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Das Haus der bösen Mädchen: Roman

Das Haus der bösen Mädchen: Roman

Titel: Das Haus der bösen Mädchen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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Ira, »er könnte uns hören.«
    »Als ich kapiert hab, dass Solodkin kein Bulle ist, sondern bloß ein Junkie, der uns unbedingt filmen will, war ich total fertig. Nur eins begreif ich nicht – wieso erlaubt Mama Isa ihm das?«
    »Mama Isa lässt sich für ihr Leben gern filmen. Ist dir noch nie aufgefallen, wie gern sie mit Journalisten redet, was sie für ein Gesicht macht, wenn sie irgendwo ein Foto von sich gedruckt sieht und einen Artikel über ihre aufopferungsvolle Mütterlichkeit liest?«
    »Und sie hat vor nichts Angst, diese Schlange«, hauchte Sweta leise.
    »Wovor auch? Sie hat ein todsicheres ›Dach‹, und unsere Diskotheken hat außerdem noch nie jemand gefilmt.«
    »Schwarze Messen«, sagte Sweta hastig, »so heißt das.«
    »Schluss damit, sei still!«, befahl Ira.
    Sie standen jetzt, das Wasser reichte ihnen bis zur Hüfte.
    »Na, Mädels, genug geschwommen?«, rief der Mann ihnen vom Ufer aus zu. »Ihr müsstet euch mal sehen!«
    Die Mädchen waren mit braunem Schlamm bedeckt, die langen Haare hingen schwer herab. Der Mann warf ein Schlüsselbund auf seiner Hand hoch, zog an einer Zigarette und stieß den Rauch durch die Nase aus. Sweta ließ sich wortlos ins Gras fallen. Ira setzte sich neben den Mann und bediente sich aus seiner Zigarettenschachtel.
    »Kannst du mir mal erklären, wieso du ohne Erlaubnis in unserer Tasche rumwühlst?«
    »Ich dachte, ihr würdet vielleicht ertrinken.« Er zog eine tragische Grimasse, dann lachte er. Sein Lachen klang hoch und ging in Kreischen über. »Wie wollt ihr diesen Dreck abspülen? Hier gibts keine Dusche«, sagte er, noch immer lachend, und versetzte Ira einen Hieb auf die nackte Brust. Sie parierte mit einem Fausthieb gegen seine Schulter, er holte aus, ließ dann aber den Arm sinken und knurrte leise: »Okay, ich lass dich vorerst noch am Leben, ich kümmere mich später um dich.«
    »Du Guter, du hast also gehofft, wir würden im Sumpf ertrinken, und du könntest die Schlüssel umsonst haben? Hast du übrigens bedacht, dass die Wohnung eine Alarmanlage hat?«
    »Jede Alarmanlage lässt sich abschalten.« Seine Miene drückte nun dumpfe Drohung aus. »Überhaupt, tut nicht so cool, ein Wort von mir, und ihr werdet nirgends genommen. Klar? Also vergesst nicht, mit wem ihr redet, ihr kleinen Flittchen.«
    »Du zahl erstmal«, meldete sich Sweta, »dann kannst du rumlabern.«
    Ira raffte schweigend Kleider, Handtuch und andere Kleinigkeiten zusammen, warf sie in die Tasche, stand auf und sagte laut: »Komm, Schwesterchen, wir müssen.«
    Sweta sprang auf wie eine Sprungfeder, und beide liefen los in Richtung Wald.
    »Stehenbleiben, ihr Flittchen!« Der Mann erhob sich widerwillig, holte sie mit einem einzigen Sprung ein und krallte sich so in Swetas Arm fest, dass sie aufschrie. »Erst erzählt ihr mir alles, dann könnt ihr abhaun.«
    »Lass los!« Sweta zuckte mit dem Arm, und er ließ los. »Erst die Bezahlung, dann reden wir.«
    »Wofür denn?« Er kniff die Augen zusammen. »Ihr habt euren Spaß gehabt, habt euren Hintern geschwenkt, das reicht doch. Na schön, Mädels. Heute Abend kriegt ihr, was euch zusteht.«
    »Okay, wenn wir es haben, dann erzählen wir dir, wie das mit der Alarmanlage ist.« Ira bleckte die Zähne. »Und jetzt hau ab, verstanden?«
    »He, wieso seid ihr auf einmal so mutig? Ihr meint wohl, weil man euch einen Job versprochen hat, könnt ihr euch alles erlauben? Ich bin immer noch euer Lehrer!«
    »Unser Lehrer!« Ira stöhnte und griff sich an den Bauch. »Hilfe, ich kann nicht mehr, ein verdienter Lehrer des Volkes! Vielleicht zeigst du uns noch deine Pokale, deine Urkunden und Medaillen, du Supersportler!«
    »Das lass gefälligst aus dem Spiel«, zischte der Mann leise, »das geht dich einen Dreck an, du Flittchen, und wenn ich so was noch mal von dir höre, dann reiß ich dich in Stücke, klar?«
    Die Brille verbarg seine Augen, aber die Mädchen wussten, dass die braunen Augen nun gelb und trüb waren wie Galle. Ira holte ihr T-Shirt aus der Tasche und zog es rasch über, weil sie sich unter diesem unsichtbaren gelben Blick plötzlich schutzlos fühlte.
    Direkt über ihnen kreischte plötzlich hysterisch eine Krähe. Sweta zuckte zusammen und sprang zur Seite, und etwas Kleines, Rosagraues fiel ihr vor die Füße. Sie hockte sich hin und entdeckte im Gras ein Krähenjunges. Sie nahmes vorsichtig in die Hand, und kaum hatte sie sich aufgerichtet, als die Krähe sich mit heiserem Schrei auf sie stürzte. Sweta sah ihre

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