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Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Titel: Das Haus der Feuerfrau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Büchner
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Besichtigung so lebhaft interessiert hatte. Er blieb davor stehen, legte beide flachen Hände auf die Kacheln und konzentrierte sich. „Hier ist etwas“, murmelte er.
    Diesmal fiel es ihm schwerer, ein Bild zu bekommen. Er wiederholte den Versuch mehrmals, schüttelte den Kopf und berührte von neuem die Wand. Zuletzt bestätigte er: „Es ist etwas in den Wänden – eine Energie. Ich kann nicht genau sagen, was es ist. Seine Quelle ist hier.“ Dabei klopfte er mit der Handfläche auf die Kachelwand.
    Der „elektrische Schrecken“, dachte ich. War es das?
    Kornisch war aber schon weitergegangen. Die Mauer ließ ihm keine Ruhe. Er betastete sie an verschiedenen Stellen und schob das Gesicht so nahe heran, als schnupperte er daran. „Ich kann nichts Genaues erkennen – es ist zu viel Erde dazwischen“, erklärte er nach längerem Sondieren. „Hinter dieser Mauer war einmal ein freier Raum, der später mit Erde aufgefüllt wurde. Das ist schon lange her, sehr lange, weit über hundert Jahre.“ Er schüttelte den Kopf. „Dieser Raum birgt ein Geheimnis, aber es ist sehr schwer für mich, es zu erkennen; die Erde verdeckt es. Lassen Sie die Mauer aufbrechen und den Raum dahinter freilegen, ich bin sicher, Sie werden dann zumindest einen der Gründe finden, warum es hier spukt.“
    Dann schritt er kreuz und quer durch den Raum, wobei er wieder in dieser eigentümlichen Weise die Luft „schmeckte“. Genau wie ich entdeckte er den Sog, der alles zu einer Stelle rechts vorne im Keller zerrte. Er trat an diese Stelle und verkündete: „Ihr Haus steht auf einer gewaltigen Kraftquelle. Hier ist ein Riss ... ein Spalt. Kräfte von außerhalb dringen hier ein, aber sie werden gehindert. Sie können nur durch Ritzen und Spalten entweichen.“
    Mehr konnte er uns darüber nicht sagen, und da er den Keller damit offenbar ausgereizt hatte, stiegen wir – alle ausgesprochen erleichtert – wieder in das Erdgeschoss hinauf. Kornisch riet uns dringend, das Souterrain auf keinen Fall zu benützen, ehe es nicht exorziert worden war. „Die Seelen der Verdammten, die dort unten am Werk sind, sind so bösartig, so negativ, dass sie jeden in höchste Gefahr bringen, der sich ihnen aussetzt. Wenn Sie den Kampf mit diesen Wesenheiten aufnehmen, wird es ein Kampf auf Leben und Tod, und Sie laufen Gefahr, dass Sie dabei Ihre Seele verlieren. Riskieren Sie das nicht.“ Er hatte tiefernst gesprochen, und sein grobes, freundliches Gesicht drückte echte Besorgnis aus.
    Danach besichtigte der Hellseher noch den ersten und zweiten Stock, fand aber nichts Neues. Interessant war, dass er ebenfalls der Ansicht war, das Haus sei in Zonen eingeteilt – eine „kalte“, absolut tödliche Zone unten in der ehemaligen Leichenhalle, eine etwas wärmere, aber immer noch sehr gefährliche im Flur bei der Hintertüre, eine positive im ersten Stock (was ich mit großer Erleichterung hörte) und eine gemäßigte im zweiten Stock. Vertikal eingebettet in dieses System war, was er die „heiße Zone“ nannte, nämlich der Teil des Gebäudes, der von der verhexten Stelle im vorderen rechten Teil des Kellers bis zum Dach reichte – eine Art Schlot, behauptete er, in dem Kräfte zwischen unten und oben verkehrten.
    Alec wollte ihm auch den Dachboden zeigen, aber er blieb schon auf der Galerie stehen und schüttelte den Kopf. „Dort kann niemand hinein“, erklärte er. „Nicht, solange die Energie fließt.“ Wie er behauptete, war auch der Dachboden eine „heiße Zone“, und er riet uns, ihm nicht näher als nötig zu kommen; die Kräfte, die dort wirkten, seien zu intensiv, als dass Menschen sich ihnen gefahrlos aussetzen könnten.
    Zuletzt empfahl er mir, mein Hinterzimmer nicht als Schlafzimmer zu benutzen. Die böse Energie, die sich darunter im Flur ballte, sei mir dort zu nahe. Vor allem aber warnte er Coco davor, weiterhin in ihrem Zimmer zu wohnen. Durch all die Umbauten und den Einzug neuer Mieter (von Pater Schilmers missglücktem Haussegen wusste er nichts) sei das Haus ohnehin „aufgeregt“, es sei zu befürchten, dass die bösen Kräfte im Keller sich bis in das Vorderzimmer ausbreiteten.
    „Und wo soll ich hin?“, rief die junge Frau besorgt.
    Elena schlug vor: „Du könntest das Zimmer hinter dem meinen nehmen, wenn Dr. Marhold einverstanden ist. Das ist zwar nicht so toll, aber dafür wohnst du auch nicht direkt über diesem fürchterlichen Leichenkeller.“
    Coco warf Alec einen flehentlichen Blick zu.
    Er nickte

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