Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman
muss. «
» Und, bist du richtig? «
» Ja. «
» Na dann ⦠willkommen. «
Man musste kein besonderes Gespür haben, um vorauszusehen, dass dies kein angenehmes Gespräch werden würde. Der Mann verzog den Mund nicht zum allergeringsten Lächeln.
» Was willst du trinken? « , fragte Max kumpelhaft, während er den Tresen abwischte.
» Dieses ganze Zeug da, alles, was da in den Flaschen schwimmt, das trinke ich nicht. «
» Dann bist du hier vielleicht doch nicht richtig? «
» Die Frau des Pastors hat gesagt, ich bin richtig. «
» Die heilige Myrtle « , seufzte Max und war sogar ein bisschen erleichtert, dass der seltsame Fremde nur ein Abgesandter der Methodisten war.
Allerdings sah er nicht aus wie ein selbsternannter Glaubenshüter, dafür war sein Auftreten zu hemdsärmelig, waren seine Augen zu wild und ursprünglich. War er etwa die neueste Geheimwaffe der Malone? Was hatte sie vor? Seit Port Rabaul an Glanz gewann, hatte sie das Nachsehen. Die Kaufleute profitierten von Paulettes Hafenausbau und brauchten sie für ihren internationalen Warenhandel, es gab mehr Arbeit, die besser bezahlt war, und die Hausbesitzer freuten sich über einen kleinen Nebenverdienst, wenn sie ein Zimmer an einen der zahlreicher werdenden Gäste vermieten konnten. Wider alle Kassandrarufe hatte sich das » Pacifico « nicht als Bordell erwiesen. Und was Elsa betraf: Nicht jeder hatte eine Kaiserin in der Nähe wohnen. Kurz: Mit Ausnahme des harten religiösen Kerns hatte die Malone ihren Rückhalt in der Bevölkerung verloren, da konnte sie auf ihren Teekränzchen und ihr Gatte von der Kanzel herunter wettern, so viel sie wollten.
» Was will sie denn nun schon wieder? « , fragte Max genervt, aber seine Hoffnung, es bei dem Fremden nur mit einem kleinen Problem zu tun zu haben, wurde enttäuscht.
» Ich bin keiner von denen « , sagte der Fremde. » Den Methodisten und allen anderen Missionaren sollte man den Schädel einschlagen. «
» So weit würde ich nicht gehen. «
» Ich schon « , erwiderte der Fremde, und er sah aus, als wäre er just in diesem Moment dazu bereit.
Max wischte erneut über den Tresen, obwohl dieser es nicht nötig hatte.
» Du gehst nicht gern in Bars, und du bist kein Moralwächter. Also, was willst du? «
» Für den Anfang ⦠Kava. «
Kava war das Kultgetränk der einheimischen Südseebewohner, ein pfeffriger, aber erfrischender vergorener Pflanzensaft mit leicht berauschender Wirkung.
» Das gibt es nicht in Flaschen « , sagte Max. » Ich habe zwar immer die nötigen Zutaten hier, aber ich bereite den Drink nur für besondere Gäste zu. «
» Glaub mir « , sagte der Fremde und griff in seine Hosentasche. » Ich bin ein besonderer Gast. « Er holte ein Foto hervor, das Iolana vor einer kleinen Hütte zeigte, bekümmert und schwanger, umringt von drei Männern. Einer davon konnte dem Alter nach ihr Vater sein, den zweiten vermochte Max nicht zuzuordnen, und der dritte Mann war der Fremde.
» Ich will zu dieser Frau hier « , sagte er. » Meiner Frau. «
Sie kamen am nächsten Tag im Garten der Villa zusammen. Elsa hatte dem Treffpunkt zugestimmt, nachdem Max sie darum gebeten hatte. So aufgeregt hatte sie ihn noch nie erlebt.
» Iolana will ihn nicht im Café treffen, das ist ihr zu intim, und damit hat sie recht. Ich habe meine Hütte vorgeschlagen, aber da wären wir zu abgeschieden. Die Villa hat den Vorteil, dass Gung und die anderen Diener eingreifen können, sollte der Kerl zudringlich werden. Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob ich mit ihm allein fertigwerden würde, er ist ziemlich groà und muskulös und ⦠«
Ein bisschen genoss Elsa es, den sonst so beherrschten Max einmal kopflos zu erleben, und sein Redeschwall war eine wohltuende Unterbrechung der einsilbigen, verklemmten Gespräche, die sie seit einiger Zeit führten.
» Er ist also Iolanas Ehemann? « , fragte Elsa nach.
Max nickte. » Seit ich ihr gestern sagte, dass Akamu, so heiÃt er, mit ihr sprechen will, sieht sie aus wie eine Ãberlebende der Hindenburg-Katastrophe. Ihr Blick ist starr, sie hat sämtliche Nägel abgekaut und ein Loch in ihre linke Augenbraue gezupft. Wir haben letzte Nacht kein Auge zugetan. Das Café bleibt heute geschlossen. «
Elsa konnte die Aufregung um das Erscheinen
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