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Das Haus der bösen Mädchen: Roman

Das Haus der bösen Mädchen: Roman

Titel: Das Haus der bösen Mädchen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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denn?«
    »Na, weil mein Sohn Kriminalist ist. Die Solodkina ist jetzt Geschäftsfrau, und wo Geschäfte gemacht werden, riecht es meist nach Kriminalität. Du weißt doch, unsere Generation ist misstrauisch und verängstigt. Alewtina war hin- und hergerissen. Einerseits wollte sie schrecklich gern ein bisschen tratschen, andererseits hatte sie Angst, aus Versehen gefährliche fremde Geheimnisse zu verraten. Die Solodkina handelt nämlich mit Antiquitäten, und das ist ein besonders kriminelles Milieu. Ihre Firma heißt ›Galateja‹, sie ist die Geschäftsführerin. Sie ist äußerst wohlhabend. Und Witwe, ihr Mann ist an einem Herzinfarkt gestorben. Und der Sohn ist ziemlich sonderbar. Er ist so um die vierzig, Alewtina hat ihn ein paarmal gesehen und sagt, er wirkt schwerkrank. Äußerlich abstoßend und unangenehm. Sie hat es noch drastischer ausgedrückt: Er wirkt irgendwie degeneriert.«
    »Wie meint sie das – degeneriert?«
    »Ach, ich weiß nicht, Alewtina neigt zu Übertreibungen. Vielleicht steht es gar nicht so schlimm um Oleg. Immerhin ist er stellvertretender Chefredakteur dieses teuren Hochglanzmagazins und hat an der Filmhochschule studiert. Vor kurzem hat er geheiratet, das Mädchen ist halb so alt wie er. Alewtina war auf der Hochzeit.«
    »Ist Alewtina denn so eng befreundet mit der Solodkina?«
    »Die Solodkina nutzt Alewtina als Beraterin. Alewtina ist zwar eine Klatschbase, aber immerhin Doktor der Kunstgeschichte.«
    »Antiquitäten«, sagte Borodin gedehnt. »Interessant … Aber sag mal, von dem Mädchen, das die Solodkina in einem Heim unterbringen wollte, war nicht weiter die Rede?«
    »Nein. Aber eines ist interessant. Weißt du, warum sich Alewtina so gut an diese Geschichte erinnert? Weil sie die Solodkina später ein paarmal gefragt hat, wie es dem Mädchen geht, ob sie ein Heim für sie gefunden hat, aber die Madam tat, als hätte sie die Sache vergessen.«
    »Wieso? Vielleicht hat sie es wirklich vergessen?«
    »Du bist komisch, Ilja.« Lydia schüttelte den Kopf. »Erstens vergessen Leute wie die Solodkina ihre guten Taten nie. Sie verausgaben sich für eine Kopeke und machen Wind für eine Million Dollar, spreizen sich vor Fernsehkameras und erzählen, wie gut, wie mitfühlend und großzügig sie sind, dass sie Kinderheime unterstützen und Geld für Suppenküchen spenden.«
    »Nun übertreibst du aber«, knurrte Borodin. In seinem Kopf formierte sich eine interessante Kette von Zusammenhängen. Ihm war gerade eingefallen, dass die Firma »Galateja« dem bekannten Moskauer Kriminellenboss Pnyrja gehörte. Der hartgesottene Kriminelle wurde im Alter immer sentimentaler, machte auf Wohltätigkeit und unterstützte Waisenhäuser. Welche genau, ob nur eins oder mehrere, wusste Borodin nicht. Aber das war leicht zu ermitteln.
    Lydia war inzwischen aufgestanden und räumte den Tisch ab.
    »Gebs Gott, dass meine Informationen dir nützen«, murmelte sie gähnend, »wenn mir noch etwas einfällt, erzähle ich es dir auf jeden Fall, aber erst morgen. Jetzt fallen mir die Augen zu, tut mir leid.«
    »Ja, geh schlafen, Mama, ich räume auf und wasche ab.«
    Allein in der Küche, blieb Borodin noch eine Weile reglos sitzen. Er musste seine Gedanken sammeln und die von seiner Mutter erhaltenen Informationen irgendwie ordnen.
    Die Zeitschrift mit dem quecksilbernen nackten Mädchen auf dem Umschlag hatte er ganz mechanisch aus der Wohnung der Toten mitgenommen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Lilja Kolomejez sich die Ausgabe dieses Hochglanzmagazins selbst gekauft hatte. Wozu? Was sollte sie daran interessiert haben? Übrigens war es auch nicht billig, für den Preis hätte Lilja sich mehrere Nummern ihrer geliebten »Burda-Moden« oder etwas anderes Nützliches kaufen können.
    Als er im Impressum der Zeitschrift und in Liljas Telefonbuch einen übereinstimmenden Namen gefunden hatte, wäreer vor Freude fast in die Luft gesprungen. Dieser Zufall erschien ihm vielversprechend. Lilja musste die Zeitschrift von Solodkin bekommen haben, was bedeutete, dass er vor kurzem bei ihr zu Hause war oder sie sich irgendwo getroffen hatten. Vielleicht konnte er von diesem Solodkin etwas über die Tote und ihre Nichte erfahren. Womöglich wusste er etwas über die geheimnisvolle Mama Isa und die Waldschule?
    Borodin machte sich an den Abwasch und stellte im Kopf verschiedene Hypothesen auf. Galina Solodkina hatte offenbar mit dem Kriminellen Pnyrja zu tun. Er unterstützte Waisenhäuser. Die Solodkina

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