Das Haus der Feuerfrau (German Edition)
Boden war mit Brettern abgedeckt worden, ebenso der Schacht, in dem der Aufzug auf und ab gefahren war, aber die Hintertüre war bereits erneuert worden. Eine hübsche Türe aus honiggelbem Holz verschloss jetzt das Ende des Flurs auf der rechten Seite.
Robert trat aus seinem Zimmer. Er war barfuß, trug seine rauchblaue Hose und ein billiges blaues Hemd mit kurzen Ärmeln. „Alles okay?“, fragte er mit einer Stimme, in der eine leicht hysterische Vorfreude zitterte. Irgendwie kam er mir vor wie ein Mann, der sich betulich vergewissert, ob alle Vorbereitungen für seine Hinrichtung korrekt getroffen wurden.
„Alles okay. Ich will mich nur noch niedersetzen.“ Alec, den langes Stehen ermüdete, bat mich, ihm aus Cocos Zimmer einen Stuhl zu bringen und ließ sich behäbig im Flur nieder. Ich blieb an die Treppe gelehnt stehen.
Robert machte sich entschlossen ans Werk. In der Küche füllte er einen Eimer mit heißer Seifenlauge und trug ihn zu der Toilette hinten am Ende des Flurs. Einen Augenblick stand er in der weit geöffneten Türe, den Blick starr ins Leere gerichtet wie ein Selbstmörder vor dem Sprung. Dann begann er langsam sein Hemd aufzuknöpfen.
Davon hatte er uns nichts gesagt, wohl weil er im Voraus wusste, dass wir nicht einverstanden gewesen wären. Aber jetzt war es zu spät. Jetzt konnten wir ihm nur noch seinen Willen lassen – und hoffen, dass er sich nicht mehr auf den Löffel geladen hatte, als er schlucken konnte.
Er schlüpfte aus dem Hemd, warf es achtlos beiseite, schnallte den Gürtel auf und stieg aus der Hose, die dem Hemd in einen Winkel folgte. Nackt bis auf die Unterhose – eine schlabbrige Boxershort, die wie eine Fahne auf Halbmast an seinen Hüften hing – stand er vor uns, am ganzen Körper zitternd vor erwartungsvoller Erregung. Ich wusste, dass es vor allem Alecs Gegenwart war, die diese Erregung auslöste. Robert fürchtete sich nicht nur vor ihm, er schämte sich zutiefst, so fast nackt vor einem anderen Mann – und einem mächtigen Mann obendrein – zu stehen. Er brauchte seine ganze Kraft, um sich aufrecht zu halten und nicht zu flüchten, aber der Stachel der Scham putschte auch seine Lust auf. Die dünne Short verbarg nichts; ich – und Alec – sahen ihm an, wie erregt er war, und so drehte sich der Teufelskreis weiter: Er litt unter seiner entwürdigenden Blöße, noch mehr aber darunter, dass Alec ihm die Lust an diesem Leiden ansah, und beides zusammen überwältigte ihn beinahe, sodass er abwechselnd rot und bleich wurde und zitterte und schwitzte ... und doch hatte ich nie einen Mann gesehen, der sich so stolz und entschlossen seiner Erniedrigung stellte wie er.
Ohne noch ein Wort zu sprechen, ließ er sich auf die Knie nieder, tauchte den Lumpen ein, den er mitgebracht hatte, wrang ihn mit bloßen Händen aus und begann die Fliesen aufzuwaschen. Er arbeitete sorgfältig, beinahe pedantisch, ein lebhafter Kontrast zu seiner sonstigen Schlamperei. Man hätte meinen können, dass ihn, wie eine putzwütige Hausfrau, nichts anderes kümmerte als der Baustellenstaub auf den Fliesen. Nach kaum einer Minute hatte er den Alltag vergessen und sich ganz seiner Traumwelt hingegeben, und sofort begann sich wieder die schon vertraute Spannung um ihn herum aufzubauen.
Die Sommerwärme im Flur wandelte sich zu einer schwülen, stickigen Hitze, in der ein unbestimmt dumpfer Geruch hing. Es gab hier nicht viel, was er in Bewegung versetzen konnte, aber die gläserne Seifenschale auf dem Waschtisch zitterte, als bebte die Erde unter dem Haus, und der Inhalt des Schränkchens klirrte. Roberts Körper reagierte in derselben unheimlichen Weise, wie ich es schon mehrmals erlebt hatte. Das Gewebe um die Narben herum lief rot an, schwoll an und begann schwach zu bluten.
Wir beobachteten ihn schweigend, ließen ihm Zeit, mit seinen Gefühlen und Träumen zu Rande zu kommen, ließen ihn aber auch spürten, dass ihm unsere ungeminderte Aufmerksamkeit galt. Es war wichtig, dass er sich während des ganzen Ereignisses von uns umfangen und gehalten fühlte, denn in dieser Situation war er ungeheuer verletzlich, und die Verantwortung für sein Wohlergehen lag in unseren Händen. Das war – und wie oft hatte ich vergeblich versucht, das einem Außenstehenden klarzumachen! – der Unterschied zwischen nackter Grausamkeit und dem erotischen Sadismus, den Alec und ich pflegten. Der Freund, der sich unseren Händen überantwortete, war kein Opfer, sondern ein Geliebter. Sein Glück
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