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Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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weiteren Einwürfe, sonst vertage ich die Verhandlung auf der Stelle. Den Nächsten, der ungefragt spricht, lasse ich für drei Tage ins Gefängnis werfen. «
    Daraufhin kehrte Ruhe ein. Allerdings waren die Unterbrechungen, mit denen der Richter bis dahin zu kämpfen hatte, nichts gegen das, was folgte.
    Eine leichte Erschütterung erfasste die Anwesenden, dann eine zweite, die mit einem fernen Grollen einherging. Kleinere Eruptionen waren nicht ungewöhnlich in einem von Vulkanen eingerahmten Ort. Fünf- bis sechsmal im Jahr bebte die Erde oder die See, wenn auch so schwach, dass allenfalls eine Tasse zu Bruch ging. Es war nicht mehr als ein leichtes Zittern der Welt.
    Diesmal war es anders. Die Erschütterungen waren ungewöhnlich kurz, dafür aber zahlreich, und sie wurden immer stärker. Das Grollen kam näher.
    Plötzlich, als hätte die Faust eines Riesen zugeschlagen, gab es einen lauten Knall. Das Gerichtsgebäude schwankte, Putz fiel von der Decke, Fensterscheiben zerbarsten.
    Im Saal brach Panik aus. Einige warfen sich zu Boden, andere stolperten übereinander nach draußen. Männer stießen Frauen zur Seite, die Jungen die Alten.
    Â» Max! « , rief Elsa.
    Einer der Wachmänner riss die Angeklagte in letzter Sekunde unter einen Tisch, ehe es eine gewaltige Explosion gab und ein Teil der Decke einstürzte.
    Â» Das ist kein Vulkanausbruch! « , schrie jemand.
    Es war tatsächlich kein Vulkanausbruch. Die japanische Invasion hatte begonnen.

Sechster Teil – »Verräterin«

Die Welt steht Kopf
    Im Bombenhagel der Invasion starben mehr als zweihundert Zivilisten, darunter der Richter, der Staatsanwalt, der Strafverteidiger sowie etliche Wachleute … Elsa blieb wie durch ein Wunder unverletzt, Paulette und Max erlitten nur leichte Schnittwunden. Von der Familie traf es Iolana am schlimmsten. Ein Gesteinsbrocken traf sie an der Schläfe, und sie verlor das Bewusstsein. Sobald die erste Angriffswelle vorüber war, trug Max sie die gesamte Strecke bis zur Villa auf Händen, begleitet von Paulette – und von Elsa. Die Ordnung brach vollständig zusammen, keiner nahm die Angeklagte in Gewahrsam.
    Eine zweite Angriffswelle aus der Luft und der Granatenbeschuss durch die japanischen Kriegsschiffe zerstörten binnen einer Stunde die Gouverneursresidenz, die Polizeistation, eine Kaserne, das Flugfeld, die Hafenanlagen und Dutzende Häuser. Ein vor Anker liegendes australisches Torpedoboot sank in der Bucht. Überall schrien Verletzte um Hilfe, auf den Straßen lagen entsetzlich entstellte Leichen, Gliedmaßen ragten aus Trümmern, beißender Rauch erfüllte die Luft … Es war, als würde die Welt untergehen.
    Im Haus der blauen Schmetterlinge war die Familie einigermaßen sicher. Während Port Rabaul vom einen Ende zum anderen unter schwerem Beschuss lag, war auf dem Hügel lediglich eine einzige Granate eingeschlagen, und zwar im Schmetterlingsgarten.
    Zu ihrer aller Erleichterung stellte sich heraus, dass Iolana nicht lebensgefährlich verletzt war. Nachdem Max sie verbunden hatte, gab er ihnen Instruktionen, wie sie die Patientin zu pflegen hätten. Er selbst wollte zurück nach Rabaul, um dort zu helfen, so gut er konnte – was angesichts des anhaltenden Bombardements höchst riskant war. Elsa wollte ihn begleiten, was er jedoch nicht erlaubte.
    Da sie beide einen Dickkopf hatten, kam es zu einem Disput, und vielleicht hätten sie noch einen ganzen Tag gestritten, wenn der Beschuss nicht schlagartig aufgehört hätte.
    Das ehemalige Hotel » Kronprinz « wurde in ein Lazarett umgewandelt. Während die Kämpfe auf der anderen Inselseite andauerten und die Angreifer die Verteidiger in den Buschwald zurückdrängten, kehrte in Rabaul gespenstische Ruhe ein. Niemand wusste, ob mit einem erneuten Beschuss zu rechnen und wo man davor sicher wäre. Auch das etwas außerhalb liegende methodistische Camp und die angrenzende Kirche waren schwer getroffen worden. Elsa bot den Bewohnern die Villa als Unterschlupf an und schickte Gung eine Nachricht, dass er allen um Obdach Bittenden die Tür öffnen sollte. Sie selbst blieb bei Max.
    Es folgten grauenhafte Tage voller Elend und Tod. Die vielen verstümmelten Menschen, die ein Auge oder eine Hand verloren hatten, sowie der Gestank forderten Elsa alles ab. Tage- und nächtelang – ob es vier, fünf oder sechs waren, konnte

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