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Das Haus der Bronskis

Das Haus der Bronskis

Titel: Das Haus der Bronskis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Marsden
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Zwei Schwestern standen auf der Terrasse hinter ihnen. Pan Broński stieg aus der Kutsche, und seine Söhne küßten ihm nacheinander die Hand.
    »Hätte ich damals gewußt«, schrieb Helena Jahre später, »daß einer dieser Knaben, die vor ihrem Vater katzbuckelten, eines Tages mein Mann sein würde, ich glaube, ich hätte mich schleunigst nach dem nächsten Kloster umgesehen.«
     
    Beim Abendessen an diesem Tag saß Helena neben Pan Broński. Seine bojarenähnliche Erscheinung beherrschte den Raum. Als die Mahlzeit fast beendet war, wandte er sich das erstemal Helena zu, lächelte und fragte sie nach ihren Interessen.
    »Lesen«, sagte sie. »Am liebsten etwas aus der Geschichte.«
    »Lesen taugt nicht für Frauen. Wollen Sie die drei Eigenschaften wissen, die eine wirklich gute Ehefrau haben muß?« Er hielt drei Finger hoch und zählte sie ab. »Häßlich, arm und dumm.«
    Die Tafel verstummte.
    Er fuhr fort. »Häßlich, damit kein anderer Mann sie ansieht; arm, damit sie einen wegen des Geldes braucht; und dumm, damit sie einen nicht hereinlegen kann!«
    Auf halber Höhe des Raums hörte man das Rascheln schwarzer Seide, Pan Brońskis Frau war aufgestanden und lief in Tränen hinaus.
    Broński hob sein Glas. »Du meine Güte«, sagte er, »was hat sie denn?«
     
    Die Stunden in Klepawicze zogen an Helena mit der Präzision einer Militärparade vorbei. Alles war streng geregelt. Sie verbrachte soviel Zeit wie möglich draußen: ihre Liebe zur freien Natur entschädigte sie einigermaßen für die Dunkelheit drinnen. Am dritten Morgen ging sie ins Gehölz hinaus.
    Dichtes Sommergrün bedeckte den Boden. Ein oder zwei Pilze hoben sich wie schillernde Seide vom Efeu darunter ab. Während sie behutsam einen Fuß vor den anderen setzte, lauschte Helena dem Wind, der in den Eichen wehte, dem Gezwitscher der Finken, dem Krächzen einer Krähe und dem Ruf eines tief in den Bäumen verborgenen Kuckucks. Sie fühlte sich von einer Woge guter Laune emporgetragen, in ihrem Überschwang fing sie an zu tanzen und drauflos zu singen:
    Karolina Niemka,
    To nasza panienka!
    Karolina rączkę daje
    Pojedziemy w cudze kraje.
    Aus den Bäumen ertönte eine Stimme. »Was für ein hübsches, flaumiges kleines Gänschen!« Und hinter einer Buche tauchte Wincenty Broński auf. Er grinste. Wortlos lief Helena ins Haus zurück.
    In den abgelegeneren Gegenden von Klepawicze gingen die Brońskibrüder wie Satyrn auf die Pirsch. Wincenty war der dritte Sohn. Er verbrachte einen großen Teil des Tages lesend im Korbsessel. Während seines Studiums in Kiew hatte er sich eine Lungenentzündung geholt: sein Vater hatte ihm das Geld für einen Wintermantel abgeschlagen.Aus der Lungenentzündung war Tuberkulose geworden, und er hatte vor kurzem eine Lunge verloren. Zwei Jahre nach ihrem Besuch, schrieb Helena, starb er.
    Von den vier Brüdern war Adam der älteste. Er beachtete Helena wenig. Er ging oft gedankenverloren die Lindenalleen auf und ab oder spielte stundenlang Klavier. Als Ältester war er nicht zum Militär einberufen worden, sondern sollte statt dessen die Ländereien beaufsichtigen.
    Teodor dagegen lebte für sein Ulanenregiment. Er hatte einige spektakuläre Kunststücke gelernt und verbrachte die meiste Zeit damit, sie zu üben: auf ein kanterndes Pferd aufzuspringen, im Galopp Pflöcke aus dem Boden zu ziehen, auf dem Sattel stehend in die Hände zu klatschen.
    Bei einer Gelegenheit gelang es ihm, Helena zu packen, sie mit Schwung vor seinen Sattelbaum zu hieven und hastig ins Räucherhaus zu entführen. Dort, zwischen ziegelroten Schinken und Speckseiten, mußte sie seinen rauchigen Kuß über sich ergehen lassen. Dann sperrte er sie ein. Erst ein vorbeikommender Gärtner, der ihre Rufe hörte, sorgte für ihre Freilassung, aber ihr weißes Kleid war vom Rauch ruiniert.
    Ignacy, der Jüngste, nahm Helenas Anwesenheit überhaupt nicht wahr. Er war schweigsam und launisch. Wegen eines gelähmten Arms vom Militärdienst befreit, rannte er mit der Reitpeitsche hinter seinen Schwestern her und scheuchte sie über die Flure. Der verkrüppelte Arm, schrieb Helena, war eine Folge davon, daß sein Vater ihn gezwungen hatte, einen nicht zugerittenen Hengst zu reiten. Pan Broński hatte auch, als Ignacy sieben war, dessen Lieblingskaninchen getötet   – mit der Begründung, er hänge zu sehr daran. Und dann hatte er den Jungen gezwungen, es zu essen.
    Das war die in Klepawicze gängige Form von Zuneigung.Helena verbrachte die zwei

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