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Das Haus der bösen Mädchen: Roman

Das Haus der bösen Mädchen: Roman

Titel: Das Haus der bösen Mädchen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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Frau hatte. Aljona ging gern spätabends spazieren, wenn die Hitze nachließ.
    Nein, im Ernst, gut möglich, dass er mich auch umbringen will, dachte Kolja eher gereizt als ängstlich. Na schön, soll er es nur versuchen, der Bastard, soll ers nur versuchen!
    Er erhob sich abrupt, trat die Zigarettenkippe aus und ging zum nächstgelegenen Telefon, um Untersuchungsführer Borodin anzurufen.

Fünfzehntes Kapitel
    »Du sollst dich nicht oben ohne sonnen«, sagte Sweta belehrend, »das ist schädlich. Zieh dir sofort was über.«
    »Lass mich in Ruhe«, knurrte Ira, »erstens sind wir hier nicht im Süden, und zweitens sieht es ohne weiße Streifen viel besser aus.«
    Sie lagen im hohen Gras auf einer Lichtung an einem kleinen, mit silbriger Entengrütze bedeckten Teich. Die Sonne stand im Zenit und bedachte sie mit trockener weißer Glut. Im Teich quakten die Frösche, im Wald knarrten leise die Stämme hundertjähriger Eichen, ganz in der Nähe rief ein Kuckuck – hastig und warnend, als wollte er ein Unglück melden. Ira streckte die Hand aus, riss einen Grashalm ab und kaute darauf herum.
    »Lass das!« Sweta setzte sich auf. »Gewöhn dir das endlich ab. Du bist keine Kuh!«
    »Mann, du nervst!« Ira stieß ihre Schwester gegen die Schulter, die fiel rücklings ins Gras, sprang aber sofort auf und revanchierte sich. Die Mädchen rangelten miteinander, rollten durchs Gras und fielen schließlich in den Teich.
    Sweta tauchte ihre Schwester unter und hielt ihren Kopf einige Sekunden unter Wasser, als wäre sie nicht bei Sinnen. Ira wehrte sich mit aller Kraft und traf schließlich mit derHandkante Swetas Handgelenk. Der Griff lockerte sich, Ira tauchte auf und schrie keuchend und hustend: »Spinnst du? Ich wär beinah ertrunken! Idiotin!«
    »Entschuldige.« Sweta zitterte, in ihren Augen stand Panik. »Das war ganz schrecklich eben, verstehst du, es war wie ein Krampf, ich wollte loslassen, aber ich konnte nicht. Entschuldige.«
    Sie klopfte ihrer Schwester auf den Rücken, und Ira hörte auf zu husten.
    Ohne Hast schwammen die beiden zur Mitte des Teichs.
    Aus dem Eichenwald näherte sich ein mittelgroßer Mann. Er war ziemlich schlank, aber breitschultrig. Er hatte seine Leinenmütze so tief herabgezogen, dass der Schirm das Gesicht bis zum Kinn beschattete. Er war barfuß, nackt bis zum Gürtel und trug eine gefleckte Tarnhose. Auf seiner haarlosen weißen Brust baumelte ein kleiner käferförmiger Anhänger aus dunklem Stein an einer dicken Goldkette. Bei dem Handtuch mit den Sachen der Mädchen angelangt, blieb er eine Weile stehen, die platten weißen Füße breit gegrätscht, die Hände in den Hosentaschen und den Blick auf die beiden Köpfe gerichtet, die langsam auf das gegenüberliegende Teichufer zu schwammen.
    »Was meinst du, ob sie uns auch nicht bescheißen?«, fragte Sweta leise.
    »Red keinen Quatsch!« Ira drehte sich auf den Rücken, streckte sich mit ausgebreiteten Armen aus und hielt ihr Gesicht in die Sonne. »Warum sollten sie uns bescheißen?«
    Der Mann am Ufer hatte sich ins Gras gesetzt und durchsuchte die Sachen der Mädchen.
    »Komm, wir schwimmen zurück«, sagte Sweta. »Mir ist irgendwie nicht gut.«
    »Vielleicht ein Sonnenstich?«
    »Nein, das ist es nicht.« Sweta drehte sich um, entdeckte den Mann, der in ihren Sachen wühlte, reagierte darauf jedochvollkommen gelassen und sagte nur zu ihrer noch immer auf dem Rücken liegenden Schwester: »Da ist er schon.«
    »Was, schon?« Ira drehte sich widerwillig um. »Ich dachte, wir könnten uns noch in Ruhe sonnen. He, was soll das!«, rief sie so laut, dass es Sweta in den Ohren dröhnte. »Hände weg von unseren Sachen, kannst du nicht warten? Gut, dass wir ihn bemerkt haben«, sagte sie mit einem nervösen Lachen zu ihrer Schwester. »Sonst hätt er sie sich einfach geschnappt und wär abgehaun. Aber jetzt sag mir noch, warum dir schlecht ist.«
    »Weil mir übel wird von dem Kaninchenblut und den ganzen Schweinereien, ich halte diese nächtlichen Orgien nicht mehr aus. Noch eine solche Nacht, und ich sterbe oder drehe endgültig durch. Weißt du, was mir den Rest gegeben hat? Als Solodkin mit seiner Videokamera auftauchte. Ich hab auf einmal gehofft, dass er von der Miliz ist oder vom FSB und dass unsere schmutzige Familie endlich auffliegt. Egal, was uns dann blüht – Kinderheim, Jugendknast oder die Straße, Hauptsache, kein Kaninchenblut mehr und kein Sex auf dem Altar mit dem Kirchentuch.«
    »Hör auf zu jammern«, zischte

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