Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman
mache ich mir jetzt Sorgen, wie Mister Warwick ⦠ich meine, wie Titus darauf reagieren wird. «
Paulette schnalzte ein genüssliches » Tjaaaa ⦠« .
Iolana, die sich inzwischen wieder gefangen hatte, fiel ihr jedoch ins Wort, bevor sie erneut eine Gemeinheit von sich geben konnte. » Wie ich ihn kenne, wird er nichts dagegen haben, dass du dein Kind bei uns zur Welt bringst. Und falls doch, werde ich ihn schon umstimmen. Das Kind wird in uns eine Familie haben, einen Onkel und zwei Tanten ⦠«
» Oder drei oder vier oder fünf « , giftete Paulette.
» Wir alle werden für das Kleine da sein « , bekräftigte Iolana. » Ich freue mich wirklich sehr, dass du bei uns einziehst. «
Iolana umarmte Elsa aus ehrlicher Zuneigung, denn sie war â wegen des Kindes â so glücklich wie lange nicht. Auch bisher hatte sie sich gut in das Arrangement des Hauses Warwick eingefügt und inzwischen sogar ihr Auskommen mit Paulette gefunden. Paulette drohte und stichelte gerne, sie war so etwas wie eine sarkastische Schwester für Iolana, die aber, wenn es darauf ankam, ihre Hilfe nicht verweigerte. Das Leben hatte Paulette nun mal so geformt, und Iolana hatte sich darauf eingestellt. Titus war natürlich der Mittelpunkt des Hauses, ein Patriarch, ein Häuptling, der für mehrere Frauen da war, die wiederum für ihn da waren. Iolana sah darin nichts Besonderes, die Polygamie war in Polynesien durchaus noch verbreitet, wenngleich von den Kolonialherren gesetzlich verboten und von den Missionaren als Institution der Hölle verurteilt. Derlei scherte sie nicht.
Im Gegensatz zu Paulette empfand Iolana » die Neue « nicht als Konkurrentin. In Elsa steckte eine lebensfrohe Frau, die zweifellos nur noch geweckt werden musste â alle Samoanerinnen waren lebensfroh. Damit wäre sie eine Bereicherung für das Leben in der Villa, denn Paulette war zu dornig und Iolana selbst zu ruhig, um groÃen Schwung mitzubringen. Dafür war bisher allein Titus verantwortlich gewesen.
Am meisten aber freute Iolana sich auf das Kind, das Elsa zur Welt bringen würde.
Endlich, dachte sie. Endlich kann ich ein Kind lieben.
Denn ihr eigenes konnte Iolana nicht lieben.
Eine Stunde später fühlte Elsa sich bereits wieder wohl. Gleich nach ihrer Ankunft hatte Gung sie in ihr Zimmer begleitet, wo einige Präsente sie erwarteten: ein riesiger Strauà Blumen mit einigen Zweigen des Flammenbaums, ein Schrank voller neuer Kleider, vorzugsweise in Blau und WeiÃ, eine wunderschöne Kamee mit ihrem Profil sowie ein Geschenkkarton, in dem etliche Baumwollsäckchen mit Opium lagen. Sie bediente sich sofort und gierig, und als sie auf Titus Warwick traf, war sie so zuversichtlich und beschwingt wie in den Wochen auf dem Ozeandampfer.
Sie schwebte dem Engländer mit offenen Armen entgegen, und ihre BegrüÃung fiel aus, als wäre sie seit vielen Jahren mit diesem Mann vertraut.
» Ich hatte eine wunderbare Ãberfahrt, Titus. «
» Davon habe ich schon gehört, meine Liebe. Iolana hat mir alles erzählt. Du bist schwanger von D. Wir besorgen dir eine Nurse. Aber sag, geht es dir besser? «
» Hm? Oh, nur eine vorübergehende Unpässlichkeit. «
Er lächelte. » Wie schön. Nun, da du hier bist und bleibst, werden die Unpässlichkeiten ein Ende haben, dafür werde ich schon sorgen. Die Geschenke gefallen dir, nehme ich an? «
» Ich bin überwältigt. «
» Treffend formuliert, Liebste. Genau das war meine Absicht. Dann ist ja alles geregelt. Iolana hat eine kleine Feier anlässlich deines Einzugs in unsere »Ménage à quatre« vorbereitet: ein Tortenbüfett, Champagner, Musik ⦠«
Das Opium hatte inzwischen seine volle Wirkung entfaltet, und Elsa bekam nur noch die Hälfte von allem mit. Sie freute sich auf das Büfett, alles andere war ihr im Moment egal.
» Genau das brauche ich jetzt, Champagner und Tanz. Auf dem Schiff habe ich fast nichts anderes gemacht. Zu dumm, dass man ab und zu auch schlafen muss. «
» Gott hat das ursprünglich so eingerichtet, damit wir unsere Sünden nur im Traum begehen, liebste Elsa. Welche Ironie! Inzwischen ist es die einzige Zeit des Tages, in der wir nicht sündigen. Gott ist eben auch nur ein Mensch. Komm jetzt, mit moussierendem Alkohol im Magen redet es sich leichter. «
Er bot Elsa den Arm dar. » Ãbrigens, sollte ich
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