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Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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seiner Geste im Gericht hieß es nun wieder, auf Abstand zu ihm zu gehen. Ab jetzt würde Iolana Max beistehen, sie würde den Anspruch erheben, seine oberste Unterstützerin zu sein. Damit musste Elsa an die Außenlinie zurückkehren, und das schmerzte natürlich. Trotzdem: Paulette hatte recht. Für den Familienfrieden war es besser, wenn sie sich lieber heute als morgen daran gewöhnte, sich zurückzunehmen.
    Elsa verbrachte den Tag mit Mele. Da es draußen unentwegt regnete, spielten sie stundenlang Karten und Backgammon. Elsa spürte, dass Mele jetzt lieber bei der Familie im » Café Pacifico « wäre, ebenso wie sie, und die Ironie dabei war, dass sie sich alle beide diesen Wunsch wegen derselben Person versagen mussten.
    Â» Eines Tages « , sagte Elsa beiläufig, während sie die Karten mischte, » wirst du ein ganz normaler Teil unserer Familie sein und von allen geliebt werden. «
    Mele seufzte. » Hoffentlich nicht erst, wenn ich so alt bin wie du. Wie alt bist du eigentlich? «
    Â» Deinen Charme hast du dir wohl bei Paulette abgeschaut? Es gibt bessere Lehrmeisterinnen, was das angeht. «
    Â» Entschuldige. «
    Â» Ich bin fast dreiunddreißig, mein Schatz. Wenn man so alt ist wie du, muss einem das steinalt vorkommen. «
    Â» Ich hab dich trotzdem lieb. «
    Â» Ich dich auch. «
    Als jemand martialisch an die Haustür klopfte, zuckte Elsa zusammen. Unter dem Kriegsrecht einer Besatzungsmacht zu leben hieß unter anderem, dass man jederzeit verhaftet werden konnte, und sei es nur, weil jemandem das Haus gefiel, in dem man lebte.
    Â» Versteck dich in der Küche « , befahl sie Mele und öffnete die Tür.
    Ein blutjunger japanischer Soldat, der ein Gesicht machte, als wollte er Elsa am liebsten auf der Stelle im Türrahmen aufknüpfen, drückte ihr eine in japanischer Schrift bedruckte Visitenkarte in die Hand und bellte in schlechtem Englisch: » Da stehen: ›Hitoshi Eo, General, Kommandant der Festung Port Rabaul‹. Um sechzehn Uhr. Sein vorbereitet. «
    Zackig wie auf einem Paradeplatz drehte er sich um und schritt davon.
    Ungläubig blickte Elsa auf die Hinterlassenschaft des Soldaten und flüsterte: » Diese Kerle haben sich erst vor ein paar Tagen ins Land gebombt und drucken Visitenkarten, als wären sie seit der Völkerwanderung hier. Haben die nichts anderes zu tun? «
    Wie auch immer, der Herr Kommandant würde in ungefähr einer Stunde und damit zur besten Teezeit eintreffen. Zu welchem Zweck? Entschied er darüber, ob ihm das Haus als Residenz behagte? Erwartete er, bewirtet zu werden? Elsa hatte ein Treffen vor Augen, bei dem sie einem Zeremonienmeister in Uniform und mit harten Gesichtszügen gegenübersaß, dem ihr grüner Tee nicht schmeckte und der ihr in knappen Worten mitteilte, wo er überall Papierwände einzuziehen gedachte, bevor er sie und die übrige Familie aus dem Haus warf. Das war die milde Variante. Sie könnte es im schlimmsten Fall auch mit einem Sadisten zu tun bekommen, der schon immer mal eine Prinzessin besteigen wollte.
    Sie versuchte sich damit zu beruhigen, dass Vergewaltiger sich wohl kaum – auch in Japan nicht – mit einer Visitenkarte ankündigen. Vielleicht bot ihr der hohe Besuch sogar die Chance, ein gutes Wort für Gung und die Maori einzulegen.
    Alles Grübeln half nichts. Sie musste es abwarten.
    Â» Nun gut « , seufzte Elsa. » Ich habe dereinst Tee mit der heiligen Myrtle getrunken. Schlimmer kann es mit dem General kaum werden. «

T ee mit dem Teufel
    Um drei Uhr schickte Elsa Mele in ihr Zimmer und ging nach oben, um sich angemessen zu kleiden. Aus Paulettes Kleiderschrank lieh sie sich einen weißen, mit blauen Schmetterlingen bedruckten Kimono, steckte ihre Haare exotisch in die Höhe, parfümierte sich kräftig und – machte alles wieder rückgängig. Der Kimono flog in die Ecke, die Haare wurden aufgeschüttelt, das Parfüm abgewaschen. Jedes Anbiedern an die japanische Kultur würde der Kommandant mit Sicherheit entweder als dilettantisch, verführerisch oder unterwürfig betrachten. Es war gar nicht so einfach, etwas Passendes auszuwählen. Schon für eine gewöhnliche Party stand Elsa entschlusslos im Ankleidezimmer, aber hier ging es um einen Mann, der die absolute Macht hatte. Als sie ein Motorengeräusch hörte, blieben ihr nur noch wenige Minuten.
    Â»

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