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Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Törtchen und Krabbensalaten angelegt werden und in gierigen Mäulern verschwinden, um am nächsten Tag ausgeschissen zu werden. «
    Doch Paulette wurde überstimmt, weil auch Iolana die Idee gut fand. Das Café lief wirklich schlecht.
    Â» Die Leute würden endlich mal über etwas anderes reden als den europäischen Krieg und die Frage, ob Amerika in ihn eintreten wird. Alle werden sich wochenlang auf das Ereignis freuen und sich anschließend wochenlang daran erinnern. «
    Â» Genau mein Gedanke « , sagte Elsa. » Wie wäre es mit Ende August? Ein Erntedankfest. «
    Â» Erntedank ist im Oktober « , wandte Paulette ein.
    Â» Ja, in Europa. Wir hier ernten zu jeder Jahreszeit. « Elsa überlegte. » Das ist überhaupt die Idee: am Ende einer jeden Jahreszeit veranstalten wir ein großes Fest. «
    Â» Viermal Erntedank? « , rief Paulette entsetzt.
    Â» Ja, das ist doch lustig. «
    Â» Und wie soll ich eure Lustigkeit bezahlen? Der Großteil unseres Geldes steckt in Plantagen, Anlagen … «
    Â» Verkauf irgendwas, meinetwegen eins von den Frachtschiffen. Aber vorher lassen wir es noch mal mitten in der Bucht ankern und ein Feuerwerk abbrennen. «
    Das Fest wurde ein voller Erfolg. Die ganze Stadt war auf den Beinen, Einheimische, Filipinos, Chinesen, Europäer, Australier, sie aßen und tranken an den unterschiedlichsten Büfetts, die in Zelten, auf dem Schiff, im » Café Pacifico « , unter freiem Himmel und in der Villa standen. Kleine Busse, Rikschas und Boote brachten die Leute von hier nach da, Musikgruppen spielten allerorten. Nach Einbruch der Dunkelheit erhellten hunderte von Fackeln die Stadt. Der mitten in der Bucht ankernde, hell erleuchtete Dampfer war ein besonderer Blickfang, vor allem als sie das chinesische Feuerwerk zünden ließen, das über eine Stunde dauerte.
    Von der Villa aus war der Blick auf das Spektakel überwältigend, und die fernen Geräusche der feiernden, lachenden, grölenden Stadt verstärkten die Champagnerlaune auf dem Hügel noch. Elsa hatte die Tore öffnen lassen, jeder durfte ihr Zuhause betreten. Allerdings machten nur wenige Einheimische, Arbeiter und Angestellte von dem Angebot Gebrauch. Elsa hatte sich nicht nur den Namen, sondern auch den Nimbus einer Kaiserin erworben, daher zollten ihr die kleinen Leute trotz ihrer Jovialität und Großzügigkeit großen Respekt und hielten Distanz. Ein bisschen waren sie von Elsas Lebensweise auch befremdet, daher genossen am Ende doch nur wieder die Kaufleute und Künstler, Karrieristen, Kamelienmänner und Kinder reicher Leute Elsas Gastfreundschaft. Trotzdem stand ausnahmsweise mal nicht die Kaiserin im Mittelpunkt, sondern Spencer Tracy und Katherine Hepburn, die erst kürzlich auf Elsas Einladung das neueste Lichtspielhaus in Port Rabaul eröffnet hatten und nun Ehrengäste auf ihrem Fest waren. Die beiden waren ein Paar, obwohl Tracy verheiratet war, und Elsa ließ sich von der Hepburn Anekdoten aus Hollywood erzählen, die zum Schreien komisch waren.
    Â» Sie würden gut zu uns passen « , sagte Elsa schließlich. » Wenn Sie jetzt noch Gin Pahit mögen würden … «
    Â» Ist das etwa der Drink, bei dem sich einem die Fußnägel aufrollen? Nichts wie ran. «
    Die beschwingte Stimmung wurde lediglich von drei Menschen getrübt. Der erste war die Jungfer Bleulich, die einst dem Gefolge der heiligen Myrtle angehört hatte, aber wegen ihrer deutschen Herkunft verstoßen worden war. Nun, da ihr weder Teekränzchen noch Gott die Zeit vertrieben, wusste sie nichts mehr mit sich anzufangen. Wie eine Klette hängte sie sich an jeden, der sie zufällig streifte, um ihm die Ohren vollzujammern und zu nörgeln.
    Â» Ein so großes Fest, während auf der anderen Seite der Erde ein fürchterlicher Krieg tobt, ist das nicht ein wenig geschmacklos, Mrs. Warwick? « , fragte sie, während sie sich am Büfett eine Pyramide aus Meeresfrüchten, Taro, Seegurken, Pak Choi, gebratenen Papayas und Sojanudeln auf den Teller häufte.
    Â» Man kann sich nicht das Elend der Welt aufladen, ohne daran zugrunde zu gehen, Fräulein Bleulich « , antwortete Elsa. » Irgendwo wird immer gekämpft, gehungert oder geknebelt. Selbstverständlich tun mir die vielen Toten leid, und könnte ich den Krieg beenden, würde ich es tun. Das können Sie mir glauben. Aber wir

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