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Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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kleinen Jugendstillampen tauchten das Zimmer in ein gelbliches, dubioses Licht. Elsa verzog den Mund, sie verstand nicht mehr, wieso sie ausgerechnet in diesem Hotel Hochzeit gefeiert hatte. Gut, es galt als das beste Haus am Platz. Aber mit einem Mal fielen ihr Dinge auf, die sie vorher nicht wahrgenommen hatte: die angekratzte Täfelung, das schwere, massive Interieur, die wenig liebevolle Dekoration. Zusammen mit den Flaschen und Spielkarten auf dem Tisch, dem starken Geruch und dem schwachen Licht hatte dieses Hotel etwas Muffiges an sich, etwas Stilloses, und die plötzliche Erkenntnis betraf auch Hennings Freunde – sie streifte sogar ihn selbst, den frischvermählten, betrunkenen Gatten. Konnte es sein, dass sie sich in Henning getäuscht hatte? Dass es eine Seite an ihm gab, die ihr bisher verborgen geblieben war?
    Nein, sagte sie sich. Sein Gesicht war so rein und hell, man erkannte ja noch den Buben darin. Wie konnte sich jemand mit diesem Aussehen an solche Freunde verschwenden, die ihn ausnahmen und abfüllten? Er selbst war unschuldig, naiv, beeinflussbar, und Elsa nahm sich in diesem Augenblick vor, stärker auf ihn einzuwirken, als sie es vorgehabt hatte. Sie sah sich bereits in einem intimen Gespräch mit seiner Mutter, die sie genau darum bat. Dieses Fantasiebild erfüllte sie, inmitten der Sorge um ihren Mann, mit großer Befriedigung.
    Â» Alkoholvergiftung. «
    Der Doktor sprach es mit einem Gleichmut aus, als diagnostizierte er eine Blähung. Er war ein junger Mann, ungefähr in Hennings Alter, großgewachsen, schlank, markantes Kinn, braune Augen. Seine Haut war von der Südseesonne bronziert, und sein brünettes Haar war länger und voller, als man es von Akademikern im Allgemeinen und Ärzten im Besonderen kannte. Die oberen drei Knöpfe seines Hemdes standen offen, die Brusthaare waren zu sehen. Der zerknitterte Leinenanzug, den er trug, war wohl einmal weiß gewesen, mit der Zeit aber ungleichmäßig eingedunkelt, was seinen Träger in Elsas Augen ein bisschen schäbig wirken ließ. Dennoch strahlte er Kraft und Entschlossenheit aus, zugleich eine große Ruhe.
    Er schloss die Arzttasche.
    Â» Und nun? « , fragte Elsa.
    Â» Knöpfen Sie ihm das Hemd auf, legen Sie ihm ein Kissen unter den Kopf, machen Sie es ihm hier, wo er liegt, so bequem wie möglich, und wenn er aufwacht, geben Sie ihm viel Wasser zu trinken. Ich lasse Ihnen ein Schmerzmittel da, aber verabreichen Sie es ihm frühestens drei Stunden, nachdem er aufgewacht ist. «
    Â» Das ist alles? «
    Â» Das ist alles. «
    Elsa schnaufte. » Doktor … Doktor … «
    Â» Richter. Max Richter. «
    Â» Doktor Richter. Ich warte seit zwei Stunden auf Ihr Kommen, und Sie tun nichts, außer ihm Wasser zu verschreiben. «
    Â» Ich konnte nicht schneller kommen. Bei einer Eingeborenen hatten die Wehen eingesetzt, sie waren schon überfällig. «
    Â» Man muss doch irgendetwas gegen eine Alkoholvergiftung tun können! «
    Â» Ja, man kann weniger Alkohol trinken. «
    Diese Spitze nahm Elsa endgültig gegen den Arzt ein. Natürlich wusste sie, dass er recht hatte, doch sie spürte seine Abneigung gegen Henning, und das ließ sie nicht gelten.
    Â» Verzeihen Sie, aber für einen Arzt ist das eine idiotische Bemerkung. Gegen einen verstauchten Fußknöchel empfiehlt es sich, im Vorfeld einen Fehltritt zu vermeiden. Lassen Sie den Knöchel deswegen auch unbehandelt? «
    Er sah sie gelassen an. » Ich könnte ihm eine Infusion legen, wie ich es bei Ihrem Mann schon vier- oder fünfmal gemacht habe. «
    Erneut eine Spitze, die diesmal sogar noch tiefer drang. Die Verachtung des Arztes für seinen Patienten verletzte Elsa ebenso wie das Entsetzen darüber, dass Hennings Verhalten nicht einmalig war.
    Â» So tun Sie es doch endlich! Legen Sie die Infusion! «
    Â» Ich habe keine Infusionsflaschen mehr. Der Nachschub aus Australien kommt unregelmäßig. «
    Â» Das kann überhaupt nicht sein! « , widersprach Elsa erregt. » Mein Hochzeitskleid ist pünktlich mit dem Postschiff aus Darwin eingetroffen. «
    Der Arzt nickte. » Bedauerlicherweise gibt es eine Reihe von australischen Zollbeamten, die Hochzeitskleidern eine höhere Priorität einräumen als medizinischen Gütern. Es tut mir leid, aber ich kann im Moment nichts für Ihren Mann tun. Zu Ihrer Beruhigung will ich Ihnen sagen,

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