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Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Titel: Das Haus der Feuerfrau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Büchner
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daran hochziehen, Wilden Wein oder Mauerkatze, etwas, das rasch wächst. Was meinst du dazu?“
    Alec hob abwehrend beide Hände. „Ich verstehe nur, dass du etwas Grünes auf der Mauer willst. Einverstanden. Mach, was du für richtig hältst. Der Garten gehört dir.“
    „Im Ernst?“, fragte Robert, der plötzlich feuchte Augen hatte.
    Alec nickte und hob sein Glas. „Auf uns – und den Garten, den du hier pflanzen wirst.“
    Die nächsten drei Wochen verliefen ohne besondere Ereignisse. Robert Junkarts war schwer beschäftigt. Er lief den ganzen Tag im Garten herum – den jetzt Sandhaufen, Bauholzstapel und geparkte Maschinen verunzierten –, stocherte da und dort in der Erde, besah sich die Lichtverhältnisse, machte Notizen und stritt sich mit den Arbeitern herum, die ständig quer durch den Rasen trampelten und ihre Betonmischmaschine in einem Rosenbeet abstellten. Bei der Gelegenheit bekam ich Robert Junkarts‘ Wesen von einer anderen Seite zu sehen. Er knöpfte sich den Schuldigen vor – einen grobknochigen Lackel, der ihn um fast einen Kopf überragte – und stauchte ihn zusammen, bis der Mann tausend Entschuldigungen murmelte und die Maschine aus dem Rosenbeet schleppte (womit er die letzten überlebenden Rosen umbrachte). Dann beklagte er sich wortreich bei Jan Pika, so lange, bis der Pole die Hände hochwarf und rief: „No gut, Herr, wo soll ich Maschine hinställen? In Luft?“
    Inzwischen hatten wir anderen genug damit zu tun, dass wir alle auf Schutthaufen wohnten und Maurer, Tischler und Glaser durch unser Revier trampelten. Bis tief in den Juli hinein war das Haus eine Baustelle. In den oberen Stockwerken wurden Fenster ausgebrochen. Terry und Elena mussten eine Woche lang auf dem Flur kampieren, während ihre Zimmer mit zusätzlichen Fenstern versehen wurden. Davon abgesehen zwang ihnen Alec jedoch keine Änderungen auf. Er war der Ansicht, da sie nun einmal zum Haus gehörten, hätten sie auch das Recht, so zu leben, wie es ihnen gefiel. Also blieb Terrys Türe schwarz angestrichen und die Zimmer blieben weiterhin das, was Robert ein „Wohngrab“ nannte.
    Die beiden Vorderzimmer im Erdgeschoss bekamen einen modernen Estrich und neue Böden und wurden – vorerst behelfsmäßig – mit einfachen Selbstbauregalen, Betten und anderen notwendigen Möbeln ausgestattet. Ich hatte wieder Anlass, über Alecs veränderten Geschmack zu staunen, denn die renovierten Teile des Hauses zeigten sich unerwartet farbenfroh. Sie waren alle in erdigen Tönen gestrichen, in Ziegelrot, Meerblau, Flieder und gebrannter Siena. Die Luken in den Fluren bekamen eine Umrahmung in kräftigem Lavendelblau, und bei den schlichten Holzmöbeln erschienen plötzlich Farben wie Apfelgrün und Melonenrot. Als ich dieses Farbenspiel sah, wurde mir klar, dass auch Alec nicht mehr derselbe Mann war, der im Mai hier eingezogen war.
    Das Haus nahm die Veränderungen freudig an. Sagen wir so: Wenn es möglich ist, dass ein Haus sich genießerisch rekelt, dann rekelte sich das unsere. Kann ein Gebäude vermitteln, dass es sich glücklich fühlt? Ich war überzeugt, dass die Villa Maunaloa das konnte. Der Eindruck, dass sie schief stand, war fast völlig verschwunden. Sogar im Souterrain waren die Wände lotrecht und der Boden eben. Wir würden vermutlich nie erfahren, was das eklige weiße Gewächs im Keller nun wirklich gewesen war, denn kein Fachmann hatte es untersucht, bevor es verbrannt wurde, aber Robert hatte zweifellos recht gehabt, dass es ein bösartiger Tumor im Leib des Hauses gewesen war. Jetzt, wo er entfernt war, konnte das Gebäude genesen.
Ein Reinigungs-Ritual
    Coco bezog ihr Zimmer wieder, und Robert kehrte ebenfalls ins Erdgeschoss zurück. Vielleicht lag es an dem neuen sauberen Domizil, aber ich merkte, dass er von da ab mehr auf sich achtete. Er war immer rasiert und gewaschen und trug seine Hemden nicht länger als zwei Tage hintereinander. Oder lag es daran, dass es jetzt eine Frau gab, der er gefallen wollte? Allerdings hatten wir seit dieser ersten Nacht keine sexuellen Begegnungen mehr gehabt, es war einfach zu ungemütlich gewesen in dem Haus, in dem überall mit durchsichtiger Folie verspannte Öffnungen gähnten und Schutthäufchen in den Ecken herumlagen. Aber da wir drei jetzt wussten, wie wir zu einander standen, hatten wir auch keine Eile damit.
    Ich dachte an all das, als ich an einem strahlenden Sonntagmorgen Ende Juli in der Küche saß und in Gesellschaft unseres gemeinsamen Freundes ein

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