Das Haus der Feuerfrau (German Edition)
zusammengekniffenen Augen.
„Nein. Aber Dr. Marhold will absolut sicher gehen, und ich bin da ganz seiner Meinung. Wir wollen von vornherein verhindern, dass es heißt, wir hätten unbesehen jeden Humbug geglaubt.“
Ja, das ist eine gute Idee.“ Er lächelte mich an, ein freundliches und gewinnendes Lächeln. „Ich bin sehr froh, dass Sie nicht mehr zweifeln. Sie werden auch sehen, wenn Sie dem Haus helfen, wird es Ihnen helfen; Sie werden viel Glück und Erfolg haben.“
Wir hielten uns in einiger Entfernung von den beiden Illusionisten, nahe genug, dass wir ihrer Arbeit zusehen konnten, aber entfernt genug, dass sie unser Gespräch nicht mitanhören konnten.
„Das wäre wunderschön. Ich kann es nicht erwarten, reich zu werden.“
Wieder lächelte er. „Sie werden auf eine ehrliche Weise reich, da können Sie Ihren Reichtum auch unbesorgt genießen.“
„Das war eigentlich nur ein Scherz. Ich bin jetzt schon recht zufrieden. Apropos Reichtum ... ich hoffe, Sie sind nicht beleidigt, aber ich würde Ihnen gerne das Geld für eine neue Hose geben. Diese hier haben Sie schon an dem Tag angehabt, an dem wir das erste Mal das Haus besichtigt haben, und Sie haben sie seither garantiert nicht gewaschen.“
Er war keineswegs beleidigt. „Danke, das nehme ich gerne an.“ Dann allerdings warf er einen langen Blick an sich herunter, und etwas verlegen gestand er ein: „Jetzt, wo Sie es sagen – ja, sie sieht wirklich schon ziemlich vergammelt aus.“
Dann erzählte er mir, dass Coco, das Möchtegern-Fotomodell, sich mütterlich um ihn kümmerte. Sie stieß ihn jedes Mal, wenn eine Haarwäsche oder ein frisches Hemd überfällig waren. Außerdem brachte sie ihm ständig Kleinigkeiten zum Essen mit, einmal einen Toast, dann ein gefülltes Baguette, dann einen Kuchen oder auch – was ihm wichtiger war – ein Pfund Kaffee. Wenn er zu lange am Computer gesessen war, massierte sie ihm kunstvoll den verkrampften Nacken.
„Sie ist eine Seele von einem Mädchen“, erklärte er.
„Sie mag Sie wohl sehr gern.“ Ein Hauch von Verdruss wehte mich an, als ich es sagte. Coco mochte ein Dummchen sein, aber ihr kindliches Gesicht und ihr weiblich reifer Körper mussten der Traum jedes Mannes sein.
Er lachte jedoch nur und wehrte mit einer Handbewegung ab. „In ihren Augen bin ich ein steinalter Mann, der zu wenig isst und nicht oft genug badet. Ich tue ihr leid, das ist alles. Und selbst wenn sie mich wollte ... ich hätte nicht viel davon.“
„Sie ist schön, und sie ist sehr sexy“, widersprach ich – freilich nur, um ihn zum Weiterreden zu bewegen. Mein Herz klopfte heftig.
Er antwortete leise: „Es gibt Dinge auf diesem Gebiet, von denen eine junge und unerfahrene Frau nichts versteht. Man braucht Lebenserfahrung, um sie zu begreifen.“ Und bildete ich es mir nur ein, oder streifte seine lose herabhängende Linke eine Sekunde lang meine Hand?
Glücklicherweise wurde unser Gespräch in diesem Augenblick unterbrochen. Einer der Illusionisten, ein drahtiger schwarzhaariger Mann unbestimmten Alters, rief zu mir herauf: „Frau Sperling, der Aufzug hier
kann
überhaupt nicht funktionieren, die Stromkabel sind alle herausgerissen! Wollen Sie selbst sehen?“
Ich lief die Kellertreppe hinunter und sah mir das Bündel Kabel an, das von Jahre altem Staub bedeckt aus den Eingeweiden des Aufzugs hing. Meine technischen Kenntnisse sind beschränkt, aber das sah sogar ich, dass hier die Stromzufuhr unwiderruflich gekappt war. „Ich habe aber gesehen und gehört, wie er heraufgefahren wurde – und Dr. Marhold hat es auch gesehen und gehört.“
Der Mann zuckte die Achseln. „Ich kann Ihnen nur sagen, mit menschlichen Mitteln ist diese Kiste nicht in Betrieb gesetzt worden, weder auf normale Weise, noch mit irgendwelchen Tricks.“
Nach dem Aufzug nahmen sie sich den Keller vor. Ich war froh, dass Robert Junkarts mich begleitete, als ich den Männern in den unterirdischen Raum folgte. Obwohl es heller Mittag war und sogar die Sonne durch die südlich gelegenen Milchglasluken hereindrang, war der Ort voller Grauen. Ich stand verkrampft und angespannt da, jeden Augenblick gewärtig, dass „ein weißes Ding“ auf uns zuschoss und uns die Leichenfinger ins Gesicht krallte. Junkarts machte auch einen ziemlich nervösen Eindruck. Ich erinnerte mich daran, dass er schon mehrmals hier im Keller geisterhafte Geräusche gehört hatte.
Die Illusionisten kontrollierten den Boiler, sie nahmen sogar die Verkleidung ab und
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