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Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Titel: Das Haus der Feuerfrau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Büchner
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Geschichte meines Hauses nachgeforscht, und dabei kam zutage, dass eine Frau hier in den letzten Kriegstagen spurlos verschwand – eine Schwester Freya Bernseder, die mit ihrem richtigen Namen Magda Gutzloff hieß. Sie war eine Kriegsverbrecherin, die vor den Alliierten zu flüchten versuchte. Sie tauchte jedoch nie an den üblichen Treffpunkten geflohener Nazis in Südamerika auf und wurde auch sonst nie wieder gesehen. Vielleicht sollten Sie überprüfen, ob es sich bei dem hier“ – dabei stieß er respektlos mit dem Stock an den Rand der Folie – „um die sterblichen Überreste von Magda Gutzloff handelt.“
    Er wurde von einem Ausruf des Polizisten unterbrochen, der in der Grube am Werk war. „Da ist noch etwas!“
    Gleich darauf wurde eine altmodische schwarze Arzttasche, dick mit Schimmel und salinen Ablagerungen verkrustet, aus dem Loch gehoben und auf die Folie gelegt. Der Kommissar zog Gummihandschuhe über und öffnete sie. Heraus fielen Dutzende altmodische Eheringe, Uhren und Halskettchen: die lächerlich geringe Beute der Frau, die verwundete Frontkämpfer erst bestohlen und dann reihenweise ermordet hatte.
    Die polizeiliche Untersuchung würde sicher noch das eine oder andere Detail ans Tageslicht bringen, aber was damals im Einzelnen geschehen war, würden wir vermutlich nie erfahren. Ich konnte mir nur denken, dass die Mörderin zu fliehen versucht hatte und dabei von einem oder einer ihrer eigenen Kollegen erschossen worden war – von jemandem, der nicht mitansehen wollte, wie sie sich ungestraft aus dem Staub machte und in Chile ein ruhiges neues Leben genoss. Es musste eine Strafaktion gewesen sein, denn sonst hätte man ihr die Beute nicht ins Grab mitgegeben.
    Mittlerweile war auch ein schwarzer Wagen vorgefahren, dem zwei Männer mit einem Transportsarg entstiegen. Die Überreste wurden samt der Folie in den Sarg gepackt, der dann verschlossen und wieder weggetragen wurde. Auch die Beamten verabschiedeten sich, nachdem sie den hintersten Teil des Gartens mit einem gelben Plastikband abgesperrt hatten – nur für den Fall, dass sie noch einmal nachsehen mussten.
    Das Polizeiaufgebot, stellte ich fest, hatte zahlreiche Neugierige angelockt. Das greise Hausbesorger-Paar aus dem Nebenhaus und drei Dutzend Unbekannte, die vermutlich aus der Bungalowsiedlung stammten, standen mit offenem Mund da, als der Sarg zum Wagen getragen wurde. Natürlich wollten sie alle wissen, was geschehen war. Alecs abwiegelnde Erklärung, wir hätten bei Gartenarbeiten ein paar menschliche Knochen aus der Kriegszeit gefunden, enttäuschte sie, und ich hatte den Eindruck, dass sie uns nicht unbedingt glaubten. Sie wussten alle, dass Haus Maunaloa als Spukhaus galt, und erwarteten etwas Besseres von uns als ein modriges altes Kriegsskelett. Ich sah es kommen, dass das Gebäude wieder Ziel solcher Mutproben werden würde, wie Paul Mannlicher sie einst bestanden hatte. Jedenfalls standen die Leute noch eine ganze Weile am Gartenzaun und gafften die Villa an, nachdem wir schon im Inneren verschwunden waren.
Stigmata
    Alec brachte die Nachricht mit heim, dass er einige Mitglieder des Magischen Zirkels gesprochen hatte und zwei von ihnen am nächsten Tag kommen würden, um unser Haus auf versteckte Drähte und Projektionsapparate zu untersuchen. Ich glaubte nicht, dass sie etwas finden würden, aber ich gab meinem Gefährten recht, dass wir uns absichern mussten. Wenn wir uns dafür entschieden, die Gesellschaft für Parapsychologische Forschung beizuziehen, dann würde diese auf jeden Fall eine solche Untersuchung vornehmen.
    „Sie wollen das gesamte Haus inspizieren, vom Keller bis zum Dachboden“, verkündete Alec. „Ich fahre dann noch einmal zum Makler und hole den Schlüssel für diesen verflixten Dachboden dort ab ... Ich hoffe, wir stellen bei der Gelegenheit nicht fest, dass die Dachbalken morsch und die Decken verrottet sind.“
    Ich bekam Herzklopfen. Was sollten wir tun, wenn sich dasselbe Phänomen wieder zeigte – wenn der Speicher sich als unbetretbar erwies? Erst wollte ich sofort mit Alec darüber sprechen, aber dann entschied ich mich, erst einmal abzuwarten. Es war besser, ich sah mir zuerst an, was es auf dem Speicher zu sehen gab – sofern dieser mysteriöse Ort uns überhaupt gestattete, dass wir ihn besichtigten!
    Alec holte den Schlüssel ab, und was folgte, war eine Antiklimax. Wir stiegen die Treppe hinauf, die nicht den geringsten Widerstand leistete, schlossen die Metalltüre auf und

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