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Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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einzelne von ihren Versuchslabors anzünden. Aber ich hatte ihren Namen längst vergessen, Jonathan, das ist die Wahrheit. Es waren damals so viele Leute beteiligt. Als Desmond mir von dem dritten Opfer erzählte – o Gott!« Sie fuhr sich mit der Hand an den Mund. »Knight!«
    »Ja, Knight.« Jonathan öffnete rasch ein Fach seiner Tasche und begann Werkzeuge herauszuräumen. »Wenn er es noch nicht weiß, wird er bald davon erfahren, sobald er nämlich merkt, daß Rusty nicht unser Mann ist. Und dann wird er sich nach einem anderen Verdächtigen umschauen.«
    Charlotte brauchte nicht zu fragen, wen er meinte.
    Als sie sah, welche Sachen er ausgesucht hatte, um die Taschen seines schwarzen Anoraks zu füllen, fragte sie: »Was hast du vor?«
    Er hakte sich verschiedene Werkzeuge an den Gürtel. »Wir müssen hier weg, Charlotte. Du bist auf diesem Gelände nicht mehr sicher. Weder vor dem Killer noch vor Valerius Knight, der jeden Augenblick mit einem Haftbefehl aufkreuzen kann. Ich richte eine Fernverbindung ein, so daß wir von einem anderen Computerstandort aus weiterarbeiten können, und dann suchen wir uns ein Versteck.«
    Sie griff nach der Ledertasche. »Ich nehme ein paar Sachen mit. Jonathan … du hast doch nicht wirklich Naomi verdächtigt?«
    »O doch.« Er sah ihr gerade ins Gesicht. »Und ich tue es noch.«

37
    1936  – San Francisco, Kalifornien
    Der Tag, an dem der Drache schließlich offen auf mich losging, war ein Tag mit kaltem Wind und heißer Sonne, einem porzellanblauen Himmel und strahlend weißen Wolken – ein Glückstag. Ich kleidete mich sorgfältig an und gab mir große Mühe, nicht vor lauter Aufregung etwas umzuwerfen und zu zerbrechen, denn dann hätte ich meine Verabredung auf einen anderen Tag verschieben müssen. Mr. Lee begleitete mich natürlich, und wir nahmen auch unsere Tochter Iris mit, ohne die wir nirgends hingingen.
    Auf dem Weg nach Daly City achtete ich aufmerksam auf alle Omen. Beim ersten Hinweis auf Unglück würden wir umkehren und nach Hause zurückfahren. Heute brauchte ich soviel Glück wie nie zuvor, denn heute sollte sich endlich mein Traum verwirklichen.
    Als ich damals vor sieben Jahren zutiefst gedemütigt Mrs. Barclays Club verließ, war ich sofort zu Mr. Lee gegangen und hatte ihm gesagt, ich würde seiner Familie die Überfahrt nach Kalifornien bezahlen. Außerdem würde ich ihnen allen Arbeit geben. Dafür sollte er mir einen Gefallen tun. Ich bat ihn, mich zu heiraten.
    Für eine Chinesin ist eine solche Bitte eine Schande, aber Mr. Lee reagierte anders. Er antwortete mir ehrenhaft und würdig.
    Er wußte, daß ich schwanger war, und erklärte, das sei nicht von Bedeutung. Wir sprachen nicht von Liebe, aber ich glaube, er liebte mich. Heute glaube ich, daß Mr. Lee mich die ganzen Jahre über geliebt hat, damals in Chinatown, als ich sein Telefon benutzte, als unsere Wohnungen wie unsere Lebensumstände auf und ab gingen, als ich ihm dabei zuschaute, wie er seine Träume malte, und er sich anhörte, wie ich meine Träume spann. Er drückte seine stille Liebe aus, indem er das Kind eines anderen als eigenes annahm. Jeder glaubte uns, als wir sagten, Iris sei zwei Monate zu früh geboren, denn der Zufall wollte es, daß sie ein kleines, zerbrechliches Geschöpf war, das die ersten Wochen fast nicht überlebt hätte.
    Gideon freilich ließ sich nicht täuschen. An dem Abend vor acht Jahren, als er beim Hochzeitsempfang so überraschend vor der Tür stand, hatte er gefragt: »Warum, Harmonie? Warum hast du nicht gewartet?« Sieben Monate später bekam er seine Antwort.
    Iris wurde zum Mittelpunkt meiner Welt. Wie hätte es anders sein können? In ihren Adern floß das Blut meines verehrten Vaters Richard Barclay und das des Mannes, der mein Herz in seinen Händen hielt, meines geliebten Gideon. Sie war ein süßes, bezauberndes Kind, und als man sie mir in die Arme legte, wurde mein neuer Traum geboren – für Iris würde ich meinen kleinen Betrieb zu einem Imperium ausbauen.
    Ich wurde wieder ganz Chinesin. Nach meiner Erfahrung in Fionas Club versuchte ich nie wieder, eine Weiße zu sein. Ich sah Gideons Mutter nur einmal – als Gideon und Olivia heirateten und Mr. Lee und ich an der Trauung teilnahmen. Ihr Sohn kam sechs Monate nach Iris zur Welt. Sie nannten ihn Adrian, nach Olivias Großvater. Damit hätten sich eigentlich meine Wege und die meines geliebten Gideon trennen sollen, aber wir blieben trotzdem miteinander verbunden, zum

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