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Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Sie sich entschuldigen? « , fuhr sie ihn an.
    Â» Keineswegs. Ich meine noch immer, Sie sollten umkehren. «
    Â» Sie sind ziemlich penetrant. «
    Â» Aber wenn Sie unbedingt nach Rabaul gehen wollen … «
    Â» Dann was? «
    Â» Sie haben etwas vergessen. «
    Er deutete mit der linken Hand zu Boden, während er mit der rechten ihre Stiefel hinter seinem Rücken hervorholte.
    Elsa wäre beinahe barfuß nach Rabaul gelaufen, ohne es zu bemerken.
    Max Richter lachte, und sie konnte nicht anders, als es ihm gleichzutun. In diesem gemeinsamen Gelächter lag zum ersten Mal so etwas wie Einverständnis.
    Der Club war ein freistehendes Gebäude, das mitten auf einem riesigen, kurz geschorenen englischen Rasen stand, auf dem bisweilen Cricket gespielt wurde. Frauen hatten keinen Zutritt, weil das, womit man sich dort die Zeit vertrieb, nach Ansicht der Männer nichts für Frauen war. Es gab eine Bar, die überwiegend mit Whisky-, Gin- und Obstbrandflaschen bestückt war, ergänzt durch einige australische Biere. Die zwei philippinischen Boys, die für den Ausschank zuständig waren, hätten noch nicht einmal die einfachsten Cocktails mixen können, wobei sich nie ganz klären ließ, ob sie es verlernt hatten, weil nie jemand danach verlangte, oder ob die Clubbesucher davon abgekommen waren, weil die Cocktails nicht schmeckten. Tatsache war, es wurden nur harte oder profane Getränke ausgeschenkt, was den Besuch von Frauen unmöglich machte. In Europa waren Frauen, die rauchten, Bier und Spirituosen tranken, seit Jahren keine Seltenheit mehr, doch die Herren im Club, die das sehr wohl wussten, waren einhellig der Meinung, dass die gute alte Zeit im pazifischen Raum andauern sollte.
    Außer der Bar gab es noch ein Billardzimmer und neben diesem einen Raum mit einem runden Spieltisch, den die Clubbesucher teils spöttisch und teils augenzwinkernd » die Tafelrunde « nannten. Tatsächlich hatte dort so mancher schon ein kleines Königreich gewonnen und natürlich auch verloren. Es wurde vor allem gepokert. Bridge war doch eher etwas für gepflegte Dinnerpartys mit Damen und Doppelkopf ein Spiel der deutschen Provinz.
    Mehr gab es im Club nicht zu erleben, aber weil es für die Herren außerhalb noch weit weniger zu erleben gab, flüchteten sie sich so oft wie möglich in diesen Tempel des unvollkommenen Zeitvertreibs. Trinken und weitertrinken, die immer gleichen Unterhaltungen mit denselben Leuten führen und ab und zu ein Spielchen – das war eine erträglichere Langeweile als jene zu Hause. Für die Geschäfte brauchten die meisten nicht mehr als eine Stunde am Tag, und fast alle Angelegenheiten ließen sich im Club abwickeln, was ein wunderbarer Vorwand war, diesen aufzusuchen.
    Elsa ging die Uferstraße entlang, die zur frühen Nachmittagsstunde unbelebt war. Weil kein Wind wehte, war der Tag noch heißer als sonst. Das ungewöhnliche Ausbleiben des Passats stülpte der kleinen Hafenstadt zudem eine Glocke der Geräuschlosigkeit über. Das nahe Meer wie auch der Feuchtigkeit ausatmende Wald verharrten still. Ein altersschwacher Bus deutschen Fabrikats kroch vorbei, ächzend wie ein Todgeweihter, und hinterließ nach einer Minute dieselbe Stille, die er unterbrochen hatte. Die Seevögel trieben faul auf dem glatten Meer, die Kinder schliefen in den Hütten. Ein Fregattvogel versuchte Lärm zu machen, aber sein Schrei hatte etwas Verzweifeltes und betonte die Grabesruhe der Natur, anstatt sie zu unterbrechen.
    Zielstrebig schritt Elsa auf den Club zu, der in der Mitte von Rabaul lag. Sie sah, dass Hennings Coupé vor dem Eingang stand. Beim Betreten des Gebäudes gab sie sich keine Mühe, sich einzuschleichen – dass Frauen ausgeschlossen waren, war ein ungeschriebenes Gesetz, das eingehalten wurde, ohne dass spezielle Maßnahmen notwendig gewesen wären. Der deutsche Pförtner war weit häufiger abwesend als an seinem Platz. An diesem Tag war er zufällig da, hielt jedoch ein geräuschvolles Nickerchen und saß dabei in einer Haltung auf dem Stuhl, die Elsa an die alten und schweren, vom Passat gekrümmten Mangrovenbäume Samoas erinnerte.
    Sie ging einfach in die Bar hinein. Aus sieben kleinen Schornsteinen – Zigarren genannt – stieg warmer gelblicher Rauch auf, der sich mit dem kalten gelblichen Rauch im Raum vermischte. Zwei Männer, die sich durch den Brodem

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