Das Haus der Feuerfrau (German Edition)
Schlauch mit einer Konsole verbunden, aus der ein paar Drähte und Kabel heraushingen. Und auf einem guten Dutzend Bilder war es ganz offensichtlich, dass ein Mensch – übrigens in allen Fällen ein Mann – darunter steckte! Offenbar freiwillig darunter steckte, denn die auf einem Metallbett ausgestreckten Körper, deren Köpfe ich unter dem Gummiballon nicht sehen konnte, waren nicht gefesselt und wirkten entspannt.
Ihr fragt euch wahrscheinlich, warum ich überhaupt sitzen blieb und ihm weiter zuhörte ... nun, die Antwort ist einfach: Ich hatte tierischen Hunger, und auf meinem Tablett warteten noch ein halbes Sandwich, ein Stück Apfelkuchen und eine große Tasse Kaffee. Ich beruhigte mich selbst damit, der Alte sei wahrscheinlich nur pervers und hätte sein Vergnügen daran, mir irgendwelche Onaniermaschinen zu zeigen – das auch deshalb, weil die Hosen der Männer auf den Fotos alle geöffnet waren und die erigierten Genitalien in einer obszönen Weise herausragten.
Ich fragte ihn, welchen Zweck das hätte, und er antwortete mir mit einem Lächeln, bei dem es mir eisig über den Rücken lief: ‚Die Maschine arbeitet mit einem Gemisch aus Gasen, das zur Asphyxiation führt. Erstickung. Das macht den Tod sehr angenehm. Schon einmal davon gehört, dass Gehenkte mit einem Samenerguss sterben? Meine Maschine erzielt dasselbe Ergebnis. Der Orgasmus ist der Tod. Auf diese Weise kann ich beobachten, wann mein Patient abgetreten ist. Manche tröpfeln nur, aber manche verabschieden sich in einer ausgesprochen dramatischen Weise.‘
Ich gaffte ihn mit offenem Mund an und fragte mich, ob er mich am Ende nur zum Besten hielt – ob das vielleicht einer der Streiche eines Fernseh-Teams war, das mit versteckter Kamera am Nebentisch lauerte und filmte, wie ich mich zum Narren machte.
Er redete aber weiter, und je länger er redete, desto öfter blieb mir das Sandwich im Hals stecken. Wie er es machte, weiß ich nicht, aber er hatte eine grauenhafte Art, mich aus seinen entzündeten Augen hinter der Brille anzufunkeln und mir die Ohren vollzuschwatzen, wie viel besser es doch allen – mir und der Welt – gehen würde, wenn ich zu einem anständigen Abgang bereit wäre, und wie lange ich eigentlich hier noch rumhängen wollte, nachdem es schon längst
game over
geheißen hatte?“
Noch bei der Erinnerung an das Gespräch überfiel ihn eine innere Beklemmung, er fuhr sich mit der Hand an die Kehle und rieb die Halsgrube, als würgte ihn etwas. Er atmete mehrmals tief durch und presste die Handballen gegen die Schläfen, ehe er weiter redete. „Seht ihr ... nach allem, was ich erlebt hatte, war mein Selbstvertrauen auf einem absoluten Tiefpunkt angelangt. Ich war verwirrt und verängstigt und gerade soweit denkfähig, dass mir allmählich dämmerte, was für ein Arschloch ich den größten Teil meines Lebens gewesen war. Zu der Zeit war ich also kein guter Anwalt meiner selbst ... und dieser Mensch hatte ein Todesurteil über mich gefällt. Er redete auf mich ein wie ein Handelsvertreter auf einen unwilligen Kunden, und ich Dummkopf, statt dass ich aufgestanden und gegangen wäre, blieb sitzen und fing an mich zu verteidigen. Versuchte ihn zu überzeugen, dass ich vielleicht doch besser weiterleben sollte! Er ließ mir aber kein Argument gelten. Nach einer Stunde begann ich weich zu werden. Ich gab zu, dass ich früher nicht viel wert gewesen war und jetzt noch weniger. Ich hatte bislang so ziemlich alles in meinem Leben falsch gemacht. Das Einzige, was ich geschafft hatte, war Geld, und das hatten mir andere weggenommen. Womit er mich so behext hat, weiß ich nicht, aber ich erzählte ihm auch noch meine gesamte Lebensgeschichte! Irgendwie versuchte ich wohl, Verständnis und Mitleid von ihm zu erzwingen. Aber da war ich an der völlig falschen Adresse. Zuletzt wurde er ungeduldig und gab mir zu verstehen, ich solle nicht weiter herumtrödeln. Er hätte genug Zeit und Energie in mich investiert, und seine feine Maschine sei beinahe schon zu gut für mich – für meinesgleichen genüge ein Stück Paketschnur!
Das kratzte mich, und so fragte ich rundheraus, was er denn eigentlich von seinem menschenfreundlichen Unternehmen hätte? Da gackerte er mir ins Gesicht und krächzte, im Moment sei sein Unternehmen noch klein, das stimme, aber viele zufriedene Kunden seien die beste Werbung, und wenn er sich erst mal etabliert hätte, dann könnte er im großen Rahmen arbeiten, eine ganze Fabrik voll Selbstmordmaschinen
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