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Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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sie sagen? Dass sie die gesuchte Komplizin war? Damit wäre Elsas Schuld nur zementiert worden, niemandem wäre damit geholfen gewesen.
    Noch in der Stunde von Elsas Verhaftung nahm Paulette Kontakt zu einem der besten Strafverteidiger Südostasiens auf, einem in Singapur lebenden Briten, der so unbritisch hemdsärmelig auftrat, dass er die Sympathie der zweifellos australisch besetzten Jury gewinnen konnte. Er war so gut, dass man ihm nachsagte, er hätte sogar Maria Stuart vor dem Schafott bewahren können.
    Erst als sie laute Geräusche aus der Eingangshalle hörte, fiel ihr ein, dass sie versäumt hatte, die Familie zu informieren. Binnen wenigen Sekunden musste sie sich entscheiden, was und wie viel sie Max und Iolana enthüllen sollte. Wäre es besser, ihnen die Wahrheit zu sagen? Oder sollte sie lügen? Was wäre Elsa lieber? Immerhin ging es um Max, und Paulette wusste um Elsas spezielles Verhältnis zu ihm. In der Familie hielt man zwar manchmal mit der Wahrheit zurück, log sich jedoch nie an. In diesem besonderen, existenziellen Fall jedoch … Elsa sollte selbst entscheiden.
    Â» Was ist hier los? « , rief Max und stieß die Tür in Cowboymanier auf, was ihm überhaupt nicht ähnlich sah. » Man hat Elsa verhaftet und Henning tot aus dem Meer gefischt. Was weißt du darüber, Paulette? «
    Â» Nicht viel mehr als du. Ich … «
    Â» Die Wahrheit! « , forderte er und schlug mit der flachen Hand auf Paulettes Schreibtisch.
    Vergeblich versuchte Iolana, ihn zu beschwichtigen.
    Â» Hat sie es getan? « , schrie er, wobei sich seine Stimme fast überschlug.
    Sein Gefühlsausbruch überraschte Paulette. Er wirkte, als wäre er bereit, die Gefängnismauern zu sprengen.
    Â» Mon cher « , sagte sie ruhig. » Natürlich nicht. « Sie versuchte souverän zu wirken und wollte sich eine Zigarre anzünden, die Max ihr jedoch aus dem Mund schlug.
    Â» Ich lasse mich nicht mit Plattitüden abspeisen, Paulette. Ich glaube, ich habe … Iolana und ich haben eine etwas ausführlichere Antwort verdient. «
    Â» Dann müsst ihr Elsa schon selbst fragen. «
    Â» Würde ich ja, aber sie darf keinen Besuch empfangen. «
    Â» Dann musst du dich eben gedulden. «
    Er wandte sich abrupt zum Fenster und blickte in den Garten. Paulette folgte seinem Blick. Alles dort draußen erinnerte an Elsa – die blauen Schmetterlinge, der Hibiskus, die Brotfruchtbäume, die Rufe des kleinen Keanu, der im Garten mit Mele spielte und ahnungslos war, was gerade mit seiner Mutter geschah.
    Â» Also doch « , sagte Max leise. » Sie hat es getan. «
    Paulette biss sich auf die Lippe und wechselte einen Blick mit Iolana. Eine Minute lang schwiegen sie, bis Max sich ihnen wieder zuwandte.
    Â» Und du, Paulette, hast sie dazu getrieben « , ergänzte er. » Du bist ihr böser Geist. Du und Warwick, ihr habt sie verändert, sie zu etwas gemacht, was sie nicht ist. Elsa ist eigentlich keine Mörderin. Du schon, Paulette. Du bist rücksichtslos. Wer sich dir in den Weg stellt, den räumst du weg. Wann bin ich dran? Morgen schon? Ziehst du Gift in Betracht oder eher einen Cricketschläger? Damals, am Tag von Warwicks Tod, da hätte ich dich hochgehen lassen sollen. Aber ich war mir nicht sicher, ob Elsa …oder Iolana … Längst weiß ich, dass nur du zu so etwas fähig bist. Und jetzt hast du es geschafft, Elsa zu deinesgleichen zu machen. «
    Sie standen sich gegenüber, nur wenige Schritte voneinander entfernt, und sahen sich in die Augen. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können.
    Paulette hob die Hände und – applaudierte. Mit aller Kraft, immer lauter. Sie klatschte, bis Max sich abwandte und den Raum verlassen wollte.
    Â» Du machst es dir ja so leicht « , sagte sie, und er hielt inne. » Die hohe Moral, die du predigst, ist derart verlogen, dass sie zum Himmel stinkt. Was wärst du denn ohne mich? «
    Â» Besser dran. «
    Â» Ach ja? « , rief sie und redete sich in Rage. » Du würdest gewiss nicht in einem schicken Café arbeiten, sondern noch immer in deinem schludrigen Anzug herumlaufen und von der Hand in den Mund leben. Vermutlich wärst du auch nie mit Iolana zusammengekommen. Ohne mich und Elsa würdest du in diesem Moment nicht vor mir stehen und uns Vorträge über Moral halten, sondern seit einem Jahr in einem

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