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Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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sein? « , fragte sie.
    Â» Ich versuche, Waffengleichheit zwischen uns herzustellen. «
    Â» Man würde mich an die Wand stellen, falls ich auch nur einen Teelöffel gegen Sie erhebe. Sollten Sie hingegen mein Haus sprengen, widerfährt Ihnen gar nichts außer dem Fluch der Südsee-Prinzessin. Bitte drehen Sie sich wieder um, kommen Sie in die Küche und sehen Sie sich das Elend an. «
    Der grüne Tee hatte eine Farbe, für die noch kein Name erfunden worden war, und er schmeckte, als hätte jemand einen Klumpen Erde in heißem Wasser aufgelöst.
    Sie seufzte. » Das kommt dabei heraus, wenn eine Samoanerin japanischen Tee kocht. «
    Â» Sie glauben nicht, wie gerne ich Ihnen widersprechen würde. Dafür ist Ihr Teegeschirr sehr hübsch. Japan, spätes neunzehntes Jahrhundert, Meiji-Ära. «
    Â» Tatsächlich? Ich hatte keine Ahnung. «
    Seine Augen funkelten. » Oh doch « , behauptete er und traf damit ins Schwarze.
    Elsa hatte vorgehabt, sich ein wenig trivial zu geben, um möglichst harmlos zu erscheinen. Wenn man nichts davon war, fiel es einem jedoch ungeheuer schwer, so zu tun, ähnlich wie es einen professionellen Pianisten anstrengt, absichtlich falsch zu spielen. Sie wusste sehr gut, wie man grünen Tee zubereitet, und auch über das Teegeschirr war sie genau im Bilde.
    Â» Drei Dinge haben Sie verraten « , sagte er lächelnd. » Erstens Ihre Schlagfertigkeit. Zweitens die Art Ihres Auftretens. Beides passt nicht zu dem naiven Prinzesschen, das Sie glaubten mir vorspielen zu müssen. «
    Â» Und drittens? «
    Â» Drittens, Hoheit, weiß ich alles über Sie. «
    Bei starkem Tropenregen und gleichzeitiger Windstille im trockenen Baumhaus zu sitzen war ein Erlebnis, das die meisten Gäste nie vergaßen. Auch Elsa liebte diese Stunden sehr, vor allem wenn sie ein gutes Buch las oder ein anregendes Gespräch führte. Das sonore Rauschen des Monsuns, das von allen Seiten zu hören war, hatte eine beruhigende, untermalende Wirkung, ähnlich sanfter Barmusik. Sein natürlicher Ursprung wirkte zusätzlich harmonisierend. Man sprach unweigerlich langsamer, weicher. Las man ein Buch, ließ man es von Zeit zu Zeit auf den Schoß sinken und betrachtete das vor Nässe glänzende Blattwerk und den Vorhang aus Milliarden von Tropfen, der einen einhüllte, ohne einen zu berühren. In diesem Kokon bekam jedes Wort, jede Geste eine besondere Intimität.
    Vielleicht war das einer der Gründe, weshalb Elsa sich mit aller Macht zwingen musste, in Hitoshi Eo weiterhin den Angreifer zu sehen und nicht den Kavalier. Er hatte eine angenehme Stimme, und alles, was er sagte, sogar die banalsten Dinge klangen aus seinem Mund exquisit, wie ausgesucht, das Ergebnis reiflicher Überlegung.
    Â» Dort drüben steht ja ein Grammophon « , sagte er. » Wie lange habe ich Debussy schon nicht mehr gehört. Haben Sie eine Platte mit seiner Klaviermusik da? Sie erheitert mich. «
    Â» Debussy? Ich dachte immer, Selbstmörder würden das hören, bevor sie sich einen Stein an den Fuß binden. «
    Er lachte. Elsa fand tatsächlich eine entsprechende Platte. Debussy passte gut als Begleitung des Monsuns und Untermalung eines seltsamen Treffens wie diesem.
    Ãœber die mit neuem Tee gefüllten, dampfenden Tassen hinweg überreichte Eo ihr einen kleinen Flechtkorb mit süßen Reiskuchen.
    Â» Meine Mutter hat sie mir geschickt, wie immer viel zu viele. Würde ich sie alle essen, hätte ich in einem Jahr keine Zähne mehr. «
    Â» Ich liebe Süßigkeiten, aber das wissen Sie sicher schon, da Sie ja alles über mich wissen. «
    Sie probierte einen Reiskuchen, lehnte sich mit dem Tee in der Hand im Sessel zurück und betrachtete ihren Besucher über den Rand der Tasse hinweg. Der General war humorvoll, gebildet, das Gegenteil von allem, was sie erwartet hatte, und das irritierte sie.
    Â» Ihr Deutsch ist hervorragend « , lobte Elsa. » Sie sind bereits der zweite japanische Offizier, der mit mir in der Sprache meines Vaterlandes spricht. Der andere war ein Hauptmann … «
    Â» Zuzaki. Er war mein Adjutant, als ich drei Jahre lang als Militärattaché in Berlin stationiert war. Allerdings habe ich die Sprache wesentlich eifriger gelernt als er. «
    Â» Zweifellos. Hauptmann Zuzaki ist jedoch außerordentlich eifrig, wenn es um das geht, was er vermutlich die

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