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Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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wahr? Wie … wie ist es um ihn bestellt? «
    Sie holte ein paar Münzen hervor, das wenige Bargeld, über das sie verfügte, und überreichte sie einem der Kellner, der sie mit einer geübten Bewegung in die Tasche seines blütenweißen Jacketts gleiten ließ. Dann lächelte er sie sehr freundlich an, und sein Kollege zwinkerte ihr ermutigend zu.
    Â» Oder … vielleicht hat er gar keine Schulden? « , rief Elsa in dem Augenblick aus, als eine Böe sie erfasste. Der Wind blähte das Kleid, umspielte ihren Körper und trug die bösen Ahnungen mit sich fort. Es war der erste Windstoß des Tages, ein Segen bei dieser Hitze, der auch die quälende Geräuschlosigkeit beendete. Ein paar Sekunden lang belebte sich die kleine Stadt, die Baumkronen wogten, die Palmwipfel wisperten, eine Welle brach sich an dem nahen Strand, und ein paar Seevögel stiegen auf, schickten ihre Laute über Port Rabaul. Elsa durchströmte ein angenehmer Schauer, so als würde der Wind auch über die Saiten ihres Inneren streichen und dabei einen zarten Klang hervorbringen, der ihr so vertraut war, dass er sie beruhigte. Alles gut, dachte sie.
    In die aufgekeimte Hoffnung hinein sagte der lächelnde Filipino: » Es heißt, seine Schulden belaufen sich auf über vierzigtausend Pfund. «

E ine Villa der Lüste
    Paulette starrte unschlüssig auf die Pforte, auf der die vergoldeten Initialen des Hausherrn prangten, ein T, ein C und ein W, die ineinander verschlungen waren wie sich paarende Schlangen. Es machte einen himmelweiten, mehr noch, einen schicksalhaften Unterschied, ob sie in die Villa zurückkehren oder sich umdrehen und fortgehen würde. In der Regel traf sie ihre Entscheidungen schnell, sie hatte einen genauen Kompass, und da sie wusste, wohin sie wollte, gab es im Grunde nichts zu überlegen. Auch die Auswirkungen der Angst kannte sie nicht. Vor Jahren hatte sie die Feigheit aus ihrem Herzen verbannt, so wie andere Frauen eine treulose Freundin verbannen. Trotzdem zögerte Paulette, den Türklopfer zu benutzen.
    Denn diesmal war alles anders. Sie wäre feige, wenn sie Titus verlassen, und sie wäre feige, wenn sie ihn nicht verlassen würde. Es kam auf die Sichtweise an.
    Einen Tag und eine Nacht und noch einmal einen halben Tag hatte sie in einem klapprigen Bus zwischen der Inselhauptstadt Kimbe und Port Rabaul gesessen und die Zeit damit verbracht, ihren Stolz zu zertreten. Und jetzt, da sie nur noch eine einzige Bewegung zu machen brauchte, um ihre Entscheidung zu vollenden, da sie nur noch den Türklopfer ergreifen musste, rebellierte erneut ein Gefühl in ihr. Es war nicht mehr der Stolz, er hatte dasselbe Schicksal erlitten wie einst die Angst. Aber sie erinnerte sich an die Frau, die sie einmal gewesen war, und sah, wohin ihre Entscheidung sie führen würde. Das ließ sie traurig werden und ein letztes Mal innehalten, bevor sie klopfte.
    Während sie wartete, blickte sie zur Auffahrt zurück: eine Allee von Tamarinden, strahlend weißer Kies, ein Rondell samt Springbrunnen, in dessen Mitte eine Statue der nackten griechischen Quellnymphe Egeria ein obszönes, immerwährendes Bad nahm. Alles atmete Reichtum, vom Garten über das Säulenportal bis zum Fuhrpark, und da wusste Paulette wieder, warum sie zurückgekehrt war. Eines Tages musste das alles ihr gehören.
    Â» Madame Paulette « , sagte Gung, der junge chinesische Diener. » Wir haben Sie nicht so bald zurückerwartet. Darf ich Ihnen den Koffer abnehmen? «
    Â» Danke, Gung, nicht nötig. «
    Sie betrat das Atrium, einen ovalen Raum mit eingelassenem Goldfischbecken und einigen Wandnischen, in denen weitere Marmornymphen der hellenischen Antike standen. Paulette staunte jedes Mal über den Irrsinn, eine im dorischen Stil erbaute Villa am Rande des Pazifischen Ozeans vorzufinden, aber das minderte ihr Interesse an diesem Prunkstück in keiner Weise. Geschmack, so fand Paulette, wurde bei Weitem überschätzt.
    Â» Wo ist Mister Warwick? « , fragte sie.
    Â» Oben, im Atelier. «
    Â» Und sie? «
    Â» Auf der Terrasse. «
    Paulettes Blick stach durch die gesamte Sichtachse von drei geöffneten Flügeltüren bis zur Rückseite der Villa durch. Dort saß in einem Korbsessel – beinahe aufgelöst vom Sonnenlicht – eine schlanke weibliche Gestalt.
    Â» Haben Sie noch einen Wunsch, Madame? «
    Dass Gung sie Madame

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