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Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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nicht helfen können. Sie sind machtlos, wenn sie nicht die richtigen Medikamente haben.«
    Sie war so lebhaft gewesen an diesem verregneten Nachmittag, hatte ihm zuerst zugehört, als er von seiner Absicht, ans MIT zu gehen, erzählte, hatte über die Computer-Geschichten aus seiner Zeit in Cambridge gelacht und dann mit ungezügelter Begeisterung ihren eigenen Traum vor ihm entfaltet.
    »Biotechnologie, Johnny!« In ihren grünen Augen flammten Visionen. »Das ist die Zukunft! Und ich versuche, Großmutter von dem Potential zu überzeugen, was sie bereits in Händen hält. Das Lager von Harmony ist eine Schatzkiste voller Heilkräuter. Aber Großmutter verarbeitet sie immer noch so wie vor vielen Jahren. Ich möchte ihr beibringen, daß man die Kräuter auf Molekularebene analysieren und so ihre äußersten Heilkräfte ausschöpfen kann. Denk doch nur an den Weidenbaum. Seine Rindenextrakte kurieren seit Jahrtausenden Schmerzen von Kopf und Körper und senken das Fieber. Als die Chemiker dann die Molekularstruktur dieses heilenden Wirkstoffs der Weide entdeckt hatten, konnten sie ihn auch synthetisch herstellen. Das Medikament heißt Aspirin. Harmony besitzt wahre Schätze an Heilmitteln. Und ich bin entschlossen, diese Schätze zu heben, Johnny – jeden einzelnen.«
    Sie liebten sich in Johnnys Wohnung die ganze Nacht hindurch, feierten ihre Wiedervereinigung in Amerika und webten ihre beiderseitigen Träume zu einem gemeinsamen Teppich. Ein Jahr später schickte er ihr den Band mit dem preisgekrönten Silberlorbeerkranz -Gedichten von 1981. Dann kam ihr Anruf und zerriß das Traumgewebe, so daß die Fäden unrettbar verwirrt am Boden lagen.
    Wenn er es damals nicht gewagt hätte, ihr auf dem Umweg des Gedichts seine Gefühle zu offenbaren – würden sie einander immer noch lieben? Hätte er ihr das Buch nicht geschickt – würde sie trotzdem angerufen und ihm erklärt haben, sie brauche ihren Freiraum, ihre Ungebundenheit? Und hätte sie sich dann sechs Jahre später in San Francisco mit ihm getroffen? Hätte sie mit ihm geschlafen, anstatt vor ihm davonzulaufen?
    »Charlotte«, fragte er mit plötzlicher Neugier, »wie hast du eigentlich deine Großmutter dazu überreden können, die Fabrik hierher zu verlegen? Ich hätte nie gedacht, daß sie aus San Francisco weggehen würde.«
    »Ich stellte ein paar Nachforschungen an und fand heraus, daß in Südkalifornien mehr auf dem Gebiet der biomedizinischen Forschung und Entwicklung getan wird als irgendwo sonst auf der Welt. Da wußte ich, daß hier der richtige Standort für Harmony sein würde. Adrian fand die Idee auch gut und versuchte, meine Großmutter davon zu überzeugen. Er legte ihr Ertragstabellen vor, zeigte ihr Gewinnspannen auf und nannte die Gegend eine ›Gemeinde der Wissenschaft‹. Sie stellte sich taub. Ich sagte nur, daß wir dort zu einer Familie von Pharmaziefirmen gehören würden, und das machte sie zugänglich. Sie hat immer eine Schwäche für das Wort ›Familie‹ gehabt.«
    »Kein Wunder, daß sie dich zur Nachfolgerin bestimmt hat. Du hattest die gleiche Vision wie sie.«
    »Es gab eine Zeit«, sagte Charlotte leise, »da hatten du und ich die gleiche Vision.«
    Ihre Blicke begegneten sich, und innerhalb von drei Herzschlägen waren sie in der Erinnerung an eine gemeinsame Vergangenheit vereint.
    Er löste sich als erster aus der gefährlichen Situation. »Wir haben nur wenig Zeit.« Er stellte den Kaffee hin, wischte sich die Krümel von den Händen und fuhr fort: »Zuerst werde ich die geheimen Rezepturen durchgehen und nachsehen, ob unser Eindringling eine Prüfspur hinterlassen hat. Dann muß ich noch einmal ins Hauptgebäude hinüber.«
    »Eine Prüfspur?«
    »Das ist eine chronologische Aufzeichnung der Aktivitäten eines Systems. Prüfspur-Programme suchen nach fehlgeschlagenen Logg-ins für eine bestimmte Nutzer-Identität, ungewöhnlichen Logg-in-Zeiten, Löschungen, Änderungen und ähnlichen Dingen. Unser Freund hier erledigte seine Schmutzarbeit während der Geschäftszeiten. Die Sorte Eindringling, die sich erwischen läßt, macht dumme Fehler – sie dringen mitten in der Nacht ins System ein oder benutzen die Identität von jemandem, der in Urlaub ist.«
    »Und wie ist unser Mann in das System eingedrungen?«
    »Möglicherweise durch eine Hintertür, zum Beispiel über ein vom Software-Hersteller eingebautes Meister-Paßwort oder eine Lücke im Schutzprogramm. Äußerlich strotzt euer System vor Sicherheit, aber

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