Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
der Villa. Er kam häufig zum Essen vorbei und verbrachte mehrere Vormittage in der Woche sowie alle Sonntage mit den drei Frauen. Immer wieder luden sie ihn ein, über Nacht zu bleiben, nicht nur Elsa, sondern auch Paulette, die trotz ihrer schlechten Meinung über Männer jedes Mal froh war, wenn ihr pubertärer Sohn Lucas nicht der einzige Mann im Haus war.
    Nichtsdestotrotz verließ Max spätestens nach dem Dinner die Villa, und sooft Elsa ihm suggerierte, er sei immer und ganztägig willkommen, war sie insgeheim doch froh, dass er das Angebot kaum nutzte. Jedes Mal, wenn Iolana und er Zärtlichkeiten austauschten, hielt Elsa für eine halbe Sekunde den Atem an und wandte den Blick ab. So sehr sie sich auch anstrengte, oder vielmehr gerade weil sie sich anstrengte, es gelang ihr nicht, einen natürlichen Umgang mit Max zu etablieren. Er war der Einzige, dem gegenüber sie noch immer befangen war. War sie mit ihm allein, was sie tunlichst zu umgehen versuchte, auch wenn es manchmal unvermeidlich war, verhielt sie sich wie eine chaotische Mischung aus der » neuen Elsa « , der leichtlebigen und neugierigen Partykönigin, und der » alten Elsa « , die unsicher, bemüht und nachdenklich war. Sie setzte alles daran, dass er sie mit keinem der Kamelienmänner zusammen sah. Aber natürlich hörte er von ihren Eskapaden, und Elsa konnte auch nicht verhindern, dass ab und zu einer ihrer Liebhaber im » Pacifico « abstieg.
    Iolanas Geheimnis lag in ferner Vergangenheit, und der Tag, an dem es in die Gegenwart einbrach, war auch noch in anderer Hinsicht besonders.
    Â» Mister September ist in eines unserer Gästezimmer eingezogen « , sagte Max eines Nachmittags im Café zu Iolana, während sie Gläser putzten und dabei hawaiianische Musik im Radio hörten.
    Â» Mister September? «
    Â» Elsas Neuer für diesen Monat. Ein Milchbubi, Traum aller Schwiegermütter. Er sieht aus, als hätte er gestern noch im Sandkasten gespielt. Ich frage mich, was sie an dem Typen findet. «
    Â» Sie ist eine junge Frau, noch keine dreißig. «
    Â» Kein Grund, sich kleine Jungen als Liebhaber auszusuchen, die noch grün hinter den Ohren sind. «
    Â» Du übertreibst. «
    Â» Aber nur wenig. «
    Â» Die Kamelienmänner sind harmlos. Ich verstehe nicht, warum du ihretwegen auf Elsa herumhackst. Besser tausend Laffen als einen King Kong. Ich finde, du solltest … «
    Â» Hör mal « , unterbrach Max sie und drehte das Radio lauter.
    Â» Was ist denn? « , fragte Iolana.
    In Europa war wieder Krieg. Frankreich und Großbritannien gegen Deutschland und Italien.
    Iolana zuckte mit den Schultern. » Traurig. Aber weit weg. «
    Auf den ersten Blick mochte es so scheinen. Was hatte dieser neuerliche Krieg mit ihnen zu tun? Weiter weg als auf der anderen Seite des Erdenrunds konnte ein Konflikt nicht sein. Auch wenn sie sich in einem australischen Protektorat befanden und Australien als ehemaliger Teil des Britischen Empire theoretisch in den Krieg eintreten konnte, dürfte sich wohl kaum ein deutsches Kriegsschiff bis in die Matupi Bay verirren, von einem italienischen gar nicht zu reden.
    Trotzdem … Deutschlands Verbündeter war Japan, das seit seinem Krieg gegen China als unberechenbar galt. Max hatte kein gutes Gefühl. Aber er hatte nicht lange Zeit, um darüber nachzudenken. Der Zufall wollte es, dass noch am selben Abend etwas geschah, wovor sich Iolana all die Jahre gefürchtet hatte.
    Max erkannte gleich, dass der Fremde, der sich an den Tresen setzte, kein typischer Gast war. Er war Polynesier und sah nicht aus, als hielte er sich gern in europäischen Erfindungen wie Cafés und Bars auf. Sein geringschätziger Blick aus den dunklen Augen glitt gleichermaßen über die Einrichtung wie auch die Gäste, fand jedoch sein endgültiges Ziel in dem Arzt.
    Â» Max, richtig? « , fragte der Mann in jenem gebrochenen Französisch, das in den abgelegeneren Territorien Polynesiens und nur dann gesprochen wurde, wenn es unbedingt nötig war. Zwar trug er Hemd und Hose, schien sich darin aber nicht wohlzufühlen, wie auch alles andere an seiner Haltung darauf hindeutete, dass er nur widerwillig nach Port Rabaul gekommen war.
    Â» Bin ich so berühmt? «
    Â» Habe mich heute erkundigt, gleich nachdem ich angekommen bin. Wollte wissen, ob ich hier richtig bin. Habe alles erfahren, was ich wissen

Weitere Kostenlose Bücher