Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman
willkommen. Die Reisende wirkte ein bisschen nervös auf sie, ein wenig â sie suchte nach dem richtigen Wort â flattrig. Das wunderte Iolana, hatte Titus doch nach Singapur zurücktelegrafiert, dass er sich freue, Elsa bei sich aufzunehmen. Etwas anderes schien die junge Samoanerin zu beunruhigen, daher versuchte sie, ihr die Nervosität zu nehmen.
» Wollen wir uns duzen? Bei uns zu Hause duzen wir uns alle, und jetzt ist es ja auch dein Zuhause. Es wird schon alles gutgehen. Zugegeben, unser Zusammenleben ist nicht ganz ⦠üblich. Trotzdem, wir bekommen es ganz gut hin. Inzwischen verstehe ich mich sogar mit Paulette. Sie gibt sich ziemlich stachelig, dabei ist sie gar nicht so. Allerdings darf man ihr das nicht sagen, weil sie sonst ihr Gesicht verliert. Entschuldigung, ich rede wohl zu viel? «
Elsa lächelte mild. » Mir ist nur ein bisschen flau im Magen. Gestern war schwere See ⦠Danke für die warmherzige BegrüÃung. «
Iolana wies auf den Daimler. » Ich fürchte, sie wird gleich ein wenig kälter werden. Paulette sitzt im Wagen, sie wollte unbedingt mitkommen. «
» Ist doch nett von ihr. «
» Sie wollte hauptsächlich deshalb mit, weil sie mal wieder eine von Titusâ Zigarren rauchen wollte, die er vorsorglich weggeschlossen hat. Er sieht es nicht gerne, wenn Paulette die dicken Dinger raucht, er findet es âºÃ¤sthetisch nicht ansprechendâ¹, wie er immer sagt. An die Zigarren im Auto hat er nicht gedacht. «
Nachdem Gung die Koffer eingeladen hatte, fuhren sie los. Paulette saà schweigend auf dem Beifahrersitz, umwölkt von dem Qualm, den sie ausstieÃ, und reagierte nur mit einem kurzen Knurren auf Elsas BegrüÃung. Iolana versuchte ihr Bestes, dennoch wurde es eine bedrückende Fahrt, weil auch Elsa recht einsilbig war. Ihre Nervosität nahm sichtlich zu â und hörbar, als sie die Fingerknöchel bis zum Knacken bog.
» Ist dir immer noch flau im Magen? « , fragte Iolana. » Paulette wird gerne ihre Zigarre ausmachen, nicht wahr, meine Liebe? «
» Sicher « , antwortete die Französin. » Sobald ich sie ausgeraucht habe. «
Iolana warf ihr einen finsteren Blick zu, der aber nichts brachte, weil ihre finsteren Blicke nicht viel taugten.
» Willst du einen Magenbitter? « , bot sie Elsa an und öffnete die Minibar.
» Der Wagen ist ja wahrlich mit allem ausgestattet « , sagte Elsa. » Durch und durch luxuriös. «
Da drehte sich Paulette zum ersten Mal zu ihr um. » Titus behandelt seine Autos ebenso liebevoll wie seine Konkubinen und seine Konkubinen wie seine Autos: Sie müssen funktionieren, sonst kommen sie auf den Schrottplatz. «
Elsa begann stark zu schwitzen, woraufhin Iolana ein Seitenfenster und einen Magenbitter öffnete. » Hier, trink. «
» Mir tut das alles sehr leid « , sagte Elsa und leerte das Fläschchen in einem Zug. » Ich meine, dass ich euer Zusammensein in der Villa störe. Ich lade mich hier einfach ein ⦠Was habe ich mir nur dabei gedacht? Wirbele alles durcheinander ⦠«
» Nein, überhaupt nicht « , antwortete Paulette, bevor Iolana etwas Nettes sagen konnte. » Zumindest was mich betrifft, stellt sich da eine gewisse Gewöhnung ein. Alle paar Monate zieht eine neue Frau ins Haus. Wenn das so weitergeht, müssen wir bald anbauen. Mir schwebt da so ein kasernenartiges Gebäude vor ⦠«
» Paulette, bitte « , mahnte Iolana.
Elsa sagte: » Ich hätte nicht gewusst, wohin ich sonst gehen könnte. Wisst ihr ⦠ich bin ⦠ich bin schwanger. «
Daraufhin goss sich Iolana, die sonst kaum Alkohol trank, einen Sherry ein.
Paulette warf ihre Zigarre aus dem Fenster und wandte sich Elsa zu. » Wie ist das denn ⦠oder besser gesagt: wann? Ist dein Exmann der Vater? Und hat er dich deswegen zurück⦠«
» Henning ist nicht der Vater « , widersprach Elsa aufgeregt. » Es war jemand, den ich auf der Fahrt nach Deutschland kennengelernt habe ⦠Ein Mann. «
» Ein Mann, so, so « , sagte Paulette. » Alles andere wäre auch ziemlich seltsam, Schätzchen. «
» Ja, er ⦠Er hieà ⦠Es war etwas mit D. «
» Geht es noch ein bisschen allgemeiner? « , fragte Paulette.
» Ich glaube, Derek. Oder Donald � «
» Dirk, Dieter, Donovan, Dracula « , bot die Französin an.
» Jedenfalls
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