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Das Haus der bösen Mädchen: Roman

Das Haus der bösen Mädchen: Roman

Titel: Das Haus der bösen Mädchen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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gewünscht.«
    »Eine Tasse Kaffee?« Jewgenija lachte. »Was hat Sie daran gehindert?«
    »Nein, nicht doch – ich habe mir gewünscht, mit Ihnen Kaffee zu trinken, bei Ihnen zu Hause oder bei mir. Davon habe ich in letzter Zeit geträumt, dass wir beide zusammensitzen und reden, egal, worüber. Dass ich Sie ansehe, Ihre Stimme höre – mehr will ich gar nicht. Ehrlich gesagt, nicht einmal Kaffee.« Nach diesem hastig, in einem Atemzug und sehr leise gesprochenen kleinen Monolog verstummte er und verbarg die Augen unter den schweren, schläfrigen Lidern.
    »Sie haben keine Ahnung, wie langweilig ich bin!« Jewgenija schüttelte den Kopf. »Kaffee trinken mit mir ist langweilig. Ich interessiere mich seit langem für nichts anderes als für meine jungen Patienten; mein Sohn meint, mein übertriebener Eifer mache die noch verrückter, ich …«
    Ein Handy klingelte, und sie zuckten zusammen.
    »Hallo, Warja«, sagte Borodin ins Telefon. »Was sagst du da? Im Ernst? Er sitzt wirklich da? Bist du ganz sicher? Und wo bist du jetzt? Wozu? Auf keinen Fall! Die Adresse, schnell! Ich informiere das zuständige Milizrevier, die sollen ihn überprüfen. Und du mach, dass du da wegkommst! Nein, halt – wie war das Gespräch? Warum sagst du das nicht gleich? Gut, ich ruf dich später zurück.«
    Sofort wies er das zuständige Milizrevier an, eine Streife zu der bewussten Adresse zu schicken. Jewgenija erkannte an seiner Stimme, dass etwas Ernstes geschehen sein musste – und wusste es mit Sicherheit, als Borodin den Mann beschrieb, den die Milizionäre festnehmen sollten.
    »Das Kaffeetrinken fällt aus«, sagte er. »Vielleicht haben wir jetzt endlich Glück.«
     
    Der schwarze Jeep bog in der Nähe der Metrostation Sokol von der Chaussee auf eine stille, fast dörfliche Straße ab.
    »Donnerwetter!« Ira stieß einen leisen Pfiff aus, als sie aus dem Fenster sah. »Was ist das denn für ein Dorf mitten in der Hauptstadt?«
    Einzäunungen zogen sich die Straße entlang, morsche Bretterzäune und nagelneue Eisengitter. Dahinter lagen Einfamilienhäuser mit Schornsteinen und Satellitenantennen.
    »Du hast doch gesagt, wir fahren nach Lobnja«, sagte Ira.
    »Das kann dir doch egal sein, oder?« Gulliver legte einen Arm um Ira und presste sie an sich.
    »He, Pfoten weg!« Ira verzog angewidert das Gesicht und zuckte mit den Schultern.
    Der Jeep hielt vor einem hohen Eisentor. Es öffnete sich automatisch und ließ das Auto ein.
    »Was wohnt denn hier für ein reicher Typ?«, fragte Sweta und betrachtete die Fassade des nagelneuen einstöckigen Hauses, das aussah wie aus einem Werbeprospekt. Auf der Treppe saß ein Gorilla im Tarnanzug mit einer MPi auf dem Schoß, rauchte und schaute zum Jeep. Ein zweiter riss die Tür auf – ein dumpfes Bullengesicht.
    Gulliver sprang aus dem Auto und befahl: »Aussteigen, alle beide!«
    »Nein, wir warten lieber im Auto.« Ira bleckte nervös die Zähne und presste sich in den Sitz.
    »Was hast du denn?«, flüsterte Sweta ihr erschrocken ins Ohr. Sie verstand nicht, warum Ira nicht aussteigen wollte; normalerweise vertraute sie der Intuition der Schwester. So verrückt und unberechenbar Ira war – sie besaß ein erstaunliches Gespür für Gefahr.
    »Da würdet ihr lange warten«, meldete sich Kalb, kicherte hässlich und versetzte Sweta einen Stoß. »Los, aussteigen, wir sind am Ziel.«
    »Na ja, höchstens einen Schluck trinken!«, sagte Ira munter und hüpfte aus dem Auto.
    Sie wurden in ein riesiges, luxuriös, aber ungemütlich eingerichtetes Zimmer mit Möbeln aus Glas und Metall geführt.Aus Glas waren die Tische, ein großer Esstisch und ein kleiner Couchtisch. Um den Esstisch herum standen durchsichtige Stühle. Sofa und Sessel waren raffinierte Konstruktionen aus hellem Metall und lagen voller durchsichtiger aufblasbarer Kissen. Die eine Wand war ganz aus Glas, dahinter glitzerte unter grünen Palmen blau ein Pool.
    »Jungs«, wandte sich Ira an ihre drei Begleiter, Gulliver, Kalb und den schweigenden Mann im Tarnanzug und mit der MPi, »wo ist denn hier bei euch das Klo?«
    Keiner antwortete. Der Mann im Tarnanzug griff nach dem Riemen von Iras Tasche.
    »He, was soll das!« Ira umklammerte die Tasche. »Willst du mich etwa berauben oder filzen?«
    Swetas Tasche befand sich bereits in den Händen von Kalb.
    »Also, Jungs, vielleicht erklärt ihr uns mal, was los ist? Zerr nicht so, du Idiot, hier, erstick dran!« Ira entriss ihre Tasche dem Griff des Tarnmannes und schleuderte

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