Das Haus der Feuerfrau (German Edition)
Haus wirklich kaufen wollten, leicht ändern.
Im ersten Stock nahm das hölzerne, marmorne und gläserne Unwesen so schlagartig zu, als hätte das Gerümpel dort Junge bekommen. Wir hätten genauso gut in einem Möbeldepot stehen können. Überall türmten und drängten sich Schränke, Kästchen, Kommoden und Psychen, die meisten altmodisch und hässlich, alle von dickem Staub bedeckt – ein Konglomerat von blindem Glas und fleckigem dunklem Holz, das jeden verfügbaren Winkel im Gebäude einnahm. Es war kaum zu glauben, aber stellenweise waren diese Möbelungetüme sogar übereinander getürmt. Da stand auf einem geschnitzten schwarzen Walnussschrank von der Größe eines Familiengrabmals eine Kommode und darauf noch einmal ein Kästchen, als hätte eine unsichtbare Kraft sie ineinandergeschoben. An einer anderen Stelle war ein halbes Dutzend kleiner Kästchen in einen türlosen Schrank gestapelt. Für die Katze musste es ein Paradies sein, aber für einen Menschen wie mich, der Licht und Luft und klare Formen brauchte, war es ein Albtraum.
Alec sah auch ziemlich beklommen aus. „Wo kommt denn all das Zeug her?“, fragte er, während er mit seinem Gehstock da und dort an eine geschnitzte Kante oder ein hölzernes Ornament tippte.
Der Agent gebärdete sich, als täte er uns mit diesem Möbellager noch einen Gefallen; er bemerkte etwas spitz, die schönsten Stücke stammten noch aus der Zeit der Gründer, der Mitte des 19. Jahrhunderts, es sei hier nie viel verändert worden, und bei einem Kauf sei alles zu besonders günstigen Preisen inbegriffen – da würde sich so mancher Antiquitätenhändler die Finger lecken!
Der erste Stock war, wie der Makler uns weiterhin erklärte, ein Apartment und nur als Ganzes zu vergeben, was den vier Parteien zu teuer gewesen war. Sie hatten jeder nur ein Zimmer und die gemeinsame Benützung der Küche und des Badezimmers im Souterrain unten gemietet. Gegenüber von Junkarts wohnte ein Mädchen, das auf eine Karriere als Fotomodell hoffte, es aber auf dem Weg zum Ruhm bislang nur zur Kellnerin in einem Nachtcafé gebracht hatte. Den zweiten Stock okkupierten zwei junge Leute, ein Junge und ein Mädchen, die jeder ein eigenes Zimmer hatten. Wieder versicherte der Makler, er könnte sie jederzeit hinauswerfen; die Mietverträge seien so angelegt, dass sie erloschen, sobald das Gebäude als Ganzes vermietet oder verkauft wurde.
Alec, der ein großherziger Mensch war, wehrte ärgerlich ab. „Sie können die Leute doch nicht ohne Vorwarnung auf die Straße setzen. Wir werden schon eine Lösung finden.“
Ich sah mich in dem Apartment um und strengte meine Fantasie an, mir vorzustellen, wie es ohne all den Krimskrams und die grauenhaften ockerbraunen Tapeten aussehen mochte. Die Räume waren angenehmen proportioniert, nicht zu hoch und nicht zu niedrig; die Fenster und der honigfarbene Schiffboden waren in gutem Zustand. Zu meinem Entzücken gab es hier offene Kamine, die mit Gas beheizt wurden. Künstliche Holzscheite täuschten ein Kaminfeuer vor. Das war vielleicht kitschig, aber man musste an die Umwelt denken, und um Keramikscheiter züngelnde Gasflammen waren immer noch romantischer als eine Zentralheizung.
Die Bezeichnung „Apartment“ hatte der erste Stock sich damit verdient, dass der Waschraum
cum
Toilette zwischen den beiden hinteren Zimmern zu einem winzigen Badezimmer erweitert worden war. Es bot gerade genug Platz für eine Sitzbadewanne mit Dusche und ein Waschbecken. Ich verliebte mich sofort in den possierlichen Raum, aber ich fragte mich, was Alec davon halten würde, seine XX-Large-Figur in diese Wanne zu zwängen! Genauso gut hätte er versuchen können, in einem Eimer zu baden. Nun, immerhin gab es, wie der Agent bemerkte, ein geräumiges Badezimmer im Souterrain, damit konnte er sich behelfen, bis wir eine endgültige Lösung gefunden hatten.
Die quadratischen Hinterzimmer waren als Schlafzimmer eingerichtet gewesen, die Vorderzimmer mit den weit vorspringenden Erkerfenstern als Wohnräume.
Es gefiel mir sehr, dass ich hier meine eigene Wohnung haben würde und Alec auch einmal die Türe vor der Nase zuschlagen konnte, wenn ich in Ruhe gelassen werden wollte. Überhaupt fand ich das Apartment liebenswert, obwohl es im Augenblick einen schändlich vernachlässigten Eindruck machte. Allerorten hingen Drähte aus der Wand, wo man Lampen abmontiert hatte. An den Tapeten zeichneten sich die Rahmen von Bildern ab, die früher hier gehängt waren. Der Boden
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