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Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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nannte, war reine Höflichkeit, vielleicht auch Schläue. Paulette war so wenig Madame wie die Frau auf der Terrasse, und würden noch fünf weitere Mademoiselles als Gefährtinnen von Titus Cornelius Warwick in diesem Haus leben, so würde der smarte Gung sie alle mit Madame anreden, als wäre jede Einzelne die Hausherrin.
    Â» Ich bin ein wenig hungrig. Würden Sie mir bitte ein Gurkensandwich machen? «
    Kaum war der Diener entschwunden, holte Paulette die kleine, kostbare Bronzestatue einer indischen Göttin aus dem Koffer und stellte sie an ihren Platz zurück. Ob ihr Fehlen wohl bemerkt worden war? In den großzügigen Räumen standen so viele Preziosen herum, dass eine Statuette mehr oder weniger kaum auffiel. Für Paulette aber wäre sie der Fahrschein nach Frankreich gewesen, sofern sie die Figur dem zahnlosen malaiischen Händler verkauft hätte, so wie sie es ursprünglich vorgehabt hatte.
    Sie ging ins Obergeschoss. Titus Warwicks riesiges Atelier sah aus, als hätten Rembrandt und Rodin sich gemeinsam eine Werkstatt eingerichtet. Alle Attribute der Malerei und der Bildhauerei standen oder lagen kreuz und quer, weshalb auch nur in die Mitte des Raumes zu gelangen dem Gang durch ein Minenfeld gleichkam. Ein kleines Vermögen steckte in diesem Laboratorium der Künste, was jedoch nichts mit den fabrizierten Kunstwerken zu tun hatte, sondern mit den Unsummen, die es kostete, Marmorblöcke und Leinwände ans andere Ende der Welt liefern zu lassen.
    Â» Titus? «
    Paulette hatte Mühe, ihn in dem Gewirr von angefangenen und vollendeten, mehr oder weniger gelungenen Meisterstücken ausfindig zu machen. In der Luft lag nicht nur jener beißende Gestank nach Farb- und Lösungsmitteln, den einzig die Atelierbesitzer selbst mögen, sondern auch feinster Steinstaub, der bei der geringsten Bewegung aufwirbelte.
    Â» Ich bin hier. «
    Sie entdeckte ihn am Fenster, in einem schwefeligen Licht, das auf eine große Leinwand fiel. Nachdenklich betrachtete er sein Werk. Noch bevor Paulette nähertrat und irgendetwas erkennen konnte, wusste sie, was auf dem Bild dargestellt war.
    Eine Regung glitt über ihr Gesicht, die von zornig über bittersüß und verächtlich zu melancholisch changierte. Alle Gefühle, die sie für Titus hegte, waren darin enthalten.
    Sie trat neben ihn und betrachtete schweigend das Bild.
    Â» Du siehst müde aus « , sagte er, nachdem er ihr seinen Blick für eine ganze Sekunde geschenkt hatte.
    Â» Die Fahrt war eine Tortur. «
    Â» Ich habe angeboten, dich zu begleiten, aber du wolltest ja nicht. « Da sie nicht darauf einging, fragte er: » Wie findest du es? «
    Paulettes Augen wanderten zu der Ottomane, dem einzigen sauberen Platz im Atelier, und wieder zu dem Bild zurück, auf dem sich eine Polynesierin im Halbschatten eines Strandes rekelte. » Sie ist eine schöne Frau. «
    Â» Pah, Schönheit « , winkte er ab. » Schönheit nimmt immer ein böses Ende. Iolana habe ich wegen der Traurigkeit in ihren Augen zu mir geholt, Augen, die wunderbar unergründlich und rätselhaft sind. «
    Â» Und mich? Warum hast du mich zu dir geholt? «
    Â» Weil du ein Eisblock bist, Paulette, auch das hat etwas Rätselhaftes an sich. Und weil du verdammt noch mal wie die dunkle Seite des Mondes bist. Einmal im Monat fährst du für ein paar Tage nach Kimbe. Es wäre mir ein Leichtes herauszufinden, was du dort treibst, aber das will ich nicht. Ich liebe Geheimnisse. Ich liebe dunkle Seiten. «
    Er stellte Iolanas Aktporträt neben das von Paulette. Unterschiedlicher konnten die beiden Darstellungen nicht sein: die Polynesierin in einer Pose von spielerisch leichter Unverschämtheit mit einer Miene der Unschuld, die Frau als Jungbrunnen für den Mann; die Französin hingegen im Widerspruch zwischen Verlockung und Abweisung, mit einladender Körperhaltung und einer Warnung in den Augen, eine Femme fatale.
    Warwick zog seinen Malerkittel aus. » Hattest du vor, mich zu verlassen? « , fragte er, sah sie unvermittelt an und fügte hinzu: » Du bist dieses Mal nicht aus Routine nach Kimbe gefahren, habe ich Recht? Du bist gefahren, weil ich dir gesagt habe, dass ich eine zweite Frau ins Haus hole. «
    Paulette wollte etwas entgegnen, aber er kam ihr zuvor. » Nein, lass nur, du musst mir nichts erklären. Ich hätte an deiner Stelle dasselbe gemacht. Und

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