Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman
Ereignisse zu denken, und freute sich auf ein ausgiebiges Gespräch mit Keanu und Mele bei einem nicht minder ausgiebigen Frühstück. Mit Schwung stand sie auf. Mit Vergnügen wählte sie ein Kleid aus, und entgegen ihrer Gewohnheit summte sie sogar dabei.
Dann streifte sie doch ein banger Gedanke. Unruhig öffnete sie ein Fenster und lauschte auf Geräusche, vor allem auf Schüsse. Gab es weitere Kämpfe? War die Familie, war Max in Gefahr?
Alles war friedlich, nur das Flüstern des Monsuns war zu hören, und wäre nicht gerade ein japanischer Zerstörer mit groÃer Gelassenheit in die Matupi Bay eingelaufen, hätte Elsa das Erlebte für einen bösen Traum halten können.
In wenigen Tagen war so viel passiert, dass sie darüber fast vergaÃ, vor nicht einmal einer Woche noch wegen Mordes vor Gericht gestanden zu haben. Die Verhandlung war seltsam weit weg.
Nachdem sie sich angekleidet und notdürftig frisiert hatte, ging sie nach unten. Dass im Haus der blauen Schmetterlinge Ruhe herrschte, war nicht ungewöhnlich, aber an diesem Morgen kam es Elsa besonders still vor. Niemand von der Familie begegnete ihr, auch die Diener nicht, und sie war froh, in der Küche auf Paulette zu treffen, die Kaffee kochte.
» Oh, wie schön, du bist wach, Chérie. Wie fühlst du dich? Du ahnst nicht, was hier los war. «
Elsa erschrak. » Ist etwas mit Keanu? Mit Iolana? Mit � «
» Nein, denen geht es gut, keine Sorge. Aber ein Trupp übel gelaunter Japaner war gestern Nachmittag hier, angeführt von einem grässlichen Hauptmann, der seine Pistole anscheinend für die Verlängerung seines Schwanzes hält. «
» Ich glaube, den kenne ich ⦠den Hauptmann meine ich. «
» Er hat unser Automobil konfisziert und unser Radio. Er wollte sogar die ganze Villa als Residenz für seinen Kommandeur beschlagnahmen, wenn ich ihm nicht gesagt hätte, dass du Halbdeutsche bist. Natürlich hat er mir nicht geglaubt, da bin ich in dein Schlafzimmer gegangen, habe deinen deutschen Pass gesucht ⦠«
» Gott, den hatte ich seit Jahren nicht in Händen. Hast du ihn gefunden? «
Paulette deutete auf ein Buch neben der dampfenden Kaffeetasse. » Als Lesezeichen in einem Gedichtband von Schiller. Der Hauptmann war schwer beeindruckt ⦠vom Ausweis. Schiller hat ihm gar nichts gesagt. Er will die Sache seinem Kommandanten vorlegen, einem gewissen General Eo. Das Bentley-Cabrio hat er allerdings sofort requiriert. «
» Es ist bloà ein luxuriöser Haufen Blech, Paulette. «
» AuÃerdem hat er Gung und die anderen Diener verhaftet, weil sie verfeindeten Nationen angehören. Nur Keanus Nurse ist uns geblieben, weil sie Tolai ist. «
» Das sagst du mir jetzt erst! « , rief Elsa. » Paulette, was ist nur mit dir los? Gung war uns immer treu ergeben. Was kümmert mich der Bentley, wenn Menschen in Gefahr sind, die uns nahestehen. «
» Entschuldige, so war es nicht gemeint. «
» Schon gut. Was sollen wir denn jetzt machen? Wir können sie doch nicht einfach im Stich lassen! «
Paulette schüttelte den Kopf. » Die Japaner haben die komplette Insel unter Kontrolle, es gibt keinen australischen Widerstand mehr. Sie rücken auch auf Singapur vor, Bangkok, Rangoon, den Philippinen ⦠Die sitzen hier fest im Sattel und regieren mit Kriegsrecht. Ich wüsste nicht, was wir für Gung tun könnten, auÃer den Kommandanten zu bestechen. Nicht ganz ungefährlich. «
Die Lage schien hoffnungslos. Der Versuch, einen japanischen General zu bestechen, konnte nach hinten losgehen und die ganze Familie vor das Standgericht und die Wand bringen.
» Ich muss nachdenken « , seufzte Elsa.
» Dazu hast du viel Zeit, Chérie. Die Familie ist schon seit gestern Nachmittag im Café, um Max mit dem Notlazarett zu helfen. Iolana geht es wieder gut, sie war nicht zu bremsen, und Keanu wollte auch unbedingt mit. Nur Mele ist noch hier. Ich selbst werde in der nächsten Stunde aufbrechen. Das ist dir doch recht? «
» Ich komme mit. «
» Das halte ich für keine gute Idee. Jemand muss bei Mele bleiben. Du weiÃt doch, Iolana möchte sie nicht in ihrer unmittelbaren Nähe haben. «
» Du könntest hierbleiben. «
» Elsa! «
Sie fing Paulettes eindringlichen Blick auf und verstand, was er bedeutete.
Nach der intensiven Zeit mit Max im Lazarett und
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