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Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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positiv ist, außerdem zolle ich Ihnen Anerkennung für Ihren Mut, die weite Reise auf sich genommen zu haben. Sie sind hübsch und kleiden sich passabel, nicht zu protzig und nicht zu schlicht. Trotzdem bleibe ich vorerst auf dem Standpunkt, dass diese überstürzt geschlossene Ehe eine Mesalliance ist, und zwar aus vielerlei Gründen, die ich Ihnen im Einzelnen ersparen möchte. «
    Â» Sie ist schwanger « , warf seine Frau ein.
    Â» Schwanger? Ist das wahr? « Er seufzte, wie er es wohl auch bei einem neuen Problem an seinem Schreibtisch getan hätte. » Gut, wir werden das bei unseren Überlegungen berücksichtigen. Und nun entschuldigen Sie mich bitte, Elsa, meine Geschäfte warten. «
    Damit wandte der Waran sich ab, drehte sich an der Tür aber noch einmal um. Er deutete doch tatsächlich eine Verbeugung und ein Lächeln an, als er sagte: » Willkommen im Hause Matthes. «
    Elsa war zwar traurig, weiterhin von Henning getrennt zu sein, aber wenn sie es recht bedachte, hätte es weit schlechter für sie laufen können. Sie musste lediglich drei Wochen überstehen, in denen sie sich von ihrer besten Seite zeigen würde, und der Alptraum hätte ein Ende.
    Ihre Schwiegereltern waren vernünftige Leute, und so jemanden nahm man am besten für sich ein, indem man ihm die Argumente stahl. Die Ehe war ohne das Einverständnis der beiden geschlossen worden, was sie gekränkt hatte, und Elsa ließ bei mehreren Gelegenheiten durchblicken, dass sie dafür großes Verständnis hatte.
    Fieberhaft überlegte Elsa, was darüber hinaus gegen sie als Schwiegertochter sprach. Sie war nicht vermögend, die zehntausend Pfund Mitgift waren lächerlich, wenn man bedachte, dass eine Bremerin aus gutem Hause mühelos das Zehnfache mit in die Ehe gebracht hätte. Dafür besaß sie ein anderes Vermögen, das jeden Kaufmann beeindruckte: Beziehungen.
    Alfons Matthes hatte vor dem Krieg viel Geld mit der Südsee verdient und danach auf andere, weit weniger lukrative Märkte ausweichen müssen. Er hatte Henning in den Pazifik geschickt, um neue Handelsbeziehungen zu knüpfen, und damit kam sie ins Spiel. Richtig eingesetzt, war eine königliche Samoanerin als Schwiegertochter ein entscheidender Vorteil, sozusagen der Fuß in der Tür. Der Reeder Matthes zeigte so, dass er Polynesier, Melanesier und Mikronesier als gleichwertig betrachtete, eine starke Aussage in einer Zeit, in der die Europäer, Amerikaner, Australier und Neuseeländer den pazifischen Völkern immer noch Vorschriften machten. Mehr noch, er konnte sogar sagen: Seht her, einer meiner Kapitäne hat einst mit einer Samoanerin ein Mädchen in die Welt gesetzt, und ich habe mich ihrer angenommen, buchstäblich wie ein Vater. Es machte Elsa nichts aus, instrumentalisiert zu werden, sie war jetzt eine Matthes und somit der Familie verpflichtet. Also ließ sie dann und wann geschickt durchblicken, wie sie ihrem Schwiegervater von Nutzen sein konnte.
    Am schwersten fiel Elsa die Unterwerfung unter das, was Bente Matthes » die Prozedur « nannte. Besagte Prozedur begann bereits mit der Morgentoilette. Die Schwiegermutter riet Elsa dringend an, Gesicht und Hände hell zu pudern, aber bitte nicht so, dass es künstlich wirke. Dunkelroter Lippenstift war selbstverständlich verpönt.
    Â» Nur gewisse Frauen legen eine solche Farbe auf « , hieß es.
    Unter die Prozedur fielen unter anderem auch die Mahlzeiten. Einmal, als Elsa Mühe hatte, dass der Puder auf der Stirn hielt und daher etwas spät dran war, hörte sie durch die geöffnete Tür, wie ihre Schwiegereltern am unteren Ende der Treppe miteinander sprachen.
    Â» Elsa ist noch nicht da « , sagte Bente.
    Die Taschenuhr des Hausherrn klimperte. » Muss sie auch nicht. Sie hat noch genau fünfzehn Sekunden bis acht. Sonst … «
    Elsa stürmte aus ihrem Zimmer und nahm mit dem achten Glockenschlag am Frühstückstisch Platz, der ihr beinahe zum Verhängnis geworden wäre.
    Gesprochen wurde während der Mahlzeiten nur wenig. Alfons Matthes mochte in Ruhe essen, und erst wenn er das Wort an seine Frau richtete, kam es zu so etwas Ähnlichem wie einer Unterhaltung. Man hätte allerdings im Sitzen einschlafen können bei dem, was das Ehepaar miteinander redete. Ausführliche Gespräche führte Bente eigentlich nur mit ihrem Papagei, der immerzu in seinem

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