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Das Haus der bösen Mädchen: Roman

Das Haus der bösen Mädchen: Roman

Titel: Das Haus der bösen Mädchen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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nackte Schulter zierte eine Tätowierung: ein mit roten Rosen umkränzter Totenschädel.
    »Hallo, Gulliver!«, rief Ira erstaunt. »Was machst du denn hier?«
    »Ich suche euch«, verkündete er mit hoher, beinahe weiblicher Stimme. »Los, ab zum Auto, verdammt.«
    »Was ist denn passiert?«, fragte Sweta. »Wir waren doch erst für morgen verabredet.«
    »Ihr kommt jetzt sofort mit, Erklärungen im Auto.«
    Er packte Iras Hand, und im selben Augenblick stand ein zweiter Mann neben Sweta, größer und schlanker als der erste, ebenfalls in T-Shirt und Shorts und mit der gleichen Tätowierung auf der Schulter. Mit stahlharten Fingern presste er Swetas Handgelenk zusammen. Die Mädchen hatten ihn noch nie gesehen.
    »Wer ist das, Gulliver?«, fragte Ira.
    »Kalb«, antwortete Gulliver knapp.
    »Hör mal, Kalb, du tust mir weh!« Sweta versuchte, sich seinem Griff zu entwinden.
    »Wir sollen euch mit dem Auto nach Lobnja bringen.«
    »Wer sagt das? Wieso?«
    »Mensch, Sweta, nun reg dich doch nicht so auf, echt, ist doch bequemer, als mit dem Zug zu zuckeln. Er hat extra angerufen und angeordnet, dass wir euch auf dem Bahnhof abfangen sollen.«
    Auf dem kostenlosen Parkplatz vorm Bahnhof wartete ein schwarzer Jeep. Die Mädchen setzten sich auf die Rückbank, die Männer rechts und links von ihnen. Das Auto verließ den Parkplatz und verschwand bald im Verkehrsstrom auf der Chaussee.
    Kurz darauf kamen zwei Milizionäre angerannt und stürzten zu einem lila Lada, in dem ein älterer Mann saß und Zeitung las.
    »Haben Sie zwei Mädchen gesehen?«, fragten die Milizionäre durch das offene Wagenfenster. »Sie sehen völlig gleich aus, groß und schlank, mit langen Haaren.«
    »Wie – völlig gleich?« Der Mann zwinkerte erschrocken.
    »Zwillinge. Etwa siebzehn Jahre. Sehr hübsch, wie Fotomodelle.«
    »Ich glaub, die hab ich gesehen.« Der Besitzer des Lada nickte wichtigtuerisch. »Zusammen mit zwei Kriminellen in kurzen Hosen.«
    »Und?«, riefen die Milizionäre erfreut. »Haben Sie gesehen, in was für ein Auto sie gestiegen sind?«
    »Was für ein Auto?« Der Zeuge dachte lange nach, runzelte die Stirn und erklärte schließlich unsicher: »Ein sechshunderter Mercedes. Oder ein Jeep.«
    »Was denn nun – ein Mercedes oder ein Jeep? Das ist ein großer Unterschied. Können Sie uns wenigstens sagen, welche Farbe der Wagen hatte?«
    »Woher soll ich das wissen?« Der Mann wurde wütend. »Das ist nicht mein Job.«

Siebenundzwanzigstes Kapitel
    »Lassen Sie uns irgendwo etwas essen. Ich bin furchtbar erschöpft. Tja, da war ich eben zur rechten Zeit am rechten Ort. Ein merkwürdiger Zufall.« Borodin lächelte und setzte sich neben Jewgenija auf die Bank.
    »Meinen Sie wirklich, das waren die beiden?« Jewgenija schüttelte den Kopf. »Und Sie sind sicher, dass sie Mama Isa erwähnten?«
    »Ganz sicher. Mir ist sogar aufgefallen, dass sie voller Angst von ihr sprachen.« Borodin stand auf. »Wo gibts denn hier in der Nähe was zu essen?«
    »Bei McDonald’s, bei Pizza-Hut und bei mir zu Hause.« Sie nahm seinen Arm. »Ich habe gebackenen Zander im Kühlschrank, Leberpastete und Auberginensalat, zwar alles fertig gekauft, aber frisch und gut. Und vor allem liegen bei mir zu Hause die Aufzeichnungen meines Gesprächs mit Ljussja.«
    »Sie laden mich zu sich nach Hause ein?« Borodin spürte, dass er verräterisch errötete.
    »Also, wenn Ihnen das nicht recht ist …«
    »Nein, nein, es ist mir recht, sehr sogar!«
    Eine Weile liefen sie schweigend weiter. Borodin war so aufgeregt, dass er erneut in Atemnot geriet.
    Du alter Dummkopf, schalt er sich im Rhythmus seiner Schritte, schau euch beide doch einmal an. Sieh dich bloß mal mit ihren Augen – was denkst du dir eigentlich? Was bildest du dir ein in deinem dummen Schädel?
    »Ilja, wir müssen noch rasch einkaufen, ich habe kein Brot und keinen Kaffee mehr. Ich habe heute Nacht bestimmt einen Liter Kaffee getrunken bei meinen Nachforschungen über den guten Loa und den bösen Baka.«
    An der Kasse zückte Borodin seine Brieftasche.
    »Ich zahle, Ilja, wir sind hier nicht im Restaurant.« Jewgenija lächelte. »Sie trinken doch sowieso keinen Kaffee.«
    »Wieso nicht?«, knurrte Borodin und zählte das Geld ab. »Sie kochen bestimmt einen ausgezeichneten Kaffee, den muss ich schließlich probieren. Moment« – er nahm ihr die Einkaufstüte ab –, »sagten Sie Vodoo?«
    »Von Voodoo habe ich nichts gesagt. Ich musste mich durch einen ganzen Berg Literatur

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