücke ist eingestürzt, ich hab’s gehört.«
    »Quatsch«, sagte ich, »es war nicht unsere Brücke.« Mutti sagte schlaftrunken: »Nicht einmal in der N acht könnt ihr das Fußballspielen sein lassen.« Dann schlief sie wieder.
    Vater hatte eine Lampe angeknipst und lief im Haus hin und her. »Keine Angst«, rief er mir zu, als ich nachkam, »alle Fußböden sind noch waagrecht und die Wände senkrecht. Es war nicht unsere Brücke.«
    Da schoß es mir durch den Kopf. War es vielleicht die neue Brücke?
    »Das berührt uns nicht« sagte Vater beruhigt. Dann aber fuhr er hoch. »Um Gottes willen, du meinst die neue Brücke?«
    So schnell waren wir noch nie in unseren Turnschuhen, dann rannten wir den schmalen Uferweg zur neuen Brücke. Weidenäste peitschten unser Gesicht, und unsere Füße waren schnell naß.
    Und dann sahen wir’s im Sternenlicht: Die neue Brücke war baden gegangen. Sie war in der Mitte auseinandergebrochen und lag im Bach.
    »Verdammte Scheißbrücke!« fluchte Vater. »Was für ein Fachidiot hat denn die wieder gemacht?«
    »Hauptsache, unsere Brücke steht noch«, sagte ich. »Du hast gut reden«, schalt mich Vater, »weißt du, was das heißt, wenn diese verdammte Brücke hier hin ist?« Ich wußte es erst ein paar Stunden später, denn um sechs Uhr früh wurden wir geweckt.
    Es war der Bauer, der uns die Brücke verkauft hatte. Er wünschte uns einen guten Morgen und sagte, daß er über die Brücke müsse, weil die andere in der Nacht zusammengestürzt sei, nachdem er mit dem Rad darüber gefahren war.

    Wir starrten mit verschlafenen Augen den Bauern an.
    »Gut, gehen Sie durch«, sagte Vater.
    Doch dann starrten wir alle entsetzt auf den Traktor, der hinter dem Bauern tuckerte.
    »Es wird nicht oft sein, daß ich Sie belästige«, sagte der Bauer. »Die andere Brücke wird doch hoffentlich bald repariert.«
    »Sie wollen durch unser Haus fahren?« fragte Vater fassungslos.
    »Ja. Es trifft sich gut, daß Sie so große Schiebefenster haben, besser hätten Sie das gar nicht machen können.«
    Es blieb uns nichts anderes übrig. Wir mußten Sessel, Kartons, Teppichrollen, Bilder und Bücherkisten zur Seite schieben, damit der Traktor durch unser Wohnzimmer fahren konnte.
    Bero freute sich furchtbar, als er das von der obersten Stufe der Treppe aus betrachtete.
    Als Vater vom Büro heimkam, war seine erste Frage: »Ist er schon zurück?«
    »Wer?« fragte Mutter.
    »Der Bauer mit dem Traktor

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