Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus der Rajanis

Das Haus der Rajanis

Titel: Das Haus der Rajanis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alon Hilu
Vom Netzwerk:
hineinzuwerfen.
    Sachte näherte ich mich ihm und flüsterte: «Salach».
    Überrascht hob er den Kopf. Als er meiner ansichtig wurde, trat eine jungfräuliche Röte auf seine Wangen. Er war sichtlich erregt.
    Ich trat zu ihm an den Rand des Bassins, dessen Wasser von Strudeln aufgewühlt war, was darin seine Ursache hatte, dass Bäche unentwegt aus dem Rad strömten, welches von dem Maultier unverdrossen gezogen ward. Ich ergriff einen Zweig und schob die Algen und Gräser beiseite, um die Schönheit des klaren, reinen Wassers zu entdecken, das aus den Tiefen des Bassins sprudelte. Der Junge schwieg, sein Blick sinnend und ernst. Auch ich schwieg. Eine angenehme Herbstbrise strich durch die Bäume. Leuchtende Wolken zogen am Himmelszelt vorüber. Schließlich sagte Salach: «Siehst du dieses Bassin?»
    «Was ist damit?», fragte ich.
    «Aus ihm wird mein Ende kommen», erwiderte er.
    «Wünschest du darin dein Ende denn?», fragte ich.
    «Ob ich dies wünsche oder nicht, ist nicht von Belang.»
    Ich tauchte den Zweig tief in das dunkle Wasser. Der Junge war sonderlich, soviel konnte ich sehen. Seine Rede, still und getränkt von Melancholie, als ruhe das Leid der ganzen Welt auf seinen schmächtigen Schultern. Sein Mienenspiel hingegen ist vexierend, denn zuweilen scheint schwachsinnig er, zuweilen klug und altersweise. Ja, selbst sein Körper kündet von seiner Sonderlichkeit. Seinen Gliedern ermangelt es an Anmut und Liebreiz. Sein Haar ist schwarz, jedoch welk und dünn und ohne den asiatischen Glanz. Die grüne Farbe der Augen seiner Mutter hat er ebenso wenig geerbt wie ihr charmantes Auftreten oder ihr Lachen, das jedes Mannes Herz bezaubert.
    Indes, dieser Junge war der einzige Zugang zum Herzen der Araberin und ihrem Anwesen, das schöner als alle Schönheit.
    Ein Gedanke spross in meinem Hirn. Ich sagte: «Bist du der Kunst des Schwimmens kundig, im Meer oder in einem Fluss?»
    «Nein», gab er zurück.
    «Hat dein Vater dieses dich nicht gelehrt?», fragte ich.
    Er schwieg verlegen.
    Ich sagte: «Leg dein Gewand ab.»
    Zunächst schien es, als stürze ihn der Gedanke, sich zu entkleiden, in Verlegenheit, doch nachdem ich Hemd und Hosen abgelegt und beinahe gänzlich nackt vor ihm stand, um alsdann in das Bassin zu springen, tat er es mir nach. Seine Arme waren mager und zerbrechlich, als hätte er schon geraume Zeit kein Stückchen Brot mehr über die Lippen bekommen. All seine schüchternen Manieriertheiten kündeten davon, dass zu viel er sich in Gesellschaft von Frauen aufgehalten und des Umgangs mit seinem Vater oder einem anderen Manne entwöhnt war.
    Nachdem er seine Kleider abgelegt, stand widerstrebend und unschlüssig er da, kitzelte mit der großen Zehe seines rechten Fußes das Wasser und ließ seinen Blick umherstreifen. Mir blieb keine andere Wahl, als ihn ins Wasser zu ziehen. Der Junge tauchte unter, schlug und bebte vor Angst, kam mit geschlossenen Augen und tropfenden Wimpern aus dem Wasser, zappelnd und bläulich, aber lebend und atmend. Aus seinem Mund brach ein geschnauftes Lachen voller Überraschung.
    Nachdem wir uns wieder angekleidet, wirkte der Junge gekräftigt, freudig erregt und ein klein wenig unbeschwerter. Seine Mutter und die Dienerin hatten Gelächter vernommen und kamen zu uns geeilt, ungläubig. Die Alte ward gar in ihrem üblichen Grimm besänftigt und beschaute sich staunend den Jungen, wie er alberte und lachte. Sie schloss Salach fest in ihre Arme und führte ihn sodann in das weitläufige Haus, um ihn von dem Wasser zu trocknen.
    Afifa und ich blieben allein zurück. Sogleich dankte sie mir für die Güte und Gnade, die ich ihrem Sohn Salach gewährt.
    Ich sagte: «Der Junge bedarf der Gesellschaft eines Mannes.»
    Sie lachte ihr glockenhelles Lachen und sagte: «Seine Mutter überdies.»
    «Darf ich euch somit erneut besuchen?», fragte ich.
    Sie ließ die Finger durch ihr Haar gleiten, schürzte die Lippen und sagte: «Sehr gern.»
    Ich gab ihr einen Kuss auf die Lippen und empfahl mich.

    Nachdem der Engel Gabriel mich und mein Leben gerettet, seine Kleider abgelegt, einen Sprung in das Bassin getan und heldenhaft und mutig gegen den grünäugigen Dschinn gekämpft hatte,sein nackter Körper meine Peiniger erbarmungslos hieb, bis der Dschinn und die anderen Wasserungeheuer sich geschlagen in ihre tiefen und verborgenen Höhlen geflüchtet, und nachdem er sich mit einer Umarmung und einem Kuss von mir verabschiedet und mir versichert, schon bald zu mir

Weitere Kostenlose Bücher