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Das Haus der Rajanis

Das Haus der Rajanis

Titel: Das Haus der Rajanis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alon Hilu
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dar an zu hindern, ihr Salär und die Prozente, die sie so lieben, von mir einzufordern.
    Zur Nachmittagsstunde wanderte leise vor mich hin pfeifend ich durch die Gassen Jaffas, die argwöhnischen Blicke der Araber weckend, doch die Wahrheit ist, dass ein großer Optimismus über mich gekommen ist, wie ein Traum, den ich noch nicht gewagt, einer Menschenseele anzuvertrauen, nur den Seiten dieses Tagebuches.
    Ein Kümmernis ist, dass die Wege der Frauen hinterlistig und voller Fallen. Ein jeder, der sich seinen Weg zu ihnen bahnen möchte, muss desgleichen List und äußerste Vorsicht walten lassen. Kein Weg indes sich findet, die Frau in Gänze zu verstehen, da ihr Hirn wankelmütig und betrügerisch ist wie das der Katzen, Kreaturen, die so wenig zu domestizieren wie zu bändigen sind und allein ihren Launen und Kaprizen unterworfen, und, da sie eines Menschen Wunsch erkennen, flugs das genaue Gegenteil davon tun.
    Wie die Katzen – so auch die Frauen. Nicht auf direktem Wege gilt es, sich ihnen zu nähern, sondern auf verschlungenen, gewundenen Pfaden. Ein Mann, der kommt, sie ohne Ouvertüre zu begatten, wird all ihrer Süße nicht gewahr werden. Genötigt ist er, sich zu verstellen, als sei er des Aktes nicht begierig, sie mit Geschichten und Schimären zu umgarnen und zu bezirzen, um nur so die Flamme der Wollust in ihr zu wecken.
    Kurzum, die Worte der Afifa Rajani ließen in mir die Entscheidung reifen, diesem jungen arabischen Mädchen nicht eine Botschaft mehr zu senden, das Landgut nicht aufzusuchen und ihr nicht einmal die leiseste Andeutung zu machen. Einstweilen würde ich die Berührung meiner Finger in ihren Schenkel sickern lassen, würde ihren fraulichen Instinkten erlauben zu gegenwärtigen, was sich in jenem Kämmerchen zugetragen, ihrer weiblichen Lust, sich langsam zu entzünden, bis sie aus freien Stücken zu mir käme, um mir ihre Liebe und ihre Ländereien darzubringen.
    Ich werde daher eine Woche zuwarten und sehen, wie sich diese Sache entwickelt.

9. Oktober 1895, Neve Shalom
    Mehr als sieben Tage sind verstrichen vom Tage meines Besuches auf dem Landgut der Rajanis. Und noch habe von Madame Afifa ich nichts gehört. Meine Nerven reißen. Meine Leidenschaft ist entflammt. Warum schickt keine weiteren Noten sie mir oder bittet eindringlich, ich möge zu ihr kommen? Oder sollte ich mich verspekuliert haben? Heimtückisch diese Frauen sind wie Schlangen, die unter dichtem Buschwerk lauern. Ihre Geduld und Verschlagenheit würde jede lebende Kreatur in Erstaunen versetzen.

    Zehn Tage sind vergangen, zehn ganze Tage, und der Engel Gabriel ist nicht wieder erschienen am Himmel über unserem Anwesen, ist nicht herabgestiegen, alle Güte und Gnade zu bringen, die in seinen flatternden Flügeln verborgen, derweil Mutter mir keine Beachtung schenkt, sondern unter den Pachtbauern ein und aus geht und sie knechtet, Amina mit ihren Töpfen in der Küche beschäftigt ist und mit dem Sauberhalten des großen Hauses, in dem wir wohnen, und selbst die Geschichten, denen ich mich an beständigen Tagen hingegeben, wenden sich ab von mir und wollen nicht weitererzählt sein, da ihre Gestalten mein Antlitz fliehen, sich unter Überwürfen aus Lug und Trug verbergen, leblos und unwahr daherkommen, nichts als Wortgeklingel ohne Anfang und ohne Ende sind.

10. Oktober 1895, Neve Shalom
    Noch immer kein Wort oder Laut von der betörenden Frau. Doch werde ich noch zwei weitere Wochen zuwarten, ohne etwas zu unternehmen. Denn fürwahr, eines Mannes Kraft weit größer ist als die eines Weibes.

11. Oktober 1895, Neve Shalom
    Der Mann ist schwach und sein Trieb gar stärker als er. Mein Herz ertüchtigt mich nicht, zu warten bis ans Ende aller Zeiten, ja nicht einmal bis zur nächsten Woche. Daher griff ich mir heute meinen Hut und war alsbald in Begriff, die Stadt zu verlassen. Doch noch ehe ich die Schwelle unseres Hauses überschritten, erspähte mich die gnädige Frau und verlangte meine Anwesenheit für den gesamten Abend.
    Ohne Umschweife sagte ich ihr: «Die Chowewei Zion wünschen mich eiligst am Sitz ihres Zentralkomitees zu treffen.»
    «Und wo befindet sich dieser?», forschte sie.
    «Im Nabulsi-Haus», beschied ich sie, «am Ende der Bustrus-Straße.»
    «Ich werde dort auf dich warten», sagte sie, «und hernach gehen wir auf den Markt der Duftessenzen und Blumen.»
    Mit einem Male häutete sich diese zänkische Person und mimte die liebende und romantische Gattin, die meine Nähe sucht wie die Zecke

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