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Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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großen Augen lustig gemacht. In Begleitung ihres Bruders war sie noch zu deutschen Kolonialzeiten des Klimas wegen auf die Halbinsel Matupi gekommen, um ihre Tuberkulose zu kurieren. Das war ihr auch gelungen, was sie dank der Einflussnahme der Missionarswitwe Myrtle Maloy dem Wunderwerk des allmächtigen Gottes zuschrieb und nicht müde wurde es einem jeden zu erzählen.
    Elsa hatte sich nach der Hochzeit aus vielerlei Gründen von dem Damenkreis von Port Rabaul ferngehalten. Die meisten Frauen waren bedeutend älter als sie, sprachen abwechselnd über die Bibel, das Wetter sowie ihre unübertrefflichen Familien und klöppelten Tischtücher. Nichts von alledem stieß auf Elsas Gegenliebe.
    Â» Frau Matthes, wie schön, Sie zu sehen. Wir haben uns bereits Sorgen gemacht. Erst gestern haben wir über Sie … ich meine, von Ihnen gesprochen. Wie geht es Ihnen? Oh, wissen Sie, wen ich vorhin gesehen habe? Titus Warwick. Stellen Sie sich nur mal vor: Er war mit zwei Weibsbildern zusammen. Eine genügt ihm schon nicht mehr, jetzt legt er sich einen Harem zu, und das mitten unter uns. Eine Schande! Man erzählt sich die übelsten Sachen, was in seinem Haus vor sich geht, und nun finde ich es bestätigt. Er ist in einem Automobil an mir vorbeigefahren. Haben Sie ihn vielleicht auch bemerkt? Das Weibsbild, das er auf Ihre Hochzeit mitgebracht hat, saß neben ihm. Die andere konnte ich nicht richtig erkennen, aber sie schien mir eine Eingeborene zu sein. Sie saß auf dem Notsitz, eingequetscht zwischen Warwick und der Hure mit dem französischen Namen. Es war ein Bugatti. Er wagt es, mit zwei Frauen in einem Bugatti über unsere Uferstraße zu fahren, mitten durch die Schlagader unserer schönen Stadt. Widerlich! «
    Dass Titus Warwick einen italienischen Sportwagen fuhr, löste bei Fräulein Bleulich eine ebenso große Empörung aus wie die Tatsache, dass er mit zwei Frauen unterwegs war. Es schien beinahe, als betrachte sie den Bugatti wie eine dritte, besonders verderbte Hure – oder wie ein überdimensioniertes männliches Geschlechtsorgan.
    Inmitten ihrer Suada bemerkte sie jedoch, dass Elsa nicht ganz bei der Sache war.
    Â» Fühlen Sie sich nicht wohl, Frau Matthes? «
    Â» Es geht schon. «
    Â» Sie haben doch etwas, das sehe ich Ihnen an. Ich lasse Sie in diesem Zustand nicht allein. «
    Â» Vielen Dank. Ich komme zurecht. «
    Â» Nein, das ist nicht wahr, Frau Matthes. «
    Mit großen Augen fixierte die Bleulich sie, und prompt wurde Elsa schwach. Mit wem sonst hätte sie reden können? Ihre Familie war Tausende von Kilometern entfernt, außerdem waren mit der Heirat die Bande gelöst. Zum ersten Mal begriff Elsa, dass sie – bis zur Ankunft in Deutschland – fast völlig auf sich gestellt war, sie hatte nur noch Henning. Demnach war sie mit diesem Problem allein, und die Einsamkeit machte ihr Angst.
    Aus Mangel an Alternativen schüttete sie Fräulein Bleulich auf offener Straße ihr Herz aus.
    Die Jungfer seufzte und sagte: » Wir wissen es eine ganze Weile und haben uns schon gefragt, wann Sie wohl damit zu uns kommen. Ich bin gerade auf dem Weg zu Mrs.Maloy. Ich denke, sie wird nichts dagegen haben, wenn ich Sie zum Tee mitbringe. Nein, sie wird sogar höchst erfreut sein. «
    Â» Ich weiß nicht … Eigentlich … «
    Â» Keine Widerrede, Frau Matthes. Ihre Sorgen dulden keinen Aufschub. «
    Elsa begriff selbst nicht recht, wie sie in diese Lage geraten war. Eben noch war sie über die Uferstraße promeniert, nun saß sie, von fremden Damen umringt, in Myrtle Maloys Wohnzimmer, einem Musterbild an Reinlichkeit und Ordnung. Jemand hatte Elsa eine Teetasse in die Hand gedrückt, einen Teller mit Gebäck vor ihr auf den Tisch gestellt, das Gesangbuch der Kirchengemeinde danebengelegt und schien zu meinen, dass sich das Problem damit bereits halb erledigt habe.
    Â» Den ersten und wichtigsten Schritt haben Sie getan « , sagte Myrtle Maloy. » Ihre Anwesenheit beweist, dass Sie die Wurzel des Übels erkannt haben. Der Rest ist ein Klacks, Mrs. Matthes. «
    Â» So? «
    Â» Aber ja. Fragen Sie Miss Bleulich. «
    Die erwähnte Dame nickte, kam aber nicht zu Wort, weil Myrtle Maloy es vorzog, selbst zu referieren.
    Â» Miss Bleulichs Bruder steckte vor einigen Jahren in denselben Fängen wie Ihr Ehemann. Er trank und spielte, er war nicht mehr er selbst, er

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