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Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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mir jedesmal.« Sie lachte mit vollem Mund und wischte sich das Kinn ab. »He, die sind ja frischer, als ich dachte. Unsere Küche bäckt die besten Donuts weit und breit. Zuerst fritieren sie sie, dann füllen sie sie mit Vanillepudding, Schokolade oder Konfitüre, und dann stäuben sie Zucker und Zimt darüber. Sie müssen sie versuchen, wenn sie noch warm sind … außen ein ganz bißchen knusprig und innen so, daß sie einem im Mund zergehen.«
    Sie sah, wie er sich rasch mit der Zunge über die Lippen fuhr.
    »Sind Sie wirklich sicher?« Sie hielt ihm das Tablett hin. »Ein einziger kleiner Donut wird Ihnen nicht schaden. Und ich werde es niemandem erzählen, solange Sie es nicht selbst tun«, fügte sie augenzwinkernd hinzu.
    Er lehnte nochmals ab, aber sie merkte, daß er zögerte. Also knabberte sie weiter an ihrem Donut, kommentierte jeden einzelnen Bissen und behauptete, jetzt wieder mit einer Diät beginnen zu müssen, so üppig, süß und köstlich sei das Gebäck. Als sie seine Augen zum Tablett und sofort wieder wegschweifen sah, bot sie es ihm erneut an, und diesmal meinte er: »Na ja …«
    »Schützen Sie mich vor mir selbst!« bat sie lachend und stieß ihm das Tablett fast in die Rippen.
    »Ich denke, einer geht in Ordnung«, sagte er. »Vielen Dank, Ma’am.« Er nahm auch eine Tasse Kaffee von ihr an.
    Über ihnen flackerten die Lampen. »Was für eine Nacht!« seufzte Charlotte. »Es regnet ja nicht viel bei uns, aber wenn, dann wartet man jeden Moment darauf, daß Noah mit der Arche vorbeigesegelt kommt.«
    »Ja, Ma’am.«
    Charlotte lehnte sich an die dem Computerraum gegenüberliegende Wand, verschränkte die Arme vor der Brust und meinte: »Nicht sehr amüsant, die ganze Nacht allein hier rumzuhocken, wie?«
    »Nein, nicht besonders.« Er hatte den Donut gegessen und wischte sich den Mund mit einer Papierserviette ab.
    »Nehmen Sie noch einen.« Sie zeigte auf das Tablett.
    Diesmal mußte sie ihn nicht überreden.
    Sie warf einen Blick in den Gang, wo Jonathan wartete, beobachtete, wie der Agent den zweiten Donut verschlang und mit dem restlichen Kaffee hinunterspülte und fragte dann: »Wird es Ihnen eigentlich nicht langweilig, so ganz allein? Dürfen Sie Zeitschriften lesen? Ich hole Ihnen gerne …«
    »Alles bestens, Ma’am. Danke für den Kaffee und die Donuts.«
    Sie lehnte weiter mit verschränkten Armen an der Wand und sah nach oben zur Uhr. Nur noch zweieinhalb Stunden bis zu ihrem Sechs-Uhr-Ultimatum. Wie lange es dauern würde, bis Knight wieder auftauchte, ließ sich nur raten. Als sie in ihre Jackentasche griff, merkte sie, daß der Agent sie scharf beobachtete. Sie erwiderte seinen Blick nicht, sondern zog das kleine Rätselkästchen heraus und begann es in den Händen zu drehen.
    Während ihre Finger das erste Täfelchen suchten und zur Seite schoben, begann Charlotte leise zu summen. Der Agent ließ die Augen nicht von ihren Händen. Sie fand das zweite Täfelchen, bewegte es langsam und summte dabei. Die Melodie war einfach, ein Wiegenlied aus ihrer Kinderzeit. Sie summte geistesabwesend vor sich hin und arbeitete dabei gemächlich an ihrem Kästchen, drehte es hierhin und dorthin, rhythmisch, hypnotisch. Hier hinter den teuer ausgestatteten und schalldichten Mauern war der Sturm, der draußen immer noch tobte, kaum zu hören. Die Inneneinrichtung der Vorstandsetage von Harmony Biotec stammte von Margo Barclay. Sie selbst hatte den dicken, blaßblauen Teppichboden ausgesucht, die beige Grastapete an den Wänden, die blausilbernen Abtrennungen zwischen den Kabinen der Sekretärinnen und die milde, indirekte Beleuchtung. Damit hatte eine zurückhaltende, geschmackvolle Umgebung geschaffen werden sollen. In dieser stürmischen Nacht wirkte das Haus wie ein Kokon.
    Als der Agent sich das erste Mal die Hand vor den Mund hielt und gähnte, schaute Charlotte nicht hin. Als er den Mund zum zweiten Mal weit aufriß, warf sie ihm einen verstohlenen Seitenblick zu. Das dritte Gähnen wurde von schnellem Blinzeln begleitet – ein Mann, der sich anstrengte, wach zu bleiben.
    Es dauerte ein paar Minuten länger, als sie erwartet hatte, dann aber tat der Sirup, den sie in die Himbeermarmelade gespritzt hatte, endlich seine Wirkung. Obwohl nicht bundesamtlich zur Herstellung von Opiumpräparaten zugelassen, verfügte das Laboratorium von Harmony Biotec doch über einen reichlichen Vorrat von Papaver somniferum zu Forschungszwecken. Bekannt als Mohn, bedeutete der lateinische

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