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Das Haus der Bronskis

Das Haus der Bronskis

Titel: Das Haus der Bronskis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Marsden
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möchte, daß wir heiraten. Ich werde dir eine gute und pflichtgetreue Ehefrau sein. Ich werde für dich sorgen und dir dienen und, so Gott will, dir eine Familie schenken. Ich werde mein Leben dieser Familie widmen. Aber ich liebe dich nicht. Ich muß heiraten, um den Fängen meiner Mutter zu entkommen.«
    Sie sahen einander an, und einen Augenblick herrschte Schweigen. Dann ergriff Adam ihre Hand und sagte: »Hela! Mach dir keine Sorgen, meine Liebe reicht für zwei!«
    Und damit waren sie verlobt. Helenas Mutter war entzückt. Sie schickte dem alten Pan Broński eine kurze Mitteilung, und am Tag darauf traf er ein. Er ging zu Helena ins Zimmer, um sie zu beglückwünschen. »Großartig! Ich schicke euch ein Pferd für einen Sohn, eine Ziege für eine Tochter!«
    Zwei Wochen später hütete sie immer noch das Bett. Es war ein windstiller Tag. Ein Hausmädchen hängte die Winterfenster aus. Helena hörte die Vögel draußen singen und das Mädchen sagen: »Bei den Vögeln gibt es Rabenkrähen und Saatkrähen. Die da unten, sehen Sie, Panna Hela, die sind Rabenkrähen. Man erkennt sie am Schnabel, das hat meine Mutter mir gesagt . . .«
    Die Tür ging auf. Es war Witek. In Uniform. Er schicktedas Hausmädchen weg und setzte sich vergnügt lachend auf Helenas Bett.
    Sie schüttelte den Kopf und sagte ihm, sie sei verlobt. Sie löste das Medaillon Unserer Lieben Frau von ihrem Hals und drückte es ihm fest in die Hand. »Möge Gott dich beschützen, lieber Witek.« Und sie wandte sich ab und weinte.

17.
    H elena verbrachte
den Frühling in Platków: »April 1920.   Überall Veilchen. In den Alleen Hennen und Küken, und Enten auf dem Wodalkasee. Mit jedem Tag wird der Grünschimmer des Waldes dichter; die Birkenknospen brechen auf . . .«
    Sie und Adam hatten eine turbulente Verlobungszeit. Bisweilen haßte sie ihn   – und sagte ihm das auch   – für seine ständige gute Laune, dafür, daß er ihre Pläne, in Krakau zu studieren, zunichte machte, daß er keiner der Männer war, die sie geliebt hatte. Einmal schrieb sie ihm, sie löse die Verlobung, und er kam auf der Stelle aus Wilna, ritt über die Auffahrt mit einem Lächeln auf seinem stets vertrauensvollen Gesicht auf das Haus zu.
    »
Burzyczka!
Meine stürmische Sturmschwalbe! Du brauchst keine Angst zu haben!«
    Mitte April verließ Adam Wilna, um nach Süden zu gehen. Er war zum Richter in Lida ernannt worden. Außerdem hatte sein Vater ihm ein Haus samt Land überschrieben, und er hielt sich so oft wie möglich dort auf, um es für Helenas Ankunft herzurichten. Das Anwesen hieß Mantuski.
    Helena kannte Mantuski; sie war 1912 dort gewesen. Sie erinnerte sich an das Haus, an seine langgestreckte, niedrige Fassade und die altmodischen dunklen Zimmer; sie erinnerte sich an die Korridore, die nach altem Fleisch rochen. Es war kein Ort, mit dem sie warm werden konnte. Das einzige, was sich ihm zugute halten ließ, war seine Lage am Ufer des Njemen.
    Das Gut, sagte Adam, bezog seine Einnahmen zu ziemlich gleichen Teilen aus Holz- und Milchwirtschaft. Die Käselaibe   – »wie große Kissen«   – waren vor dem Krieg in den Kresy berühmt gewesen. Aber es war nicht sehr ertragreich; es hatte zu wenig Grund. Von den drei Brońskischen Gütern war es das kleinste. Adams Vater hielt ihn für »zu lässig« im Umgang mit Geld, als daß er ihm eines der größeren anvertraut hätte. Daß Adam als der Älteste auf diese Weise übergangen wurde, ließ Helena wütend werden. Doch Adam schien es nichts auszumachen, wie immer.
    Er schrieb an Helena:
     
    20.   April, Mantuski.
    Helenka, meine Liebste,
    ich kaufe gerade Dachziegel für das Haus. Die alte Ziegelfabrik ist im Krieg zerstört worden. Aus Danzig bekomme ich neue Kühe. Wir haben Hochwasser, und morgen fangen wir an zu pflügen . . . Wie wünschte ich, Du könntest hier sein und es sehen. O Hela, Hela, Panna Hela! Noch nie war die Welt für mich so wunderbar! Noch zehn Tage, bis wir uns sehen! Ich denke an Dein Haar, an die Löckchen in Deinem Nacken und an Deine Augen. Aj! Ein Blick aus ihnen tötet all meine Traurigkeit. Ich küsse Deine Hand, Deine beiden Hände. Ich sehne mich nach Dir. Hab keine Angst, mein Vögelchen, meine liebste Helenka.
    Auf immer Dein,
    Adam
     
    Die Hochzeit wurde für den Juli festgesetzt. Helenas Mutter schmiedete aufgeregt alle möglichen Pläne. Tante Anna war wieder in Platków, und die beiden saßen über denSpieltisch gebeugt, spielten Domino und besprachen die

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