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Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Titel: Das Haus der Feuerfrau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Büchner
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Flecken anzuschwellen. Meine Fingerspitzen wurden feucht, als ich sie berührte. Immer mehr Blut sickerte durch die Haut.
    Ich sah aus dem Augenwinkel, wie Alec seine lässige Opernliebhaber-Pose aufgab und sich spähend und lauschend vorbeugte.
    „Warum haben sie das getan?“
    „Ich wehrte mich. Ich hatte den Eimer umgestoßen.“
    „Welchen Eimer?“
    Mein Opfer wälzte sich hin und her wie ein Medium in Trance. Seine Stimme klang rau und abgehackt; er machte immer wieder Pausen zwischen den Sätzen, als müsste er nach jedem erst Kraft sammeln für den nächsten. Die Wundmale brachen jetzt eines neben dem anderen auf. Aus Dutzenden dunkel verfärbten Flecken an seinem Körper sickerte Blut. Es benetzte die Bettdecke und tränkte den grünen Satin. Er stammelte: „Sie hatten mich in dieses Gefängnis gesperrt ... einen Kellerraum, in den eine steile Treppe hinunterführte. Es war nichts darin, überhaupt nichts, nur ein Loch in einer Ecke, das als Toilette herhalten musste. Am Morgen brachten sie immer einen Eimer heißes Seifenwasser herein, und ich musste den Abtritt säubern ... mit bloßen Händen und einem stinkenden Fetzen. Ich kroch auf Händen und Knien herum, und sie standen da, rauchten und machten ihre Bemerkungen über meine Männlichkeit, fiese, dreckige Zuhälter-Bemerkungen. Da rebellierte ich. Ich stieß den Eimer um und habe mich geweigert weiterzumachen. Gott! Darauf hatten sie doch nur gewartet! Sie haben mich geprügelt, bis ich Sterne sah. Danach zogen sie mich aus bis auf die Unterhose, und ich musste noch einmal aufwaschen. Von da an durfte ich mich überhaupt nicht mehr anziehen. Ich kroch auf allen Vieren auf dem Boden herum, mit nichts am Leib als diesem dreckstarrenden Slip, und sie machten ihre Bemerkungen.“
    „Warum haben sie das getan?“
    Er holte tief Atem und stöhnte. „Nik hatte es ihnen befohlen. Nik hatte ihnen aufgetragen, sie sollten mich fertigmachen ... total fertigmachen. Er spottete: ‚Unser Daddy ist ein harter Brocken, aber ihr kriegt ihn schon weich. Ihr müsst ihn so weit bringen, dass er sich vor Angst anscheißt, wenn er mich nur sieht.' Stimmt, ich war hart ... ich habe fast zwei Wochen ausgehalten. Ich weiß nicht mehr, wie oft ich mich in der Zeit vor Schmerzen angekotzt und angepisst habe, aber ich habe ausgehalten. Ich wusste, wenn er erst einmal meine Unterschrift hatte, würde er mich umbringen lassen.“
    Das kleine Fenster des Raumes, das bis dahin offen gestanden war, schloss sich – zügig, aber vollkommen ruhig; ganz so, als hätte eine menschliche Hand es geschlossen. Die Luft im Raum war heiß und schwer, mit dumpfen und erregenden Gerüchen gemischt. Es roch nach Blut und nach welkenden Blumen, nach Parfüm und Petroleum. Ich meinte, kleine vielfüßige Schatten auf dem Boden herumhuschen zu sehen, wie die Kakerlaken in Afrika unter meinem Bett herumgehastet waren.
    Ich ließ die Hände tiefer gleiten und strich den Rücken entlang. Jede meiner Berührungen zog eine Blutspur nach sich. „Haben sie dich hier auch verletzt?“
    „Ja.“
    „Womit?“
    „Schläge ... Tritte.“
    „Erzähl mir das.“
    Robert Junkarts erzählte. Er hatte ein pedantisches Gedächtnis, und so wurden wir Zeugen einer langen Qual, die er in allen Einzelheiten in Erinnerung behalten hatte. Vor Gericht wäre er ein vernichtender Zeuge gegen Nik Dubassy gewesen, wenn er sich nur hätte überwinden können auszusagen.
    Alec machte keine Anstalten mehr, seine Faszination zu verbergen. Er lauschte, weit vorgebeugt, das weißbärtige Kinn auf eine Hand gestützt. Seine Augen glänzten, dass ich meinte, sie im Halbdunkel leuchten zu sehen wie Katzenaugen. Er ließ sich kein Wort entgehen. Am liebsten wäre er nähergekommen, hätte den unkontrolliert zuckenden Körper auf dem Bett und das tropfende Blut selbst berührt, aber Alec war ein Mann, der seine Versprechen unter allen Umständen hielt.
    Robert warf den Kopf hin und her. Auf seinem bleichen Gesicht stand der Schweiß, er fantasierte wie ein Kranker im Delirium. Blutstropfen, die im Halbdunkel schwarz aussahen, sickerten aus seinem Mundwinkel. „Er zeigte mir Zeichnungen ... er, Nik ... es waren so grauenhafte Zeichnungen, wie ich sie mir in meinen schlimmsten Träumen nicht vorgestellt hatte ... Da war ein Mann, von dem nur noch Kopf und Rumpf übrig waren, seine Arme und Beine waren ebenso restlos amputiert worden wie seine Genitalien ... sein After war wie mit einem Axthieb zu einer vagina-ähnlichen Öffnung

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