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Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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braunhäutigen, polynesischen … «
    Â» Wie kommt ihr voran? « , fragte Titus, der mit einem Silbertablett zurückkehrte, das mit drei rosaroten Drinks und einem von Gungs Gurkensandwiches bestückt war. » Habt ihr euch angenähert? «
    Paulette nahm den Sandwichteller und sagte: » Oh ja, und wie. Stell dir zwei verfeindete Boxer im Ring vor, kurz nachdem die Glocke ertönt ist, dann hast du einen Eindruck von der Geschwindigkeit unserer Annäherung. «
    Â» Das läuft ja besser, als ich dachte « , erwiderte Warwick und verteilte den Gin Pahit. » Trinken wir auf das Regelwerk des Internationalen Boxverbandes. «
    Während Paulette das Sandwich mit dem kühlen, bitteren Drink hinunterspülte, dachte sie darüber nach, was den über fünfzigjährigen Titus Warwick eigentlich so anziehend für junge Frauen machte. Sein Aussehen gewiss nicht. Er hatte wenige, dafür tiefe Furchen im Gesicht, und seine Figur ähnelte der einer Quitte. In den merkwürdigen luftigen Gewändern, die er in der Villa trug, wirkte er fast lächerlich, wie eine Mischung aus Großmogul und Gospelsänger. Aber er zeigte nie auch nur die geringsten Anzeichen von Überdruss oder Lebensmüdigkeit, im Gegenteil, er strotzte vor Energie. Seine Stimme war dunkel und kraftvoll, und sein Blick ging – wenn er wollte – durch Mark und Bein. Eine Frau, die ihm zum ersten Mal begegnete und ihm gefiel, wusste nach fünf Minuten, dass er sich nur wenigen gesellschaftlichen Regeln unterwarf, nach fünf Stunden, dass er keine Scham kannte, und nach fünf Tagen, dass er mit dem Teufel verwandt sein musste. Gerade das, was anstößig, ausschweifend, ungeniert, penetrant potent und teuflisch an ihm war, zog einen bestimmten Typ Frau an. Paulette wollte gar nicht wissen, welcher Typus das war, denn sie hätte sich dazuzählen müssen, und das hätte ihr Selbstbild möglicherweise beschädigt.
    Ja, sie genoss die Gespräche mit ihm, bewunderte seine libertäre Lebensart und ergab sich seiner barocken Großzügigkeit. Nur wurde all das von einem anderen, viel gewichtigeren Gefühl überlagert. Paulette hasste Titus. Sie hasste ihn für seinen egoistischen Charakter, den er in Wahrheit hatte, ebenso hasste sie den Kokon aus Nichtstun, den er seit Monaten um sie spann und mit dem er sie von allen ernsthaften Beschäftigungen fernhielt. Sie hatte etwas über die Geschäfte erfahren wollen, die er tätigte – er war ihr ausgewichen. Sie hatte von ihm mehr über Vermögensbildung und Spekulation lernen wollen, da sie sich sehr dafür interessierte – er hielt sie hin. Sie hatte wenigstens die Haushaltsführung übernehmen wollen – er hatte unter Gelächter abgelehnt.
    Paulettes Dasein in der Villa war ganz auf Titus Warwick zugeschnitten. Wollte er sich unterhalten, setzte er sich ungefragt neben sie, wollte er einen Ausflug machen, schleppte er sie überallhin, wollte er Sex, bekam er ihn, wollte er seine Ruhe haben, musste sie selbst sehen, wie sie sich beschäftigte. Daher wusste sie morgens nicht, was sie um zwölf erwartete, um zwölf nicht, was sie um drei erwartete, und so weiter.
    Es war ein müßiges Leben in ständiger Verfügbarkeit – die wenigen Tage in Kimbe ausgenommen –, und es kam einem Wunder gleich, dass sie unter diesen Umständen noch nicht zur Alkoholikerin geworden war. Doch das war nur eine Frage der Zeit.
    Trotz Paulettes Verachtung für Titus war sie eifersüchtig auf Iolana, und zwar nicht nur auf die Konkurrentin um die Anwartschaft auf den Titel als Mrs. Warwick, was verständlich gewesen wäre. Nein, sie missgönnte der polynesischen Schönheit jetzt schon jede Minute, die sie mit ihm verbringen würde, und das war nun wirklich verrückt. Aber irgendwie schaffte Titus den Spagat, dass man ihn gleichzeitig hasste und begehrte.
    Während sie gedankenversunken an der Balustrade stand und durch die letzten Tröpfchen Gin Pahit und den Glasboden in die Welt blickte, bemerkte sie eine Bewegung auf dem Hügel. Ein Fahrzeug näherte sich auf den Serpentinen, die zur Villa führten. Das kam nicht oft vor. Besucher waren selten: Postboten, Handwerker, Lieferanten, ab und zu ein Anwalt, gelegentlich Spendensammler. An diesem Tag war es jemand, der zum ersten Mal den Hügel hinauffuhr.
    Â» Ich weiß, wer das ist « , sagte Titus, der das

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