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Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Titel: Das Haus der Feuerfrau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Büchner
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„frisiert“, indem es zusammengedreht und mit Klammern fest gesteckt war, wodurch es aber nur noch unordentlicher wirkte. Sie hatte einen breiten, beweglichen Mund mit starken Zähnen, und ihre dunkel geschminkten Augen waren so groß und schwarz, dass sie mich an die Augen von Aliens erinnerten, doch klug und freundlich im Ausdruck.
    Der Geruch eines Menschen oder Dinges hatte mir immer sehr viel bedeutet, und so merkte ich, dass ich sie über die Entfernung hinweg riechen konnte. Sie strömte einen Duft nach exotischen Hölzern und getrockneten Blumen aus, zugleich bitter und köstlich. Von ihrer kleinen, hageren Gestalt gingen eine Kraft und eine Sinnlichkeit aus, die ich nicht nur spürte, sondern seltsamerweise zu
hören
meinte, als einen warmen, zugleich sanften und dunkle dröhnenden Ton, in dem ich erst viel später den Erdenton erkannte.
    Die Frau blickte mich an und lächelte in den Winkeln ihres faltigen Mundes, und dann war sie plötzlich verschwunden. Einfach verschwunden.
    Obwohl ich wusste, dass ich sie nicht finden würde, rannte ich zum Gartentor, riss es auf und trat auf die Straße hinaus. Aufwärts und abwärts erstreckte sich der Larabaya-Hügel, aber niemand war da, die schwarze Asphaltstraße gloste leer und verlassen im Licht der späten Sonne.
    Langsam, sehr langsam kehrte ich zurück zu den anderen und erzählte ihnen, was ich gesehen hatte.
    Wie ich erwartet hatte, dachte keiner von ihnen auch nur einen Augenblick daran, mich mit hanebüchenen „Erklärungen“ zu nerven. Sie hatten alle gespürt, dass diese seltsame alte Dame keine Gafferin und kein schüchterner Charmion-Sperling-Fan gewesen war, und dass ich mich nicht getäuscht hatte, als ich Eichhörnchen und Geckos in den Falten ihres changierenden Gewandes herumhuschen sah. Eines bringt das Leben in einem Spukhaus mit sich: Man ist weniger geneigt, das Wunderbare dummen Bemerkungen auszusetzen. Erst gab überhaupt niemand einen Kommentar ab, doch schließlich äußerte Robert Junkarts: „Die Zeit ist noch nicht ganz reif. Sie wird kommen, wenn alles fertig ist ... wenn das Haus bereit ist und wenn wir bereit sind.“
    „Was meinst du mit ‚bereit‘?“, fragte ich.
    Er zuckte die Schultern. „Das weiß ich selbst nicht genau. Ich spüre es nur. Wir sind noch nicht reif. Da gibt es noch Dinge, die wir tun müssen und lernen müssen, ehe sie einzieht, aber frag mich nicht, was für Dinge das sind. Ich weiß nicht mehr als ihr.“ Er schüttelte den Kopf mit einer Bewegung, die besagte, dass er nicht weiter über das Thema sprechen wollte, und wandte sich dem Garten zu. Minutenlang saß er, die Ellbogen auf die Knie gestützt, schweigend da und starrte die blühenden Rosenbüsche an.
    Alec beobachtete ihn eine Weile, dann meldete er sich mit der unerwarteten Bemerkung zu Wort: „Ich wollte dich schon seit längerem danach fragen ... ich könnte mir vorstellen, dass du größere Pläne mit diesem Garten hast als ein paar Rosenbüsche?“
    Robert blickte mit lebhaftem Interesse auf. „Oh ja. Ziemlich extravagante Pläne sogar. Der Garten ist groß und gut angelegt, man könnte ein Paradies daraus machen. Aber es war natürlich die Frage, wie viel ich mir leisten konnte. Blumenzwiebeln sind gar nicht so billig.“
    „Die Frage stellt sich inzwischen nicht mehr“, versetzte Alec. „Am Geld soll es nicht liegen. Ich möchte hier einen wirklichen Garten haben, nicht einen Rasen mit drei Rosenstängeln darin.“
    Robert sah ihn an, und langsam breitete sich ein strahlend glücklicher Ausdruck über sein Gesicht. „Das ist wunderbar“, rief er. „Ich dachte, ihr interessiert euch nicht für Gärten?“
    „Wir graben nur nicht gerne“, erklärte ich ihm. „Aber in meinen Büchern kommen immer die wunderbarsten Parks und Gärten vor, alle halb verwildert, und mit riesigen orangen Tigerlilien darin, und dunkel roten Pfingstrosen, und purpurnem Rhododendron, und violetter Iris ... wenn ich könnte, würde ich ein verfallenes altes Schloss kaufen und rundherum einen Park anlegen mit Teichen und Hecken und Lorbeergebüschen, und steinernen Amphoren und Gartengöttern, und Orangenbäumen und Granatapfelbäumen.“
    Robert lächelte mich an. „Ich glaube nicht, dass ich dir
alle
deine Wünsche erfüllen kann, Charmion, aber Pfingstrosen wären machbar.“ Er wandte sich Alec zu. „Was mich schon ewig lange stört, ist diese Mauer zum Nachbargrundstück – sie sieht aus wie auf einem Gefängnishof. Ich möchte gerne irgendetwas

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