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Das Haus der bösen Mädchen: Roman

Das Haus der bösen Mädchen: Roman

Titel: Das Haus der bösen Mädchen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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hat nur die Maske gesehen, trotzdem hat er sie getötet. Aber vielleicht war ers doch nicht, und ich mache mir unnütz einen Kopf? Warum sollte er sie umbringen, wenn sie sein Gesicht gar nicht gesehen hat? Schwachsinn, einfach Schwachsinn. Kolja wiederholte dieses Wort im Stillen, bis er auf der Treppe zum Revier mit Unterleutnant Dulow zusammenstieß, der zu der Einsatzgruppe am Fundort der toten Simakowa gehört hatte.
    »Haste mal ne Kippe, Kolja?«, fragte Dulow.
    »Klar.« Kolja zog eine angebrochene Schachtel Chesterfield aus der Tasche, hielt sie Dulow hin, zündete sich selbsteine Zigarette an und fragte nachdenklich: »Sag mal, Sanja, machen Leichen dir auch so zu schaffen?«
    »Kommt ganz drauf an.« Dulow zuckte die Achseln. »Wenns ein Kind ist, dann ja, dann bin ich ziemlich fertig. Im Mai zum Beispiel, da hatten wir so einen Fall. Ein Neugeborenes im Müll. Ich war auf dem Heimweg vom Nachtdienst, hundemüde. Auf dem Hof kommt mir die Hauswartsfrau entgegen, ein junges Mädchen, kreischt, kriegt kein vernünftiges Wort raus und hält mir mit weit aufgerissenen Augen ein oranges Bündel hin. Ich sag, was brüllst du denn so, ist da ne Bombe drin oder was, sag ich, bloß im Scherz, damit sie sich beruhigt. Wieso hast du sie in deine Weste eingewickelt? Meinst du, dann rummst es nicht so heftig? Aber sie heult wie verrückt und stammelt nur: Nehmen Sie, nehmen Sie’s mir ab, ich kann nicht mehr. Und ich sag, wenn du nicht mehr kannst, legs doch ab. Na, jedenfalls, sie hebt die Weste ein Stück an, und ich seh: meine Güte, ein Baby! Tot natürlich, klar. Das Miststück, das das getan hat, wurde nie gefunden. Wenn ich wüsste, wer das war, ich würd sie mit eigenen Händen erwürgen.«
    Teletschkin hörte diese Geschichte wohl schon zum zehnten Mal, aber er ließ Dulow ausreden, seufzte am Ende und sagte: »Ja, wirklich furchtbar. Aber ich hab noch was Schlimmeres erlebt. Stell dir vor, ein Mädchen hat seine eigene Tante ermordet, mit achtzehn Messerstichen. Eine Leiche mit achtzehn Messerstichen – so was hast du bestimmt noch nie gesehen.«
    »Ha, von wegen! Erst gestern hatten wir einen Mordfall, sag bloß, du hast nichts davon gehört? Ein Penner hat seine Alte umgelegt, auch mit achtzehn Messerstichen. Als hätten sie sich abgesprochen, echt. Und dieser Penner Rjurikow, der will absolut nicht gestehen. Er hat gebrüllt, er wär die ganze Nacht nicht dagewesen, als er heimkam, wär seine Alte schon tot gewesen. Der Gerichtsmediziner sagt, der Tod ist um drei Uhr früh eingetreten. Und mit dem Rausschmeißen der Sachenhat er um acht angefangen. Wahrscheinlich war er total besoffen, als er sie erstochen hat, dann ist er aufgewacht, hat die Leiche entdeckt und natürlich total durchgedreht.«
    »Und die Zeugen?«, erkundigte sich Kolja automatisch.
    »Was für Scheißzeugen denn?«
    »Wurde die Mordwaffe gefunden?«
    »Wozu da noch groß suchen? Dieser Spinner war völlig von der Rolle, er hat sämtliches Zeug aus seiner Höhle aus dem Fenster geschmissen, aus dem zweiten Stock, auch ein paar Messer, fünf Stück waren in dem Haufen. Eine stinknormale Beziehungstat, nichts Besonderes. Wenn du mich fragst, diese Bastarde sollten sich am besten alle gegenseitig umbringen, dann wär die Luft bald sauberer. Die verpesten doch ganz Moskau, diese Penner.«
    Ich Idiot, beschimpfte sich Kolja, als er sich von Dulow verabschiedete. Wieso bin ich mit meinen Fragen zum Chef gelaufen, statt mir gleich Dulow oder einen anderen aus der Einsatzgruppe zu greifen und wie nebenbei auszufragen? Aber ich musste ja unbedingt den Major auf einen möglichen Zusammenhang zwischen den beiden Morden hinweisen! Ich bescheuerter Idealist!
    Kolja wusste genau, was los war. Der Revierchef war nicht deshalb so sauer, weil ihn die Aussicht, in seinem Revier einen Serienmörder zu jagen, so schreckte – um derartige Kapitalverbrechen kümmerten sich ohnehin höhere Instanzen. Aber Rjurikow war in der U-Haft plötzlich gestorben. Fast alle im Revier wussten, dass Hauptmann Krasnow den Tatverdächtigen bei der Verhaftung heftig vermöbelt hatte, und die durch die Schläge erlittenen inneren Verletzungen waren die einzige mögliche Todesursache. Das konnte unangenehme Folgen haben, und zwar nicht nur für den Hauptmann, sondern auch für den Chef und für das ganze Revier.
    Unterleutnant Teletschkin durchquerte mehrere Höfe, setzte sich auf eine Bank, rauchte eine Zigarette und gestandsich ehrlich ein, dass er Angst um seine schwangere

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