Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

wandte sich wieder an Elsa. » Worüber haben Sie geredet? «
    Â» Herrje, über alles Mögliche. Über die Party, seinen Geburtstag, seine Angst, nach Deutschland zurückzumüssen … «
    Â» Er war Ihr Exmann, Mrs. Warwick. Sie haben sich trotzdem gut mit ihm verstanden? «
    Elsa kreuzte im Geiste die Finger. » Ja, alles in allem. «
    Â» Obwohl er Sie vor acht Jahren verlassen hat? «
    Â» Damals war ich sehr enttäuscht. Da ich jedoch in meiner zweiten Ehe sehr glücklich war … «
    Â» Sie hat genau einen Tag gedauert, nicht wahr? «
    Â» Und eine Nacht « , fügte Paulette provokant hinzu.
    Â» Die Ihr Mann nicht überlebt hat. Mrs. Warwick, Ihre Ehemänner nehmen kein gutes Ende. «
    Paulette sagte: » Wer nimmt schon ein gutes Ende? «
    Erneut verschoben sich seine Mundwinkel. » Würden Sie sich bitte zurückhalten? «
    Â» Würden Sie sich bitte kurzfassen? «
    Sein Tonfall wurde aggressiver. » Um noch mal auf Ihren ersten Gatten zurückzukommen, mit dem Sie sich ja so gut verstanden haben, Mrs. Warwick … Es gab da einen Vorfall « , er blätterte in seinem Notizblock, » vergangene Woche im ›Pacifico‹. «
    Eines musste Elsa diesem Unsympathen lassen – er hatte innerhalb weniger Stunden sehr viele Informationen zusammengetragen. Dabei kam ihm zugute, dass Port Rabaul, so sehr es sich in den vergangenen Jahren auch entwickelt hatte und gewachsen war, im Grunde immer noch ein Dorf war.
    Â» Henning hatte zu viel getrunken und sich im Ton vergriffen « , sagte Elsa.
    Â» Meines Wissens weniger im Ton als an Miss Lucille Dereux , die in Ihrem Haus lebt. «
    Â» Wir haben uns ausgesprochen, und er hat sich entschuldigt, damit war die Sache für mich, für uns alle erledigt. «
    Leutnant Carmel blätterte noch einmal sämtliche Notizen durch, was einige Zeit in Anspruch nahm.
    Schließlich erhob sich Elsa. » Wenn das alles war, Leutnant Carmel? Ich begleite Sie gerne hinaus. « Sie ertrug diesen Mann keine Minute länger.
    Als Paulette die Haustür öffnete, stand sie vor zwei einheimischen Polizisten. Einer von ihnen nickte Leutnant Carmel zu, der sich daraufhin noch einmal Elsa zuwandte.
    Â» Mrs. Warwick, ich nehme Sie wegen des dringenden Tatverdachts fest, dass Sie Mister Henning Matthes ermordet haben. «
    Leutnant Carmels Theorie sah folgendermaßen aus: Elsa hatte die Gelegenheit zum Mord gehabt, weil sie Henning nach Hause begleitete, es spät in der Nacht war und sie sich unbeobachtet glaubte. Sie hatte auch deshalb die Möglichkeit zum Mord gehabt, da Henning stark angetrunken gewesen war und ihn die zusätzliche Betäubung mit einem Schlafmittel praktisch wehrlos gemacht hatte. Zudem war sie, da sie ihre Kindheit und Jugend in Samoa verbracht hatte, eine exzellente Ruderin und Schwimmerin, so wie alle ihre Landsleute. Ihr Motiv schließlich war Rache gewesen – Rache an dem Mann, der sie gedemütigt hatte. Carmel ging sogar davon aus, dass Elsa ihr späteres Mordopfer nach Port Rabaul gelockt hatte, allerdings konnte er trotz intensiver Suche keine Indizien dafür finden.
    Seine Theorie wies einige Schwachpunkte auf, die eine geschickt geführte Anklage jedoch überdecken konnte, wenn sie die vorhandenen Lücken kreativ auffüllte. Das schwächste Glied in seiner Argumentationskette war der Transport des Betäubten in das Ruderboot. Es war nur schwer vorstellbar, dass Elsa ihr Opfer allein getragen hatte. Sicherlich hätte sie ihn mühsam an den Armen oder Beinen über den Flur und die Treppenstufen hinunter ziehen können, doch hätte das zahlreiche Blessuren an Hennings Körper hinterlassen, und außer einer Beule am Hinterkopf und einer Schwellung an der Hand wies der Leichnam keine Verletzungen auf. Carmel ging daher von einem Komplizen aus, wofür ihm jedoch die Beweise fehlten. Das Paar, das Elsa und Henning gesehen hatte, war sich nämlich über die Anwesenheit einer dritten Person uneins – die beiden waren hauptsächlich mit anderen Dingen beschäftigt gewesen.
    Von dem Moment von Elsas Verhaftung an war Paulette auf nichts anderes fokussiert, als die Freundin wieder freizubekommen. Sie machte sich Vorwürfe, weil der Plan und die Idee von ihr stammten und offenbar nicht gut genug gewesen waren, und sie hätte sich sofort gestellt, wenn das Elsas Lage verbessert hätte. Aber was sollte