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Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Titel: Das Haus der Feuerfrau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Büchner
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leben will, inmitten von anderem Leben, das auch leben will.‘ Statt darüber zu diskutieren, wer hier wen fressen will, sollten wir lieber gemeinsam schlemmen.“
    Er schenkte sein Glas voll, diesmal ohne zu fragen, und trank es in einem Zug aus. Ich merkte, dass er mehr getrunken hatte, als es sonst seine Gewohnheit war, er sah erhitzt aus, und seine Augen schimmerten feucht. Natürlich trug das nicht gerade dazu bei, seine Selbstbeherrschung zu fördern, aber noch schwankte er zwischen Verwirrung, Angst und Begierde. Sein Widerstand verwandelte sich freilich immer mehr in Rückzugsgefechte. Er begann zu handeln. Mit halb erstickter Stimme stieß er hervor: „Ich kann es nicht ertragen, wenn ein Mann mich berührt. Das ist etwas, was er auf keinen Fall ... absolut auf keinen Fall tun dürfte.“
    „Das ist auch nicht seine Art.“
    „Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass er ... dass er uns zusieht.“
    „Warum zerbrechen Sie sich seinen Kopf? Er ist alt genug um zu wissen, was er tut.“ Ich legte sanft die Hand auf seinen Arm. „Oder haben Sie vielleicht gar keine Lust mehr?“
    „Oh Gott!“, platzte er wütend heraus. „Ich ... ich ...“ Und plötzlich packte er mein Handgelenk mit einem schmerzhaft groben Griff, zerrte an mir und zwängte meine Hand gewaltsam zwischen seine Schenkel. „Keine Lust!“, stieß er hervor, während er meine Hand an einem Ständer rieb, der seinesgleichen suchte. „Ist es das, was Sie wollten? Ist es das, was er will? Dann sagen Sie ihm doch, ich bin dabei!“
    Robert Junkarts hatte sich mir gegenüber als einen langweiligen Liebhaber bezeichnet, womit er zweifellos die Wahrheit gesagt hatte. Obwohl er heftig erregt war, tat er seinerseits nicht das Geringste dazu, für eine prickelnde Stimmung zu sorgen. Nachdem er sich auf eine höchst unzeremonielle Weise seiner Kleider – diesmal
aller
Kleidungsstücke – entledigt hatte, ließ er sich auf Alecs Bett plumpsen wie ein Bauarbeiter nach einem harten Arbeitstag. Halb auf die Seite gedreht, einen Arm unter dem Körper, den anderen lang ausgestreckt, lag er unbeweglich da.
    Alec warf mir einen amüsierten Blick zu, der besagen sollte: Das also ist dein erotisches Wunderkind?
    Mein Gefährte hatte sich ans andere Ende des Zimmers gesetzt, in seinen tiefen Sessel unter dem Fensterchen, und saß nun gemächlich zurückgelehnt dort, die gefalteten Hände auf der Elfenbeinkrücke des Gehstocks, ganz wie ein Mann, der sich bereit macht, eine opulente Opernaufführung zu genießen. Er wirkte vollkommen gelassen und kontrolliert; die einzige Gefühlsregung, die er sich ansehen ließ, war eine Art wohlwollender Herablassung, wie sie ein gütiger Onkel an den Tag legen mag, der seiner Nichte bei ihren kindlichen Vergnügungen zusieht.
    Beide zusammen hätten sie einer Messalina die Laune verderben können.
    Ich war jedoch so aufgeputscht, dass mich weder die Tollpatschigkeit des Einen noch die Indolenz des anderen aus meiner guten Stimmung reißen konnte. Ich ließ mich gefangen nehmen von der blauen Dämmerung, die durch das einzige schmale Fenster des Raumes einsickerte, und dem Flackern der Kerze, die in einem kniehohen Leuchter brannte. Die Luft war warm und weich. Als wir das Zimmer wechselten, war die gewittrige Spannung verschwunden, aber ich wusste, dass sie bald zurückkehren würde. Es war wie im Theater, wenn der Vorhang nach der Pause sich wieder hebt: Eine Weile lang rückt und raschelt und knistert das Publikum noch, ehe es sich wieder in das Spiel auf der Bühne versenkt.
    Robert lag da wie ein Toter. Im bernsteinfarbenen Kerzenlicht sah er erstaunlich attraktiv aus. Vor allem sein Haar hatte einen wunderbaren Farbton angenommen, ein sattes, von innen heraus leuchtendes Kupfer. Aber auch sein Körper wirkte schön, ein kräftiger, männlicher Körper, von einer cremig hellen Haut überzogen, die im Licht schimmerte. Er war – ein körperliches Merkmal, das ich sehr schätzte – weitgehend glatt, bis auf einen langgezogenen, fuchsfarbenen Haarstreifen auf dem Unterbauch und das Haar unter den Achseln. Am Bauch und am Hinterteil war sein Fleisch weich und wabbelig, aber im Großen und Ganzen hatte er immer noch eine gute Figur, vor allem jetzt, wo er still lag. Normalerweise hielt er sich, wenn er ging oder stand, in der typischen Fragezeichen-Pose eines Menschen, der seine Zeit vor dem Monitor verbringt, aber im Liegen wirkte er beinahe graziös.
    Ich setzte mich auf dem Bett zurecht und legte beide Hände auf

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