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Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Titel: Das Haus der Feuerfrau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Büchner
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Verdacht, dass entweder meine Erlebnisse mich geistig mehr geschädigt hatten, als mir bewusst geworden war, oder dass das Haus einen solchen bizarren Einfluss auf mich ausübte.“
    Er warf Alec einen bittenden Blick zu. „Dennoch ... Sie müssen mir glauben, Dr. Marhold, in all diesen drei Jahren dachte ich nichts anderes, als dass es bei Fantasien bleiben würde. Was immer ich mir zusammenspintisierte, es endete stets in meiner eigenen Faust. Mir war klar, dass keine Frau daran interessiert sein würde, das Leben eines kriminellen Penners zu teilen, der den ganzen Tag hinter dem Computer hockte und seine alten Sünden gutzumachen versuchte. Und selbst wenn sich eine gefunden hätte – ich hatte nichts von
irgendeiner
Frau. Ich hatte mir längst eine Traumfrau geschaffen, mit der ich zusammenlebte wie ein Ehemann. Sie hatte kein Gesicht und eigentlich auch keinen Körper, diese Dinge waren mir nicht wichtig, aber sie hatte ein Wesen. Ein sehr kompliziertes Wesen, wie man es nur von einer Traumgestalt verlangen darf. Sie war grausam genug, um meine Leiden zu verstehen, aber gleichzeitig zärtlich und gut, sie konnte mich ebenso heilen wie verletzen, und ich würde beides in vollen Zügen genießen.“
    Er schob sein leeres Glas von sich und sah erst mich, dann Alec mit einem vor Scham brennenden Blick an. Seine Stimme kippte, als er stammelte: „Dann kamen Sie ... und Frau Sperling ... auf einmal war alles Realität, worüber ich in endlosen einsamen Stunden in diesem Spukhaus gebrütet hatte ... und da habe ich jede Beherrschung verloren. Ich schäme mich vor Ihnen beiden.“
    Alec deutete mir, sein Glas nachzufüllen, zum Zeichen, dass er immer noch unser Gast war, und ich gehorchte.
    „Dann ist Charmion also Ihre heimliche Traumfrau?“, fragte mein Freund.
    „Ja.“
    „Grausam und gut, verletzend und zärtlich zugleich ... war es das?“
    Junkarts tat mir leid; er sah aus wie ein Mann, der immer noch einen weiteren Schluck aus seinem bitteren Kelch trinken muss, obwohl er keinen Mundvoll mehr hinunterbringt. Er nickte nur stumm.
    Alec lächelte ihn an, den Blick reiner Unschuld in den leuchtenden blauen Augen. „Sehen Sie, Robert, das sind dieselben Vorzüge, die auch mich fasziniert haben. Charmion würde jederzeit ihr letztes Geld ausgeben, um eine kranke Katze zum Tierarzt zu bringen, aber sie könnte auch blutende Wunden küssen und das Blut saugen. Wir beide, Sie und ich, haben ganz denselben Geschmack – nur spiegelbildlich verkehrt.“
    Auf Robert Junkarts‘ Zügen malte sich blankes Unverständnis. Er wiederholte verloren: „Es tut mir leid.“
    Alec sah, dass er am Ende seiner Kräfte war, und wurde ernst. „Sie selbst“, äußerte er, „haben uns erzählt, dass das Haus Menschen auswählt – dass es sie beruft. Ist es Ihnen denn noch nie in den Sinn gekommen, dass diese selbe Macht auch Sie und Charmion und mich zusammengebracht haben könnte? Was hier geschieht,
soll
geschehen. Sie sind kein Eindringling in unsere Beziehung; Sie nehmen genau den Platz ein, den Sie einnehmen sollen. Wir beide haben oft darüber gesprochen, ob wir einen Menschen finden würden, der uns vollkommen ergänzt, und es scheint mir, dass Charmion recht hatte und Sie tatsächlich dieser Mensch sind.“
    Robert Junkarts blickte ihn hilflos an. „Entschuldigen Sie“, murmelte er, „aber ich verstehe kein Wort.“
    Alec nickte ihm zu. „Sie werden es gleich verstehen. Sie haben gesehen, dass Charmion eine Frau von besonderer Art ist ... nun, ich bin ein Mann von derselben Art. Wir sind zwei Brötchen vom selben Teig. Ich habe mein Leben damit verbracht, vielen armen Teufeln aus der Klemme zu helfen, aber ich bin auch imstande, grausam zu sein und es zu genießen. Sie sehen, wir rücken uns näher.“
    Junkarts starrte ihn entsetzt an, und ich meinte zu sehen, wie es ihm das Haar im Nacken sträubte. Er wich zurück wie vor einem physischen Angriff.
    Alec winkte sofort ab. „Ich selber bin nicht an Ihnen interessiert, weder an Ihnen noch an sonst einem Mann. Was das betrifft, war ich mein Leben lang ein Stino und gedenke es zu bleiben.“
    „Was zum Teufel ist ein Stino?“, fragte Robert Junkarts, der offensichtlich vergebens versuchte sich in diesen Enthüllungen zurechtzufinden.
    „Stink-normal“, erklärte ihm Alec.
    „Ach so.“
    „Wie gesagt ... trotzdem gefällt es mir, dass Charmion Freude an Ihnen hat, und ich möchte an dieser Freude teilhaben, wenn auch nur als unbeteiligter Zuschauer.“
    Robert

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