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Das Haus der Madame Rose

Das Haus der Madame Rose

Titel: Das Haus der Madame Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatiana de Rosnay
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Übelkeit und andere Komplikationen. Ich war damals zweiundzwanzig Jahre alt, und ich war gesund.
    Sengende Julihitze. Es hatte wochenlang nicht geregnet. Die Wehen hatten bereits eingesetzt, und der Schmerz in meinem Rücken wurde immer schneidender. Ich fragte mich auf einmal, ob das, was vor mir lag, nicht entsetzlich schmerzhaft werden würde. Doch ich wollte noch nicht klagen. Ich lag im Bett, Maman Odette hielt meine Hand. Die Hebamme kam spät, sie war in einen Aufstand geraten und kam atemlos an, ihre Haube saß ganz schief. Wir hatten keine Ahnung, was draußen los war. Sie informierte Dich und Maman Odette im Flüsterton, dass die Leute auf die Barrikaden gingen und dass es schlimm kommen würde. Sie dachte, ich könnte sie nicht hören, aber ich hörte sie sehr wohl.
    Während die Stunden verstrichen und ich langsam und mit wachsender Angst verstand, was Maman Odette gemeint hatte, als sie gesagt hatte, ich müsse »tapfer sein«, wurde klar, dass unser Kind sich entschieden hatte, mitten in einer brodelnden Revolution zur Welt zu kommen. In unserer kleinen Straße konnten wir das lauter werdende Grollen des Aufruhrs hören. Es begann mit Schreien, Rufen und Hufgeklapper. Von Panik ergriffene Nachbarn informierten Dich, dass die königliche Familie geflohen war.
    Ich hörte all dies wie aus weiter Ferne. Man drückte mir ein feuchtes Tuch auf die Stirn, aber das linderte weder den Schmerz noch die Hitze. Hin und wieder musste ich würgen, mein Inneres war aufgewühlt vor Qual, aber ich erbrach nichts außer Galle. Unter Tränen gestand ich Maman Odette, dass ich mich außer Stande sähe, mich dieser Prüfung zu stellen. Sie versuchte mich zu besänftigen, aber ich sah, dass auch sie Angst hatte. Immer wieder lief sie zum Fenster und blickte nach draußen. Sie ging hinunter, um mit Dir und den Nachbarn zu sprechen. Alle interessierten sich nur für die Unruhen, nicht für dieses Kind. Es schien sich wirklich niemand um mich und das Baby zu kümmern. Was würde werden, wenn Ihr alle, auch die Hebamme, das Haus verlassen, wenn Ihr gehen und mich hier lassen müsstet, hilflos, unfähig zu jeder Bewegung? Machten alle Frauen diesen Horror durch oder nur ich? Hatte auch meine Mutter solche Schmerzen gehabt? Und Maman Odette, als sie Dich bekam? Undenkbare Fragen, die ich niemals auszusprechen wagte und die ich Dir jetzt nur schreiben kann, weil niemand sie je lesen wird.
    Ich erinnere mich, dass ich anfing, unkontrolliert zu schluchzen, der Schmerz und das Grauen rissen an meinem Bauch. Während ich schmerzgekrümmt und schweißgebadet im Bett lag, hörte ich durch das offene Fenster die Schreie: »Nieder mit den Bourbonen!« Das tiefe Donnern der Kanonen erschreckte uns, die Hebamme bekreuzigte sich immer wieder. Nicht weit entfernt hörte man Gewehre krachen, ich betete, dass das Kind bald käme, ich betete, dass der Aufstand vorbeiginge. Das Schicksal unseres Königs und was mit unserer Stadt geschah, war mir egal. Wie egoistisch ich war, dass ich nur an mich dachte – nicht einmal an das Kind, nur an mich und diesen gewaltigen Schmerz.
    Es dauerte Stunden, die Nacht wurde zum Tage, und der nicht nachlassende Schmerz stach wie mit Feuerforken auf mich ein. Du hattest Dich unauffällig zurückgezogen, sicherlich warst Du mit Madame Odette unten im Salon, und ich tat zunächst alles, um meine Schreie in mir zu ersticken. Doch bald überkamen mich wieder diese Marterwellen, sie schlugen höher und höher, und ich musste die Schreie hinauslassen. Am Anfang versuchte ich sie mit meiner nassen Hand oder einem Kissen zu dämpfen, doch bald war ich fast in Trance vor Schmerz und schrie aus vollem Halse, ohne Rücksicht auf das offene Fenster und auf Dich unten im Salon. Niemals in meinem Leben hatte ich so laut, so kraftvoll geschrien. Meine Kehle war ganz trocken. Ich hatte keine Tränen mehr. Ich dachte, ich müsse sterben. Und manchmal wurde es so unerträglich, dass ich auch wirklich sterben wollte.
    Als dann die lauteste und tieftönendste Glocke von Notre-Dame ein Warngeläut anstimmte, ein nicht enden wollendes Gedröhn, das mein erschöpftes Gehirn hämmernd durchdrang, da wurde schließlich meine Tochter geboren – in den schlimmsten Stunden der Revolte, am letzten der drei blutigen Tage, an dem das Hôtel de Ville gestürmt wurde. Maman Odette erfuhr, dass die Trikolore des Volkes hoch über den Dächern wehte und die weiß-goldene Fahne der Bourbonen nirgends mehr zu sehen war. Du hattest gehört, dass

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