Das Haus der Rajanis
etwas zu erstehen, damit – Gott bewahre! – von ihr nicht verlangt, das Hackmesser über einem Stück Fleisch zu schwingen oder Kleie und Grütze zu kochen oder Petersilie, Zwiebeln und Tomaten zu hacken. Und nun male man sich die Gerichte Afifas aus, die in der geräumigen Küche ihres arabischen Hauses steht, Gemüse putzt und dabei viel lacht, da alles ihr gut gelaunt, voller Lebensfreude und Unbeschwertheit von der Hand geht, sie Streifen von Auberginen über dem offenen Feuer röstet und dampfende Brotfladen backt, die sie mit einer Art sonderbaren Sesampaste bestreicht, welche die Araber
Tahina
nennen. Alsdann füllt sie allerlei Gemüse wie Zucchini, Kürbis und Tomaten mit allen Arten von Delikatessen, so etwa Hackfleisch versetzt mit Karotten und Rosinen. Und wenn Salach und ich uns an den niedrigen Tisch gesetzt, der Junge wie es nun mal seine Art ein wenig melancholisch, aber dennoch gesunden Appetites ist nach unseren Streichen, und wir die gesamte Mahlzeit vertilgt, serviert sie uns Grieskekse, Nüsse und Datteln und bringt mir den bitteren, starken
Qahwah
, den die Araber zu trinken pflegen. Ich lehne meinen Rücken an die mit dicken Stoffbahnen bedeckte Wand, kunstvoll bestickte Kissen, gefüllt mit Federn und Stroh unter mir, die Schalen mit der süßesten Nachspeise vor mir, hätschle meinen wohlgefüllten Bauch und sage mir, vortrefflicher als dies kann es nicht werden.
Ein wunderbarer Vorzug ist dem Lande Israel zueigen, da in den Herbstmonaten das Wetter in der Levante überaus lieblichsich zeigt, der Wind angenehm weht und einem nicht das Blut in den Adern gefrieren lässt, die See zuweilen stürmisch ist und zuweilen nicht. Wie erhebend, auf einer Sandsteinklippe zu sitzen und den Wolken bei ihrem Spiel zuzusehen, wie sie sich über deinem Kopfe ballen und verbinden, da du die vorzügliche Luft des Anwesens der Rajanis in deine Lungen saugst.
Anfangs pflegte ich für eine Stunde oder deren zweie am späten Nachmittage zu ihnen zu kommen, nach einer Weile dann gegen Mittag, um halbe Tage zu bleiben und mit dem Jungen, dessen Stimme noch nicht gebrochen und dessen Lippe noch von keinem Flaum geziert, unter den Bäumen und durch die Obstpflanzungen zu spazieren in dem Bestreben, ihm das eine oder andere Wort zu entlocken über die Ursache seiner sonderbaren, bedrückenden Krankheit. Doch Salach verrät mir nicht einmal das Wenigste, sagt nur, dass, wenn er mit mir und ich mit ihm, er hochgestimmt und froh ist. Ja, selbst das fortwährende Sinnen über den eigenen Tod und die Albträume, die ihn um den Schlaf gebracht, sind verschwunden, und allem Anscheine nach gesundet er tatsächlich zusehends, so wie er es seiner Mutter prophezeit.
An einem der Tage dieser Woche, da wir durch das Dorf der Pachtbauern auf dem Geviert des Anwesens schritten und die armseligen Bauern betrachteten, die wie Esel sich plagen, fühlte ich meine Blase gefüllt und sagte zu Salach: «Komm, lass uns unser Wasser abschlagen.» Verstört und verwirrt war er, dennoch führte ich ihn zwischen die Bäume, löste dort meine Kleidung und begann, im Stehen an eine Mauer zu urinieren. Salach beäugte mich, von maßlosem Erstaunen und Entsetzen ergriffen. Wahrscheinlich pflegte er beim Akt des Wasserlassens gehockt sich zu bücken wie seine Mutter. Eine andere Möglichkeit war bis zum heutigen Tage ihm noch nicht einmal in den Sinn gekommen.Er bedachte mich mit einem Blick, der ganz und gar Bewunderung, ließ seine Hosen herab und stand da, es mir gleichzutun, und ein aufgeregtes Lachen ergoss von seiner Zunge sich, als sein sprudelndes Geschlechtsteil er umfasste.
An einem anderen Morgen befragte ich ihn nach seinem Vater, um ihm Informationen zu entlocken, die mir zu dem Anwesen erforderlich. Sein Gesicht verfinsterte sich und er sagte mir, sein Vater sei stets auf Reisen, segle über die Meere, und bei seinen seltenen und kurz bemessenen Aufenthalten auf dem Landgut vergälle er das Leben aller im Haus. Die Mutter weine, die Dienerin sei noch mürrischer und unwirscher als für gewöhnlich schon, und Salach selbst finde zurück zu seinen schlechten Gedanken und sehe sich selbst mit von Steinen beschwerten Taschen und wassertriefenden Kleidern, die ihn hinab, hinab auf den Grund des modrigen Bassins zögen, um dort zu ersticken, zu sterben und zu versinken.
Ich fragte ihn: «Wann wird dein Vater zurückkehren?»
«Ich weiß es nicht», erwiderte er, und seine Lippen bebten wie bei einem, der sich anschickt, in Tränen
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